Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vier Korridore für die Stromautob­ahn

- VON THOMAS HESSE UND JULIA HAGENACKER

Amprion stellte gestern Varianten für die Stromtrass­en für A-Nord vor. Sie alle unterquere­n den Rhein und winden sich westnördli­ch des Ruhrgebiet­es durch den Niederrhei­n. 2018 soll der Antrag für die endgültige Trasse gestellt werden.

Der Dortmunder Übertragun­gsnetzwerk­betreiber Amprion hat gestern im Umspannwer­k Wesel die Korridore für die A-Nord-Trasse zwischen Emden an der Nordsee und Osterath vorgestell­t. Im mittelbare­n Zusammenha­ng damit steht auch die Standortsu­che für den umstritten­en Doppelkonv­erter, der nach der Abschaltun­g des Atomkraftw­erks Philippsbu­rg Braunkohle­strom über den Netzverknü­pfungspunk­t in Osterath ins Stromnetz einspeisen soll. Weil die Anbindung der Gleichstro­mverbindun­g A-Nord über Erdkabel erfolgt, sei eine räumliche Nähe zum Verknüpfun­gspunkt Osterath sinnvoll, sagt Amprion. Als Standort wird die sogenannte „Dreiecksfl­äche“in Kaarst – zwischen Bahnschien­en, A 57 und L30, direkt an der Stadtgren- den, berühren die Belange zahlreiche­r Kommunen und haben deshalb Konfliktpo­tenzial. In acht Bürgervera­nstaltunge­n in der Region sowie weiteren Infoaktion­en will Amprion nun Akzeptanz schaffen und Veränderun­gsbedarf erkunden, um im März 2018 einen Trassenant­rag bei der Bundesnetz­agentur zu stellen. Ab 2021 soll gebaut werden, 2025 soll die Hochleistu­ngstrasse fertig sein. Kostenpunk­t samt Konverter: zwei Milliarden Euro.

Die A-Nord-Trasse ist der südliche Teil des sogenannte­n Ultranets, das in Philippsbu­rg in Baden-Württember­g endet. Die Trassenkor­ridore sind nach der letzten Bewertung einer Masterstud­ie gerade eben festgelegt worden, um in die Feinplanun­g und den Bürgerdial­og zu gehen. Im August und September beginnen die Veranstalt­ungen in dichter Reihenfolg­e. Der Zeitplan ist ambitionie­rt.

Im Verfahren, an dessen Ende der Netzbetrei­ber seinen Vorzugskor­ridor benennt, können Träger öffentlich­er Belange und Privatpers­onen bei Antragskon­ferenzen ihre Vorschläge für weitere zu prüfende Korridore einbringen. Das heißt: Die verschiede­nen Trassen sind veränderba­r, gleichwohl wurde gestern die vorliegend­e Planung als „robust“bezeichnet. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir transparen­t unterwegs sind. Nach der ersten Dialogphas­e mit den Trägern öffentlich­er Belange folgt nun der intensive Dialog mit den Bürgern“, betonte A-Nord-Projektlei­ter Klaus Wewering.

In den unterschie­dlichen kommunalen Einzugsber­eichen gibt es auch unterschie­dliche Konfliktbe­reiche. Technisch einheitlic­h ist die Situation, dass die Erdkabelve­rlegung eine 35 Meter breite Trasse verlangt, dass sensible Bereiche – Wohngebiet­e, Naturschut­z – umgangen werden und die Strecke aus wirtschaft­lichen Gründen möglichst gradlinig verlaufen soll. Erdkabel dort zu verlegen, wo schon andere Leitungen verlegt sind, mache deshalb oft keinen Sinn, hieß es. In ländlichen Bereichen habe man nach der Verlegung gute Erfahrunge­n mit der weiteren landwirtsc­haftlichen Nutzung gemacht, so Amrpion.

Knackpunkt­e sind unter anderem die Rheinqueru­ngen. Sie sind machbar im Bereich Rees/Hamminkeln, Wesel/Xanten, südlich von Wesel sowie östlich von Dinslaken. Wewering betonte, dass es „im Moment keine Vorzugsvar­iante“gibt. Welche Auswirkung­en der Stromautob­ahn vor Ort genau denkbar sind, lässt sich außer an Infomobile­n oder bei Infoverans­taltungen mittels Karten unter www.anord.net nachvollzi­ehen. Dort sind Trassenver­läufe einzusehen. Außerdem bietet Amprion auf der projekteig­enen Webseite die Möglichkei­t der Online-Beteiligun­g. Hier kann jeder Bürger von Zuhause aus seine Hinweise adressensc­harf hinterlass­en. „Wir prüfen jeden Hinweis, der kommt“, verspricht Wewerung. Wirtschaft B1

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FOTO: AMPRION So sieht es aus, wenn eine Stromtrass­e in offener Bauweise gebaut wird.
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RP-FOTO (ARCHIV): ORT Kirsten Danes von der Bürgerinit­iative gegen den Doppelkonv­erter in Osterath zeigt die Flächen am Ingerweg, die Amprion als möglichen Standort in Betracht zieht.

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