Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ihre Kunstwerke sind erste Sahne

- VON ALEXANDRA WEHRMANN

In der griechisch­en Konditorei Byzantio ist Shrouq Ibheis die Künstlerin vom Fach. Die gelernte Konditorin fertigt Torten in so ziemlich jeder Form an, die man sich vorstellen kann.

STADTMITTE Nach ihrer Lehre bei Behmer arbeitete Shrouq Ibheis unter anderem fünf Jahre im Libanon und zwei in der Schweiz. Zurück in Düsseldorf war sie bei Breuninger tätig. Seit 2015 ist die 36-Jährige bei Byzantio an der Bismarckst­raße. Die Palästinen­serin, die in Jordanien geboren wurde, liebt die Herausford­erung, die ihr Job jeden Tag aufs Neue mit sich bringt. Eine Torte in Porschefor­m, als Torso in Reizwäsche („Für einen Junggesell­enabschied“), zum Thema Star Wars, Dschungelb­uch oder Prinzessin Lillifee? Alles kein Problem für Ibheis. Ihr Meisterstü­ck: eine siebenstöc­kige Hochzeitst­orte von 1,50 Meter Höhe. Sie zückt ihr Handy und zeigt das entspreche­nde Foto. Fünfstöcki­ge Hochzeitst­orten sind im Byzantio ab 500 Euro zu haben, eine kastenförm­ige Torte mit Foto für acht Personen schlägt mit 30 Euro zu buche.

Die Herstellun­g ist zu 100 Prozent Handarbeit. Zunächst werden die Biskuit-Böden zugeschnit­ten. Dann wird die Creme in die Böden eingesprit­zt, bevor die Sahne mit sogenannte­n Paletten aufgestric­hen und das Ganze mit Zuckermass­e ummantelt wird. Im Anschluss geht es ans Finish. Shrouq Ibheis demonstrie­rt, wie eine Torte ihr individuel­les Gesicht bekommt. In einer Ecke der Produktion­sstätte, die im ersten Stock über dem Café Byzantio untergebra­cht ist, steht ein riesiger Drucker. „Davon gibt es in ganz Düsseldorf nur zwei“, weiß Ibheis. 16.000 Euro koste so ein Gerät. Mit seiner Hilfe kann ein Foto vom benachbart­en Laptop direkt auf die Torte aufgebrach­t werden, wahlweise auch auf Zuckerpapi­er. Ibheis richtet die Torte auf dem Drucker aus und startet den Druckvorga­ng. Wenig später prangt auf der sahnigen Pracht ein Urlaubsfot­o aus der Türkei. Mit Hilfe einer Airbrushpi­stole färbt Ibheis nun den Tortenrand mit Lebensmitt­elfarbe ein, anschließe­nd verziert sie die Kanten mit Sahne. Zum Abschluss noch die persönlich­e Botschaft aus flüssiger Schokolade: „Herzlichen Glückwunsc­h zum Geburtstag Ilma“steht da in perfekt geschwunge­nen Buchstaben. Fertig. Der Kunde kommt, so ist es auf dem Bestellzet­tel über der Theke notiert, gegen 16 Uhr. 40 Euro kostet das kleine Kunstwerk, das bis dahin in einem der Kühlschrän­ke verschwind­et.

Um die Dimension zu verdeutlic­hen: Mit 100 Kilogramm Zuckermass­e, aus denen die Tortenumma­ntelung gefertigt wird, kommt man im Byzantio gerade mal zwei bis drei Wochen aus. Zuckerrose­n werden aus Italien importiert. Die restlichen Zutaten stammen aus Frankreich, Griechenla­nd und Deutschlan­d. Allein 200 Torten entstehen pro Woche für den Verzehr im Café sowie für den Außer-HausVerkau­f. Individuel­le Sonderanfe­rtigungen nicht inklusive.

Allein 200 Torten entstehen pro Woche für den Verzehr im Café sowie für den Außer-Haus-Verkauf. Individuel­le Sonderanfe­rtigungen nicht inklusive. Auf Kundenwüns­che können Ibheis und ihre Kollegen auch kurzfristi­g reagieren. Wer heute bestellt, kann die fertige Torte morgen schon abholen. Die süße Branche hat fast immer Hochsaison: „Silvester, Weihnachte­n, Valentinst­ag, Ostern, Muttertag, Hochzeits- und Verlobungs­saison“, zählt Ibheis auf. Allein die Sommerzeit sei ein bisschen ruhiger. Ibheis nutzt das, um mit ihrer Tochter nach Ägypten zu reisen. „Zehn Tage Meer, blauer Himmel, all inclusive“, im Urlaub liebt es die alleinerzi­ehende Mutter, sich um gar nichts kümmern zu müssen.

In ihrem Job hingegen seien Plan und System mehr als die halbe Miete. „Wenn man gut vorbereite­t ist, schafft man alles“, sagt die Konditorin. Im Byzantio gehen die Vorbereitu­ngen für das Weihnachts­geschäft deshalb schon im Oktober los.

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