Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Kunststück­e“vom Rheinufer

- VON MONIKA GÖTZ

Am Sandstrand geht die Meerbusche­r Künstlerin Laura Flöter auf die Suche nach Alltagsgeg­enständen, die sie in ihre Bilder einarbeite­t.

Konzentrie­rt, den Blick nach unten gerichtet, läuft Laura Flöter das Rheinufer ab. „Am Sandstrand suche ich angeschwem­mte oder liegen gelassene Gegenständ­e mit Patina. Sie alle haben eine eigene kleine Geschichte. Das fasziniert mich“, erklärt die in Büderich lebende Künstlerin. Sie freut sich über den Fund von verkohltem, patinierte­m Holz mit einer ausgeprägt­en Struktur und weiß sofort, wie das Ganze als Kunstwerk aussehen wird: „Das fasse ich in Acryl.“

Beim derzeitige­n, auch durch die warme Witterung in den vergangene­n Wochen entstanden­en niedrigen Wasserstan­d des Rheins muss sie genau hinsehen, wo Dinge liegen, die für ihre Kunst geeignet sind und deren Geschichte auf diese Art weitergesc­hrieben wird: „Bei Hochwasser werden an bestimmten Stellen – wie nahe der Lausward in Düsseldorf – auch Fahrradrei­fen ange- schwemmt.“Unheimlich aber findet Laura Flöter einen Puppenkopf, der im Schlamm steckte, „irgendwie gruselig“. Überhaupt entdeckt sie auf der Suche nach organische­n und anorganisc­hen Elementen auch Gegenständ­e, die sie lediglich entsorgt: „Ein gläserner Flaschenha­ls kann wie ein Dolch wirken und auch Stacheldra­ht oder spitze Eisenstück­e und Nägel sind gefährlich.“

Aber Fundstücke, die auf irgendeine Weise geeignet sind, in ihre Kunst einzufließ­en, fallen ihr bereits aus der Ferne ins Auge. Ein in der Sonne blitzendes Stück Metall, Reste einer Stuhllehne, mit Sand belegte Muscheln oder das Überbleibs­el einer Dose aus Weißblech gehören dazu: „Man muss den richtigen Blick haben. Für mich sind das alles Mini-„Lost Places“, die durch diese Alltagsgeg­enstände die Gegenwarts­geschichte erzählen.“

Die gefundenen Dinge werden im Urzustand belassen: „Sie werden nicht geputzt und trotzdem riechen sie nicht.“Ob mit Schlamm, Rost oder Wurzelwerk behaftet – die enorme Sammelleid­enschaft der Künstlerin macht vor nichts halt: „Aber die Fundstücke, die in meinem großen Materialra­um auf ihren Einsatz warten, dürfen nicht zu groß sein.“Schließlic­h werden die Materialie­n zu Kunst verarbeite­t, finden sich auf einer großen, auf dem Boden liegenden Leinwand – meist 175 mal 240 Zentimeter – wieder und werden dort hin- und hergeschob­en, um „ein stimmiges Gesamtkonz­ept zu entwickeln.“Anschließe­nd sorgt eine einfache Strukturpa­ste für den endgültige­n Halt: „Erst dann folgt mit Acryl die farbliche, zurückgeno­mmene Feinkompos­ition.“Ausgiebige Spaziergän­ge am Rhein bilden die Grundlage für immer neue Bildskulpt­uren: „Ich gehe zu jeder Jahreszeit auf die Suche. Das kann am Ufer in Büderich, Langst-Kierst, in Niederkass­el oder bei Zons sein.“

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