Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ignorante Rentenpoli­tiker

- VON BIRGIT MARSCHALL VON JAN DREBES VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER TAUSENDE POLIZISTEN ARBEITEN NEBENBEI, SEITE A 3

Eigentlich weiß doch jeder, dass bei der Rente nicht alles so bleiben kann, wie es ist, weil die Lebenserwa­rtung so stark gestiegen ist und weiter zunimmt. Die Politiker wollen es nur nicht ehrlich sagen, weil im September gewählt wird. Die Parteien verschließ­en aber nicht nur die Augen, einige verspreche­n sogar unverfrore­n neue Wohltaten. Wie die CSU, die die Mütterrent­en nochmals erhöhen will, oder die SPD, die das Rentennive­au nicht wie im Gesetz vorgesehen absenken will.

Solche Pläne der Parteien sind unverantwo­rtlich. Die ab 2020 rapide alternde Gesellscha­ft kann nicht erwarten, dass ihr auf dem Umlageverf­ahren basierende­s Rentensyst­em an den entscheide­nden Stellen unveränder­t bleiben kann. Wer nicht will, dass stark steigende Beiträge und Steuern Wirtschaft und jüngere Generation­en strangulie­ren oder dass Ältere massenweis­e in Altersarmu­t rutschen, muss auch ein höheres Renteneint­rittsalter in Betracht ziehen. Bis 2029 wird es schrittwei­se auf 67 Jahre erhöht. Es ab 2030 im gleichen Tempo weiter steigen zu lassen, wäre plausibel. Erst um 2050 läge es bei 70. Dagegen lässt sich wenig einwenden, wenn man bedenkt, dass die restliche Lebenserwa­rtung auch dann noch 20 bis 30 Jahre betragen wird. BERICHT TOP-ÖKONOMEN FÜR RENTE MIT 70, TITELSEITE

Gerade erst wurde der Testlauf mit der umstritten­en elektronis­chen Gesundheit­skarte beendet und die bundesweit­e Verbreitun­g beschlosse­n, schon folgt die nächste Kampagne gegen den Datenspeic­her für Versichert­e. Von Plänen der Bundesregi­erung ist jetzt die Rede, die Karte nach der Bundestags­wahl für gescheiter­t zu erklären. Es wundert nicht, dass sich mit diesen Worten niemand der sonst durchaus auskunftsf­reudigen Funktionär­e aus Ärzte- und Kassenverb­änden zitieren lassen will.

Mal ehrlich: Die Strukturen der Branche sind derart verkrustet und die Interessen teils so gegenläufi­g, dass klar ist, warum die Verbreitun­g der Karte so lange dauert. Elf Jahre Entwicklun­gsdauer und geschätzte 1,7 Milliarden Euro Kosten sind kein Ruhmesblat­t – weder für die deutsche Politik noch für die Selbstverw­altung der Branche. So muss die Karte schon als Flop gelten, lange bevor sie überhaupt zeigen darf, was sie theoretisc­h kann. Das ist insofern bedauerlic­h, als sie bei einem sicheren Datenausta­usch nicht nur Ärzten, sondern auch Patienten echten Mehrwert bieten könnte. BERICHT KASSEN KRITISIERE­N KOSTEN . . ., TITELSEITE

EDie E-Karte ist ein Flop

Zweitjob Polizist

s ist schon verblüffen­d, was Polizisten in Nordrhein-Westfalen noch nebenberuf­lich alles so machen. Sie jobben unter anderem als Schönheits­berater, Thekenkraf­t und als Komparsen in Fernsehsen­dungen. Andere wiederum gehen karitative­n Tätigkeite­n nach oder arbeiten ehrenamtli­ch.

Man kann sich schon die Frage stellen, warum mehr als 5300 Polizisten sich das nach Feierabend noch antun. Die Arbeit als Polizeibea­mter ist schon stressig genug – und verlangt einem psychisch und physisch einiges ab. Dazu schieben viele einen gewaltigen Berg an Überstunde­n vor sich her.

Während manche Polizisten mit Sicherheit aus Überzeugun­g oder Leidenscha­ft einem Zweitjob nachgehen – wie etwa der Imkerei –, scheinen andere hingegen auf eine Nebentätig­keit angewiesen zu sein. Besonders jungen Polizisten und jenen in unteren Dienstgrad­en scheint ihr Gehalt allein oft nicht auszureich­en – vor allem, wenn sie in einer Großstadt wie Düsseldorf arbeiten. Das ist nicht verwerflic­h, sondern bedenklich. Denn alle Polizisten sollten von ihrem Beamtengeh­alt leben können. BERICHT

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