Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Wellbrock bricht den Bann
Der 19-Jährige steht als erster Deutscher im Finale der Schwimm-WM in Budapest.
BUDAPEST (sid) 39 Medaillen wurden vergeben, 152 Schwimmer sprangen ins Wasser, aber die sieben Deutschen, die bis dahin auf den Startblöcken standen, waren bei den Finals an den ersten drei WM-Tagen nur Zuschauer – bis der Jüngste kam. Florian Wellbrock (19) kraulte über 800 Meter mit persönlicher Bestzeit ins Finale. „Ich wusste, dass ich was anderes liefern kann als die anderen. Das ist natürlich riesig“, sagte er, nachdem er in 7:50,89 Minuten auf Vorlaufrang sieben landete: „Ich habe mein Ding gemacht und versucht, die negativen Ergebnisse der anderen nicht auf mich wirken zu lassen.“
Bei seiner internationalen Premiere bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro noch 32. über 1500 Meter, wollte er nicht wieder zuschauen, wenn es um Medaillen geht. „Es macht nur Spaß, wenn man morgens und nachmittags schwimmen kann“, sagte der Teenager.
Nur Aliena Schmidtke, die es zum Auftakt am Sonntag ins Halbfinale über 100 m Schmetterling geschafft hatte, war am Abend noch im Einsatz. „Es ist schon komisch, wenn man nur auf der Tribüne sitzt“, gab der frühere WM-Dritte Christian vom Lehn zu. Der Wuppertaler schied gestern trotz persönlicher Bestzeit (27,68) wie erwartet auf seiner Nebenstrecke 50 m Brust im Vorlauf aus. Ab heute soll das ein Ende haben. Die Jahresweltbesten Philip Heintz und Franziska Hentke gehen über 200 m Lagen und 200 m Schmetterling mit Medaillenchancen an den Start, auch die gemischte Lagenstaffel ist fürs Finale gut.
Nur krasser Außenseiter ist Wellbrock, der als größtes deutsches Langstreckentalent in gilt. „Ich wäre zufrieden, wenn ich die Zeit noch mal bestätigen könnte“, sagte der 19-Jährige, um den sich ein Tauziehen entwickelt hat. Cheftrainer Henning Lambertz will ihn im Becken über 800 und 1500 m haben, Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz drängt zu einem Wechsel nach draußen. 2015 war Wellbrock über fünf Kilometer schon WM-Fünfter, auch diesmal hatte er sich als bester Deutscher qualifiziert, Lambertz ließ ihn aber nicht starten. „Ich war ein bisschen enttäuscht“, gab Wellbrock zu, „ich habe bei beiden Sachen Spaß und Erfolg.“