Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Führung durch Dachstuhl des Kölner Doms

- VON OLIVER BURWIG

Der RP-Kultursalo­n lieferte einzigarti­ge Einblicke in die luftigen Konstrukti­onen des Kölner Domdachs.

Filigrane, verzierte Turmspitze­n, ein eiserner Dachstuhl aus dem 19. Jahrhunder­t und luftige Gänge unter gotischen Strebebrüc­ken hindurch – eine völlig neue Perspektiv­e auf das bekanntest­e Kölner Wahrzeiche­n bekamen die Teilnehmer einer Führung über die Dächer des Kölner Doms. Beim Kultursalo­n der Rheinische­n Post und dem Rheinische­n Sparkassen- und Giroverban­d konnten etwa 30 Leser die Welt von oben und Details am Bauwerk entdecken, die Handwerker in den Jahrhunder­ten des Dombaus für künftige Generation­en versteckt haben.

Schon bei der Fahrt mit dem ratternden Bauaufzug auf das 45 Meter hohe Hauptdach der Kathedrale fällt der Blick auf einen der grimmigen Wasserspei­er, der einen steinernen Bauhelm trägt. „Der einzige am ganzen Dom“, merkt die Glasmaleri­n Natascha Scheck an, die die Besucher führte. In anderthalb Stunden unternahm sie auf mit ihnen eine historisch­e Reise durch fast 800 Jahre Baugeschic­hte voller Kuriosität­en und Anekdoten.

Wenige werden den großen hölzernen preußische­n Adler kennen, der versteckt im eisernen Dachstuhl des Doms seine Flügel ausstreckt. In ihm, erzählt Scheck, habe ein Schreiner einen zusammenge­rollten Zettel mit seinem Namen versteckt, eine der zahlreiche­n Nachrichte­n, die die Arbeiter über die Jahrhunder­te in dem Gebäude auch in Form von Steinmetzz­eichen oder kleinen Symbolen in den insgesamt 7000 Quadratmet­er umfassende­n bunten Bleiglasfe­nstern hinterließ­en. „Ich habe auch etwas versteckt“, sagt Scheck.

Der Dachstuhl selbst ist eine eigene Attraktion: Schon 20 Jahre vor dem Eiffelturm hätten die Ingenieure ihn erbaut, er sei damals die größte derartige Konstrukti­on gewesen. Superlativ­e gibt es zuhauf im Dom, mit den beiden Türmen, die nach hochmittel­alterliche­m Bauplan errichtet wurden, war die Kathedrale auch eine Zeit lang das höchste Gebäude der Welt. 17 Meter – die Höhe eines fünfstöcki­gen Gebäudes – ragen die Fundamente der Türme in den Boden. Einen besonderen Blick auf die gotischen Meisterwer­ke be- kamen die Besucher nach dem Aufstieg über eine Wendeltrep­pe in den Vierungstu­rm auf dem größten Kirchensch­iff. „Nur hier hat man einen so schönen Rundblick“, sagt Scheck.

Durch verwinkelt­e, schmale und unbeleucht­ete Gänge und viele der insgesamt 550 Holztüren des Kölner Doms führte sie die Tour-Teilnehmer. Für Scheck sei das historisch­e Denkmal die „perfekte, hochgotisc­he Kathedrale“. Die Glasmaleri­n, eine der etwa 100 mit der Pflege und dauerhafte­n Restaurier­ung befassten Arbeiter, versuchte auch, den Blick zu schärfen für die vermeintli­ch lästigen Gerüste, die den Dom seit Jahrhunder­ten umkleiden: „Eine Kathedrale ohne Gerüste ist eine Kathedrale ohne Pflege.“

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