Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gesellscha­ft Verein: Jubiläum statt Liquidatio­n

- VON NORBERT STIRKEN

Rainer Lohmann führt das neue Vorstandst­rio an. Seine Mitstreite­r sind Dirk Matura und Rechtsanwa­lt Klaus Kalenberg.

Manchmal kommt es anders, als man denkt: Statt den Krefelder Traditions­verein wie geplant aufzulösen, peilt die Gesellscha­ft Verein jetzt sogar neue Ziele an. Mit neuem Vorstand will er im Jahr 2021 ein seltenes Jubiläum feiern. Dann jährt sich die Vereinsgrü­ndung zum 200. Mal. Die Weichen haben die Mitglieder gleichsam in letzter Sekunde selbst gestellt. „Viel Glück! Wiederbele­bungen gelingen nicht immer, aber oft“, sagt der scheidende Vorsitzend­e, Professor Sawko Wassilew. Er muss es wissen, denn er ist Mediziner und machte der schon totgeglaub­ten Gesellscha­ft Verein Mut. Aus gutem Grund: Mit Rainer Lohmann und Dirk Matura hatten sich zwei „stolze Krefelder“gemeldet, die gemeinsam mit weiteren Freunden dafür einstehen wollen, dass die ehemals tonangeben­de Gesellscha­ft im Stadtgesch­ehen wieder eine Rolle spielt.

„Wenn wir das zulassen, dass die Gesellscha­ft aus der Öffentlich­keit verschwind­et, verliert Krefeld nicht nur ein (weiteres) wichtiges Stück Stadtgesch­ichte. Wir vertun auch die Chance, eine Institutio­n neu zu beleben, die viele positive Impulse und Perspektiv­en für das gesellscha­ftliche und kulturelle Leben in unserer Stadt geben kann“, sagt Lohmann. Er führt das neue Vorstandst­rio an. Seine Mitstreite­r sind Matura und Rechtsanwa­lt Klaus Kalenberg. „Die Liquidatio­n der Gesellscha­ft Verein entfällt“, hatte Kalenberg, der die Sitzung leitete, zuvor festgestel­lt. Den wenigen anwesenden Mitglieder­n fiel ein Stein vom Herzen. Auch, als sie hörten, wie Kalenberg erleichter­t die Rolle des Liquidator­s mit der des Schatzmeis­ters vertauscht­e.

Lohmann, Matura und Kalenberg sind allesamt waschechte Krefelder, alle drei sind angetreten, die Gesellscha­ft Verein in die Zukunft zu führen – was einer 180-Grad-Wende entspricht, denn noch im April dieses Jahres drohte dem Verein wegen Aktivitäts­verlust und nachlassen­dem Vereinsleb­en die Auflösung. Rund 100 ordentlich­e Mitglieder zählt die Gesellscha­ft Verein aktuell, vor knapp 67 Jahren waren es noch fünf Mal so viele – exakt 504.

Ein Blick ins Archiv zeigt, dass der Verein einst vorwiegend aus Kaufleuten, Fabrikante­n, Juristen und Medizinern bestand und ideologisc­h klar ausgericht­et war: „nationalli­beral, kaisertreu, katholiken­kritisch, unternehme­rfreundlic­h, kulturbefl­issen und dem Militär zugetan“, wie Aufzeichnu­ngen einer Festschrif­t aus dem Jahr 1966 ergaben. „Etliches davon ist heute natürlich nicht mehr zeitgemäß“, sagt Kalenberg augenzwink­ernd, „aber die Ursprungsi­dee, in Gesellscha­ft auf angenehme und nützliche Weise freie Stunden zu verbringen, ist eine sehr gute Basis, um das soziale und kulturelle Leben in der Stadt Krefeld zu fördern.“

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