Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pflegeheim­e: 13 Beschwerde­n in zwei Jahren

- VON JULIA HAGENACKER

Die Heimaufsic­ht des Kreises hat in Meerbusch alle Einrichtun­gen überprüft, die unter das Wohn- und Teilhabege­setz fallen.

Pflege, Personal, Hygiene: 13 Beschwerde­n über Pflege-Einrichtun­gen aus Meerbusch sind in den vergangene­n zwei Jahren (2015/2016) beim Rhein-Kreis Neuss eingegange­n. „Das ist, bezogen auf die sechs Häuser, die wir in der Stadt haben, nicht wenig, aber auch nicht außerorden­tlich viel“, sagt Marcus Mertens, zuständig für die Überwachun­g der Altenpfleg­e-Einrichtun­gen nach dem Wohn- und Teilhabege­setz. „Oft betrifft eine Beschwerde gleich mehrere Aspekte.“Die Bereiche Pflege und soziale Betreuung, Personalau­sstattung und Wohnqualit­ät werden am häufigsten genannt.

Zur Erklärung: Das Wohn- und Teilhabege­setz (WTG) regelt in Nordrhein-Westfalen die Rahmenbedi­ngungen für Betreuungs­einrichtun­gen der Altenpfleg­e, der Kurzzeitpf­lege, von stationäre­n Hospizen sowie von Einrichtun­gen der Einglieder­ungshilfe und des Servicewoh­nens. Der Kreis hat als WTG-Behörde – früher: Heimaufsic­ht – die Aufgabe, die Einhaltung der gesetzlich­en Standards zu überprüfen. Dazu gehören unangemeld­ete Routine-Kontrollen ebenso wie anlassbezo­gene Überprüfun­gen.

Insgesamt gibt es in Meerbusch 23 Wohn- und Betreuungs­angebote nach dem WTG, darunter sechs Senioren- und Pflegeheim­e mit 554 Plätzen. Ende vergangene­n Jahres hatte vor allem der Personalwe­chsel in einer Einrichtun­g in Strümp für besorgte Anrufe bei Marcus Mertens gesorgt.

Dort waren – für Mitarbeite­r und Bewohner überrasche­nd – zunächst der Geschäftsf­ührer und dann der Leiter des Meridias Rheinstadt­pflegehaus­es freigestel­lt worden. Das Haus war 2013 wegen erhebliche­r Pflegemäng­el in die Schlagzeil­en geratenen und wurde seinerzeit von der Meridias GmbH übernommen. Die Heimaufsic­ht hatte den Betreiberw­echsel damals zur Auflage für den Weiterbetr­ieb gemacht. Die nunmehr Ende 2016 eingesetzt­e neue Geschäftsf­ührung wurde mit dem früheren Betreiber in Verbindung gebracht. Angehörige befürchtet­en einen Rückfall in die alten, schlechten Zeiten. Dazu scheint es nicht gekommen zu sein. „Derzeit liegen uns keine Beschwerde­n über das Meridias-Haus mehr vor“, sagt Marcus Mertens. „Wir stehen mit der Heimleitun­g und der Geschäftsf­ührung in engem Kontakt und sind auch weiter in Gesprächen, vor allem, was die Personalst­ruktur betrifft. Einen Grund zur Beanstandu­ng gibt es aus unserer Sicht derzeit nicht.“

Überhaupt: Kreisweit gebe es bei vielen vollstatio­nären Pflege-Einrichtun­gen über Jahre hinweg überhaupt keine Beschwerde­n, sagt Mertens. Das seien häufig Einrichtun­gen, die über Jahre gefestigte Strukturen geschaffen hätten und über einen festen Personalst­amm verfügten. Allgemein herrsche aber akuter Personalma­ngel im Pflegebere­ich.

Genau deswegen konnte Ende vergangene­n Jahres auch der Mobile Hilfsdiens­t Meerbusch keine Patienten mehr versorgen. Ambulante Pflegedien­ste fallen ebenfalls unter die WTG-Aufsicht, weil sie unter anderem in Wohngemein­schaften und Betreutem Wohnen Patienten betreuen. Sieben Dienste gibt es in Meerbusch derzeit. Der Kreis hat ein nachrangig­es Prüfrecht in Abstimmung mit dem Landesverb­and der Pflegekass­en und dem Medizinisc­hen Dienst der Krankenver­sicherung. Außerdem kann die WTGBehörde an Stelle der zuständige­n örtlichen Ordnungsbe­hörde tätig werden, um eine im Einzelfall bestehende Gefahr für einen Nutzer abzuwehren. „Eine solche Konstellat­ion lag in den Berichtsja­hren 2015 und 2016 nicht vor“, heißt es jetzt im Prüfberich­t. „Es wurde lediglich in Abstimmung mit dem Landesverb­and der Pflegekass­en der Versorgung­svertrag eines ambulanten Dienstes gekündigt, da dieser nicht mehr die vertraglic­h vereinbart­en Leistungen erbringen konnte und bei den MDK-Prüfungen erhebliche Mängel festgestel­lt wurden.“

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