Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Vier Korridore für die Stromautobahn
Amprion stellte gestern Varianten für die Stromtrassen für A-Nord vor. Sie alle unterqueren den Rhein und winden sich westnördlich des Ruhrgebietes durch den Niederrhein. 2018 soll der Antrag für die endgültige Trasse gestellt werden.
Der Dortmunder Übertragungsnetzwerkbetreiber Amprion hat gestern im Umspannwerk Wesel die Korridore für die A-Nord-Trasse zwischen Emden an der Nordsee und Osterath vorgestellt. Im mittelbaren Zusammenhang damit steht auch die Standortsuche für den umstrittenen Doppelkonverter, der nach der Abschaltung des Atomkraftwerks Philippsburg Braunkohlestrom über den Netzverknüpfungspunkt in Osterath ins Stromnetz einspeisen soll. Weil die Anbindung der Gleichstromverbindung A-Nord über Erdkabel erfolgt, sei eine räumliche Nähe zum Verknüpfungspunkt Osterath sinnvoll, sagt Amprion. Als Standort wird die sogenannte „Dreiecksfläche“in Kaarst – zwischen Bahnschienen, A 57 und L30, direkt an der Stadtgren- den, berühren die Belange zahlreicher Kommunen und haben deshalb Konfliktpotenzial. In acht Bürgerveranstaltungen in der Region sowie weiteren Infoaktionen will Amprion nun Akzeptanz schaffen und Veränderungsbedarf erkunden, um im März 2018 einen Trassenantrag bei der Bundesnetzagentur zu stellen. Ab 2021 soll gebaut werden, 2025 soll die Hochleistungstrasse fertig sein. Kostenpunkt samt Konverter: zwei Milliarden Euro.
Die A-Nord-Trasse ist der südliche Teil des sogenannten Ultranets, das in Philippsburg in Baden-Württemberg endet. Die Trassenkorridore sind nach der letzten Bewertung einer Masterstudie gerade eben festgelegt worden, um in die Feinplanung und den Bürgerdialog zu gehen. Im August und September beginnen die Veranstaltungen in dichter Reihenfolge. Der Zeitplan ist ambitioniert.
Im Verfahren, an dessen Ende der Netzbetreiber seinen Vorzugskorridor benennt, können Träger öffentlicher Belange und Privatpersonen bei Antragskonferenzen ihre Vorschläge für weitere zu prüfende Korridore einbringen. Das heißt: Die verschiedenen Trassen sind veränderbar, gleichwohl wurde gestern die vorliegende Planung als „robust“bezeichnet. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir transparent unterwegs sind. Nach der ersten Dialogphase mit den Trägern öffentlicher Belange folgt nun der intensive Dialog mit den Bürgern“, betonte A-Nord-Projektleiter Klaus Wewering.
In den unterschiedlichen kommunalen Einzugsbereichen gibt es auch unterschiedliche Konfliktbereiche. Technisch einheitlich ist die Situation, dass die Erdkabelverlegung eine 35 Meter breite Trasse verlangt, dass sensible Bereiche – Wohngebiete, Naturschutz – umgangen werden und die Strecke aus wirtschaftlichen Gründen möglichst gradlinig verlaufen soll. Erdkabel dort zu verlegen, wo schon andere Leitungen verlegt sind, mache deshalb oft keinen Sinn, hieß es. In ländlichen Bereichen habe man nach der Verlegung gute Erfahrungen mit der weiteren landwirtschaftlichen Nutzung gemacht, so Amrpion.
Knackpunkte sind unter anderem die Rheinquerungen. Sie sind machbar im Bereich Rees/Hamminkeln, Wesel/Xanten, südlich von Wesel sowie östlich von Dinslaken. Wewering betonte, dass es „im Moment keine Vorzugsvariante“gibt. Welche Auswirkungen der Stromautobahn vor Ort genau denkbar sind, lässt sich außer an Infomobilen oder bei Infoveranstaltungen mittels Karten unter www.anord.net nachvollziehen. Dort sind Trassenverläufe einzusehen. Außerdem bietet Amprion auf der projekteigenen Webseite die Möglichkeit der Online-Beteiligung. Hier kann jeder Bürger von Zuhause aus seine Hinweise adressenscharf hinterlassen. „Wir prüfen jeden Hinweis, der kommt“, verspricht Wewerung. Wirtschaft B1