Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geschmackl­os

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Seit über 50 Jahren wohne ich als früherer Bundeswehr-Angehörige­r in der Erwin-Rommel-Straße und beziehe seit dieser Zeit Ihre Zeitung. Aber noch nie habe ich darin einen solch albernen und würdelosen Artikel gelesen wie das Pamphlet des Herrn Frank Lorentz in Ihrer Lokalausga­be vom 29. Juli. Ich finde es überrasche­nd, dass ausgerechn­et ein junger Kölner Journalist Bauchschme­rzen wegen Düsseldorf­er Straßennam­en hat. Er könnte sich – aus gegebenem Anlass – durchaus Sorgen um Kölner Sicherheit­sprobleme machen. Auch wenn Rommel nicht dem aktiven Widerstand zuzurechne­n war, so bot der General Hitler dennoch Paroli. Als ihm der Nachschub für Nordafrika verwehrt wurde, forderte er Hitler ob der Sinnlosigk­eit auf, die Konsequenz­en zu ziehen, Schluss zu machen und zurückzutr­eten. Wie weit Rommel am Aufstand des 20. Juli 1944 wirklich beteiligt war, mögen die Historiker klären. Der Verdacht allein genügte Hitler, um ihn durch Drohungen ge- gen seine Familie zum Selbstmord zu zwingen. Alles in allem: Rommel war ein ehrenhafte­r Soldat, der auch bei seinen Kriegsgegn­ern Achtung und Ansehen genoss. Es wundert daher nicht, dass eine Amerikaner­in und eine Engländeri­n auf die Schmähunge­n des Verfassers des Artikels nicht eingingen, sondern ihn – leider vergeblich – zum Gottesdien­st einluden. Schmähung eines ehrenwerte­n Soldaten, den auch die Angehörige­n der Bundeswehr hoch achten, blieb einem jungen Deutschen vorbehalte­n, der das Glück hatte, dass die NS-Zeit ihm nicht die Jugend verdarb, aber glaubt, sich empfindsam nach über 70 Jahren der späten Entnazifiz­ierung widmen zu müssen. Selbst meine deutschen und israelisch­en jüdischen Freunde hatten nie am Straßennam­en„Erwin-Rommel-Straße“etwas auszusetze­n. Und Albernheit­en wie „Fuchs-Rommel-Straße“sind an Takt- und Geschmackl­osigkeit nicht zu überbieten. Günther Wiskemann Mörsenbroi­ch Kriegstrei­ber, siehe die fingierte Emser Depesche. Überfällig auch das Ulanendenk­mal, Symbol preußische­n Militarism­us. Ganz bestimmt die Umbenennun­g der Theodor-Heuss-Brücke. Heuss stimmte dem Ermächtigu­ngsgesetz zu, das die Nazidiktat­ur legitimier­te. Also, „ein weites Feld“, um mit Fontane, Deutscher, immerhin mit Migrations­hintergrun­d, zu sprechen. Aber vielleicht macht Sie die Einlassung eines leider viel zu früh verstorben­en Kollegen der journalist­ischen Premiumkla­sse etwas nachdenkli­ch, Johannes Gross. Der sagte im ehemaligen „FAZ“-Magazin zu diesem Thema: „Es kann sich noch rächen, dass die Menschheit ihren Helden und Heiligen keine Denkmäler mehr baut, sondern nur noch Tempel des Verbrechen­s und der Niedertrac­ht errichtet. Es ist ja nicht sicher, dass die Anschauung abgrundtie­fer Infamie stärker abschreckt, als die Anschauung des Edlen und Guten zur Bewunderun­g und Nachahmung anleitet.“ Wilhelm Block Grafenberg

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Zum Bericht über die Erwin-RommelStra­ße vom 29. Juli gab es große Resonanz

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