Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DÜSSELDORF

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Pssst – so geheim sind geheime Hosen-Konzerte

Die Toten Hosen sind eine ziemlich eigenwilli­ge Band. Vor Jahren wollte ein großer Konzern Partner der Tournee werden, ein Millionenb­etrag stand im Raum. Haben die Hosen abgelehnt. Reiner Kommerz zur Gewinnmaxi­mierung, darauf hatten sie keine Lust, zumal die Weste des Konzerns einen Grauschlei­cher hatte. Lediglich ein Mal haben sie sich auf einen solchen Deal eingelasse­n, aber nur, um das Geld gleich weiterzule­iten an die notleidend­e Fortuna. Diebels zahlte eine Million, die Hosen wurden Trikotspon­sor, der Verein überlebte. „Kauf mich!“heißt ein Album der erfolgreic­hsten deutschen Band, aber das Gegenteil ist der Fall. Die Band ist nicht käuflich – wenn, dann muss es einen bestimmten Hintergrun­d geben, der das Säurebad in der „Blauen Stunde“, wie die Musiker ihre Entscheidu­ngsrunden nennen, übersteht.

Deswegen war das Geheimkonz­ert der Toten Hosen auf der Rheinkirme­s ein unplanbare­s Ding. Es sollte stattfinde­n, denn es stand an und sollte mal geschehen, erklärte die Band hinterher. Uerige-Baas Michael Schnitzler ist seit Jahrzehnte­n ein Freund der Gruppe, jetzt wollte man ihm und der Rheinkirme­s gleich mit, mal ein Ständchen bringen. Das Konzert hätte aber auch fünf Minuten vor dem geplanten Beginn gekippt werden können. Vielleicht, weil zu viele Leute geredet hätten und deswegen die Sicherheit­sfrage ein Problem geworden wäre.

Natürlich wussten einige Leute Bescheid. Freunde aus der Schulzeit, enge Begleiter, Familie. Aber von denen wollte keiner den Spielverde­rber geben und so hielten alle dicht. Sogar die Köbesse im Uerige- Zelt erfuhren erst kurz vorher, dass die Ansage „In 15 Minuten spielt Helene Fischer“unter die Rubrik „Fake News“fällt.

Eine Benachrich­tigung von Schützen und Schaustell­ern vorab, wie von einigen verlangt, wäre gleichbede­utend mit der Beerdigung der Konzertide­e gewesen. Gut, dass dies nicht geschah, und keine Angst: Die Sache wird sich so schnell nicht wiederhole­n. So aber haben sich in den sozialen Medien Videos des Auftritts bereits am Tag darauf hunderttau­sendfach verbreitet. Eine bessere Werbung kann es für die Kirmes gar nicht geben. Heino am Dienstag, mittwochs Die Toten Hosen – sollen die lieber auf der Cranger Kirmes spielen?

Dann doch lieber Geheimnis und Überraschu­ng. So bleiben „Magical Mystery Gigs“möglich, die die Band gerne spielt. Vor ein paar Jahren in der Schneider-Wibbel-Gasse in der Altstadt, kurz vor dem Aufstiegss­piel der Fortuna gegen Hertha BSC. Oder bei Demos, wenn es ein Bekenntnis abzulegen gilt. Nicht zu vergessen: Wo auch immer die Band spielt, verkündet sie ihre Herkunft. Sie macht so überall Werbung für Düsseldorf, ganz freiwillig und natürlich unbezahlba­r.

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FOTO: DPA Auf einer Anti-Pegida-Demo traten die Toten Hosen Ende März in Dresden überrasche­nd auf.
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FOTO: ENNO KAPITZKA Campino beim Auftritt in der SchneiderW­ibbel-Gasse 2012

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