Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Maria Laach macht glücklich
Am Ende wartet der Biergarten. Einkehr muss nicht nur geistlich sein Die weltberühmte Benediktinerabtei liegt wunderschön am Rande des Laacher Sees und bietet alles, was einen schönen Tag im Rheinland ausmacht.
MARIA LAACH Vielleicht ist es das sommerliche Ausflugsziel des Rheinlandes schlechthin? Nirgendwo sonst finden Geschichte, Kultur, Landschaft, Natur und Freizeitvergnügen so perfekt zusammen wie in Maria Laach. Weil das so ist, kommen jedes Jahr bis zu einer Million Tagesgäste in die mittelalterliche Klosterkirche mit ihrer fast tausendjährigen Geschichte. Das prägt den Ort und wird ihm doch nicht gerecht. Es gibt neben Rummel die Einkehr, neben der Pommesbude den Hofladen mit Produkten des Klostergutes, neben Kitsch aus Metall eine Klostergärtnerei, die Pflanzen in einer Fülle verkauft, die ihresgleichen sucht. Es gibt einen stillen See zum Baden und Bootfahren. Und es gibt das Paradies.
Maria Laach ist ein richtiges Kloster, in dem ein Konvent von etwa 35 Benediktiner-Mönchen lebt und arbeitet. Getreu der Regel ora et labora. Von dieser Gemeinschaft bekommen die Gäste wenig mit, auch wenn das stille Leben den Ort in jeder Hinsicht prägt. Prior-Administrator Albert Sieger machte das ganz beiläufig. Wenn er von „wir“spricht und dabei das Mittelalter meint, als die Abtei 1093 gegründet wurde. Das macht ein Stück der Perspektive deutlich, die dieser Ort eröffnet: Hier geht es um die Ewigkeit und den richtigen Weg zu Gott.
Dafür zogen sich die Mönche in den Wald am See zurück. Im Jahr 1216 waren Kirche und Kloster weitgehend vollendet. Auf einer kleinen Kuppe oberhalb des Wassers steht bis heute scheinbar unverändert eine große dreischiffige romanische Abtei, wie es sie im Rheinland so schön kaum noch ein zweites Mal gibt. Sechs wuchtige, aber elegante Türme aus Vulkanstein in hell und dunkel, runde Bögen, kleine Fenster und vor dem Eingang das Paradies: ein säulenbestandener Umgang um einen kleinen Garten, in dem ein von Löwen getragener Brunnen plätschert. Wer Ruhe sucht und die Nähe zu Gott, der findet beides hier sofort. So etwas gibt es nördlich der Alpen nicht ein zweites Mal.
Jeder Besucher wähnt sich sogleich im Mittelalter. Dabei ist der Brunnen erst in den 1930er Jahren entstanden, und das Kloster ist mit Ausnahme der Kirche und einiger anderer Gebäude auch nicht wirklich alt. Die Geschichte hat der Benediktiner-Gemeinschaft hart zugesetzt. 1802 wurde das Kloster geschlossen, die Anlage als landwirtschaftliches Gut verkauft. Das Kloster brannte zum Teil ab, bis es Mitte des 19. Jahrhunderts von den Jesuiten wiederbelebt wurde. Sie richteten auch die berühmte Bibliothek neu ein, die mittelalterliche Büchersammlung war in alle Winde zerstreut.
Erst 1892 kehrten die Benediktiner zurück. Kaiser Wilhelm II. wollte nach dem Kulturkampf den Katholiken im Rheinland Wohlwollen demonstrieren. Er kümmerte sich persönlich um die Ausstattung der Kirche, zum Beispiel mit einem übergroßen Christus-Mosaik im Chor. Sehenswert sind auch die Heiligenbilder aus dem späten Mittelalter, das Grabmal des Klostergründers und der Raum selbst. Er wirkt so wie vor Jahrhunderten und ist doch das Ergebnis eines Rückbaus im 20. Jahrhundert, als man alles Barocke aus der Kirche entfernte und die Fenster auf das alte Maß verkleinerte.
Das Kloster lebt und hat daher eine bewegte Geschichte. Konrad Adenauer versteckte sich hier 1933, als die Nationalsozialisten ihn aus Köln vertrieben hatten. Edith Stein war 1933 zu Besuch. Die späteren Päpste Paul VI., Johannes-Paul II. und Benedikt XVI., Goethe und der Freiherr vom Stein lebten hier. Das Kloster pflegt besonders das Thema Liturgie und hat wesentliche Impulse für die Entwicklung katholischer Glaubenspraxis gegeben.
Das Kloster hat seit seiner Wiedergründung eine Reihe von Wirtschaftsbetrieben, die helfen, die immer wieder baufällige Anlage zu unterhalten und den Mönchen den Lebensunterhalt zu sichern: Prachtvoll ist die Gärtnerei, die alle Qualitäten hat: Stauden in ungezählter Vielfalt, Blütenpracht und Schönheit, außerdem Gehölze aus aller Welt, Kakteen und Rosen. Die heißen „Schöne Koblenzerin“oder „Maria Laach“. Wer einen Garten hat, kann einfach ein Stück des Klosters mit nach Hause nehmen. Wer keinen hat, schlendert durch das duftende Gewächshaus und genießt den Blick über Blumen.
Es gibt auch eine sehenswerte Buchhandlung: mehrfach preisgekrönt wegen ihres kulturellen Programms und der Auswahl ihrer Bücher, die sich auf Lebens- und Glaubensfragen konzentrieren. Dazu gibt es jede Menge christliche Kunst.
Der Hofladen am Parkplatz verkauft Fleisch und andere Waren aus dem Hofgut, der Landwirtschaft des Klosters. Ansonsten gleicht der Laden eher einem ganz normalen Bioladen, denn nur wenige Dinge, die hier im Regal stehen, stammen tatsächlich aus Eigenproduktion. In den Truhen gibt es auch Fisch aus dem See, der ebenfalls dem Kloster gehört und dessen Fischerei verpachtet ist.
Der Laacher See ist ohnehin die eigentliche Attraktion des Tales. Er ist fast rund, denn er ist ein Krater, der mit Wasser vollgelaufen ist. Vor rund 12.000 Jahren war der Vulkan das letzte Mal aktiv. Aus seinem Grund steigen immer noch Kohlensäureblasen auf, der Berg schläft nur. Viele Bereiche sind Naturschutzgebiet. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, kann ihn umrunden, rund 13 Kilometer ist der Weg lang. Es lohnt sich, denn immer wieder gibt es schöne Blicke auf das Kloster, das sich auf einem anderen Wanderweg auch direkt umrunden lässt.
Am Ende des Weges warten das Klosterhotel oder der Biergarten. Einkehr muss ja nicht immer geistlich sein. Manchmal ist der Mensch ja schon mit weniger zufrieden. Maria Laach macht glücklich.