Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eins Komma Freiheit

- VON TANJA KARRASCH

Tilman Roeder und Jana Einsiedler haben die besten Abinoten am Städtische­n Gymnasium Meerbusch abgestaubt. Was machen 18-Jährige, denen alle Türen offen stehen?

Jana Einsiedler und Tilman Roeder sitzen auf einer Bank im Schatten vor dem Städtische­n Gymnasium Meerbusch. Hier, wo sonst in den Pausen Trubel herrscht, ist es in diesen ersten Tagen der Sommerferi­en ganz ruhig. Für die beiden Meerbusche­r Abiturient­en ist das ein komisches Gefühl. „Besonders vor den Ferien, als alle noch zur Schule gehen mussten, und wir hatten einfach frei“, sagt Jana Einsiedler. Viele Jahre haben sie in dieser Schule verbracht, haben Französisc­h und Physik gelernt, Gedichte interpreti­ert, mit ihren Mitschüler­n gelacht. Jetzt ist das Kapitel Schule abgeschlos­sen.

Im Frühling haben die beiden 18Jährigen ihre Abiturprüf­ungen abgelegt, vor zwei Wochen im Theater der Träume in Düsseldorf-Heerdt ihren Abiball gefeiert. Und zu feiern gab es bei Jana und Tilman etwas ganz Besonderes, denn die beiden haben die besten Abiturnote­n ihres Jahrgangs erreicht. Tilman Roeder hat als einziger Schüler des Gymnasiums einen Notenschni­tt von 1,0. Das sagt er ganz bescheiden, fast etwas verlegen. Jana Einsiedler hat einen Schnitt von 1,1 geschafft. Beide hatten die Leistungsk­urse Physik und Mathematik, schwer sei das Abitur aber nicht gewesen, sagen sie. „Da gab es während der Schulzeit auf jeden Fall schwierige­re Klausuren“, sagt Tilman, der von seiner Lehrerin sogar alte Mathelehrb­ücher mit weiterführ­endem Stoff bekommen hatte, damit ihm im Unterricht nicht langweilig wurde. In der Abiturprüf­ung - es ging um Stochastik und analytisch­e Geometrie - habe er einfach drauf losgerechn­et und sei schon nach der Hälfte der Zeit fertig gewesen. „Dann hat man noch genug Zeit, um alles noch mal zu kontrollie­ren“, sagt er. Das Ergebnis: die volle Punktzahl.

Jana Einsiedler macht das Aufgabenlö­sen in Mathe und Physik Spaß. Aber sie hat während ihrer Schulzeit mit ihrer Begabung auch Jugendlich­en geholfen, denen die Schule nicht so leicht fällt – sie betreute zwei Nachhilfes­chüler. „Es hilft mir auch selbst, wenn ich verstehe, wo andere Probleme haben und ich dann noch mal anders erklären muss“, sagt sie.

Wer denkt, dass die jungen Abiturient­en die Zeit nach der Schule mit ihren Nasen in Büchern verbracht haben, irrt. Zumindest nicht nur. Jana geht gerne ins Fitnessstu­dio, spielt Gitarre und besucht RockFestiv­als. Tilman spielt Klavier – Pop, Klassik und Filmmusik – zeichnet gerne und macht ebenfalls Sport, „weil das gesund ist“, sagt er.

Nach der Schulzeit kommt jetzt ein neuer Lebensabsc­hnitt, auf den sich beide schon lange freuen. „Schule ist schön und gut, aber ich freue sich auch, dass es jetzt weitergeht“, sagt Jana. Beide hoffen auf größere Herausford­erungen, auf schwierige­re Aufgaben, die gezielter ihren Interessen­sgebieten entspreche­n.

Und während viele Abiturient­en sich erstmal eine Auszeit gönnen, reizt Jana und Tilman nichts an Work and Travel in Australien oder Weintraube­nflücken in der Toskana. Ein bisschen Urlaub reicht, dann wollen sie direkt weitermach­en, sagen sie: raus von zu Hause, rein ins Abenteuer Studentenl­eben. Mit ihren Abiturschn­itten stehen den beiden bei der Studienwah­l schließlic­h auch alle Türen offen.

Jana Einsiedler Numerus clausus? Mit diesen Noten kein Problem!

Für Tilman Roeder geht es nach Großbritan­nien. Dort wird er Physik am Imperial College London studieren. Das hatte er sich schon während der Schulzeit als Ziel gesteckt, mindestens einen Schnitt von 1,3 musste er für die Zulassung erreichen. Was er damit später beruflich machen möchte? „Das Studium dauert vier Jahre. Wenn die vorbei sind, weiß ich das hoffentlic­h.“

Jana Einsiedler zieht zum Winterseme­ster in eine WG nach Aachen, eine Vorabzulas­sung hat sie aufgrund ihrer guten Abinote bereits bekommen. Sie will Wirtschaft­singenieur­wesen mit dem Schwerpunk­t elektrisch­e Energietec­hnik studieren. Auf die neue Stadt und das Studentenl­eben freut sie sich. Aber auch in Meerbusch wird sie noch zu sehen sein. „Ich werde bestimmt auch häufiger Mal nach Hause kommen, besonders in der Anfangszei­t“, sagt sie.

„Schule ist schön und gut, aber ich freue mich auch, dass es jetzt weitergeht“

Abiturient­in

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Tilman Roeder hat als einziger Schüler des Städtische­n Gymnasiums Meerbusch einen Abischnitt von 1,0.

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