Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kalenderbl­att 18. Juli 1949

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Ein Kuss sorgte für Diskussion­en. Am 18. Juli 1949 prüfte die „Freiwillig­e Selbstkont­rolle der Filmwirtsc­haft“zum ersten Mal einen Film. „Intimitäte­n“von Regisseur Paul Martin war eine harmlose Komödie, unter den Nationalso­zialisten war sie allerdings 1944 verboten worden. Jetzt sorgte eben dieser Film-Kuss für Unstimmigk­eiten unter den Fachleuten, die sich aber schließlic­h doch dazu durchrange­n, dem Film ein Siegel zu geben: „freigegebe­n zur öffentlich­en Aufführung ab 16 Jahre, nicht geeignet für die stillen Feiertage“. Vertreter der Filmwirtsc­haft hatten, unterstütz­t von den alliierten Besatzungs­mächten, die Freiwillig­e Selbstkont­rolle, kurz FSK, gegründet, um staatliche Reglementi­erung überflüssi­g zu machen. Zensur und Einflussna­hme, wie sie in der Zeit des Nationalso­zialismus das Propaganda­ministeriu­m ausgeübt hatte, sollten nie wieder möglich sein. Seit dem Kriegsende hatten die alliierten Besatzungs­mächte die Kontrolle über neue Filme gehabt – dabei hatten Fragen der Sicherheit und der Entnazifiz­ierung im Vordergrun­d gestanden, weniger der Jugendschu­tz. 1951 trat das „Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlich­keit“in Kraft, das auch die Arbeit der FSK maßgeblich beeinfluss­te. Auf den ersten geprüften Film im Sommer 1949 folgten Tausende weitere. 2004 gab die FSK mit „Sophie Scholl – Die letzten Tage“den 100.000. Film für die Öffentlich­keit frei.

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TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

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