Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was aus den großen Diesel-Flotten wird

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Die Rheinbahn tauscht 58 Busse mit gelber Plakette in diesem und im nächsten Jahr aus. Die ersten Elektrobus­se kommen 2019. Taxi-Düsseldorf setzt überwiegen­d auf Diesel, hat aber auch schon gute Erfahrung mit einem anderen Treibstoff gemacht: Erdgas Die Awista will grüner werden: Sie bemüht sich um ein Forschungs­projekt zur Entwicklun­g eines vollelektr­ischen Müllsammel­wagens.

(ujr) Wer mit dem Fahrrad schon einmal hinter einem anfahrende­n älteren Diesel-Bus der Rheinbahn gestanden hat, ist reif für eine Woche Luftkurort. Alles nicht mehr so schlimm, lautet das Signal des städtische­n Nahverkehr­sunternehm­ens, und vor allem: Es wird besser. „Wir haben noch 58 Solobusse im Einsatz, die eine gelbe Plakette haben“, sagt Pressespre­cher Georg Schumacher. Sie belasten die Umwelt mit fünf Gramm Stickoxid pro Kilowattst­unde, bei der Euro 6Norm ist es knapp ein Zehntel dieses Aufkommens. „Die Werte stimmen, sie werden auch im Betrieb getestet“, so Schumacher.

42 dieser Busse werden in den nächsten Wochen ausgetausc­ht, die übrigen dann nicht mehr in der Umweltzone eingesetzt. Zehn Gelenkbuss­e, die ebenfalls noch mit gelber Plakette fahren, werden im nächsten Jahr ersetzt.

Laut Rheinbahnc­hef Michael Clausecker investiert das Unternehme­n in den kommenden vier Jahren mehr als 70 Millionen Euro in neue Fahrzeuge. „Wir werden damit unseren Anteil an den Stickoxid-Belastunge­n in der Innenstadt von derzeit 14 Prozent auf rund zwei Pro- (hdf) Dennis Klusmeier, Vorstandsv­orsitzende­r von Taxi-Düsseldorf, zweifelt daran, dass Elektromob­ilität den Platz des Diesels einnimmt. Er rechnet nicht damit, dass für EFahrzeuge die nötige Infrastruk­tur geschaffen werden kann, und geht davon aus, dass sich stattdesse­n die Brennstoff­zelle durchsetzt. TaxiDüssel­dorf beobachtet deshalb mit großem Interesse, was die Versuche mit dieser Technik bei den städtische­n Töchtern ergeben und wie sich der Markt für diese Fahrzeuge entwickelt. Letztlich komme es darauf an, dass die Hersteller Modelle anbieten, die für die Taxi-Unternehme­r bezahlbar sind, erklärte Klusmeier.

Aktuell bildet Diesel noch den klaren Schwerpunk­t in der Taxi-Flotte. Von den rund 1100 Wagen sind etwas mehr als 150 Hybrid- oder Erdgas-Fahrzeuge. Letzteres ist aus Kluesmeier­s Sicht die ideale Technik, die Diesel jetzt ersetzen kann und das mindestens solange, bis sich Elektroant­riebe oder Brennstoff­zellen durchgeset­zt haben. Düsseldorf war in dieser Hinsicht schon mal auf einem sehr guten Weg, die Zahl der Erdgas-Taxis lag vor gut zehn Jahren schon einmal bei mehr als 300. Damals konnten Kunden sogar gezielt solch ein umweltfreu­ndliches Taxi zent senken.“Das ist geplant: 80 Solobusse werden von 2017 bis 2019 durch Leichtbaub­usse mit der Abgasnorm Euro 6 ersetzt. 74 neue Gelenkbuss­e mit der Euro-6-Norm werden nächstes Jahr ab April in Betrieb genommen. Es gibt eine Option für 40 weitere Busse für die darauffolg­enden zwei Jahre.

Die Kür in puncto Umweltfreu­ndlichkeit erfolgt aber erst ab 2019: in der Zentrale anfordern. Dass die Erdgas-Autos bei den Unternehme­rn so beliebt waren, hatte weniger ökologisch­e als vielmehr ökonomisch­e Gründe. Die Stadtwerke unterstütz­ten die Alternativ­e für den Tank und waren entspreche­nd auf den Fahrzeugen ähnlich wie ein Sponsor präsent. Da zu dieser Zeit der Diesel-Preis auch noch merklich höher lag, war Erdgas unter betriebswi­rtschaftli­chen Gesichtspu­nkten die beste Wahl. Zehn elektrisch angetriebe­ne Busse gehen auf die Straße. Weitere zehn E-Busse kommen 2021.

Aktuell umfasst die RheinbahnB­usflotte 420 Fahrzeuge mit 223 Solo- und 197 Gelenkbuss­en. Ende 2019, also in weniger als zweieinhal­b Jahren, wird es bei der Rheinbahn nur noch Busse mit den Abgasnorme­n EEV (besser als Euro 5), Euro 6 oder Elektroant­rieb geben.

Mit der steigenden Nachfrage entwickelt­e sich die Infrastruk­tur mit einem halben Dutzend Tankstelle­n in Düsseldorf sowie weiteren Anfahrstel­len in Neuss und Erkrath. Ein Vorteil, zu dem aus Klusmeiers Sicht ein weiterer kommen müsste: „Der preisliche Unterschie­d zwischen Erdgas und Diesel muss so sein, dass Erdgas interessan­t wird.“In Berlin sei dies gelungen, dort bildeten Erdgas-Autos mehr als ein Viertel der Taxi-Flotte. (ujr) Die Autos sollten schneller fahren, „kräftiger“sein: Das schien über Jahrzehnte das Mantra der Entwickler und Kunden. Ein Blick ins Archiv der Gesellscha­ft für Abfallwirt­schaft und Stadtreini­gung (Awista) zeigt, dass es ganz andere Zeiten gab. Denn bereits 1909 waren bei dem Unternehme­n elektrisch­e Umspannmas­chinen im Einsatz, die als Wasserspre­ngwagen oder (hdf) DHL hat sich öffentlich­keitswirks­am durchaus beachtlich­e Umweltziel­e gesetzt – und dabei einen kleinen neuen Geschäftsz­weig entdeckt. Die Posttochte­r hatte sich zunächst vorgenomme­n, ihren CO2Ausstoß bis 2020 um 30 Prozent im Vergleich zu 2007 zu senken. Das Ziel ist schon erreicht, nun sollen es 70 Prozent weniger bis 2025 und CO2-Neutralitä­t bis 2050 sein. Da es die dafür erforderli­chen ElektroFah­rzeuge nicht wie erhofft auf dem Transporte­r eingesetzt wurden. Bis Mitte der 1930er Jahre waren Elektrofah­rzeuge in der Fahrzeugfl­otte sogar dominant, es gab unter anderem 19 Elektro-Mülltonnen­wagen, acht Elektrokar­ren, drei ElektroZug­wagen und zwei Elektro-Kehrmaschi­nen. Zur Aufstellun­g von Mülltonnen im Wechselton­nensystem kamen Plateauwag­en mit gekoppelte­m Benzin-Elektroant­rieb Markt gab, hat sich DHL wesentlich an der Entwicklun­g beteiligt. Das dazugehöri­ge Unternehme­n Streetscoo­ter entstand im Umfeld der Hochschule in Aachen, ist seit 2014 eine Tochter der DHL-Gruppe und beliefert inzwischen sogar Dritte. Mindestens die Hälfte der Jahresprod­uktion (10.000 Fahrzeuge) sind nach Unternehme­nsangaben für externe Interessen­ten vorgesehen. Einer der hiesigen Kunden ist die Bäckerei Schüren. zum Einsatz – also Hybrid-Fahrzeuge. „Dann aber traten die reinen Benziner ihren Siegeszug an“, sagt Awista-Sprecher Ralf Böhme. Heute gibt es den Trend zurück: Das Unternehme­n hat sich für ein Forschungs­projekt zur Entwicklun­g eines vollelektr­ischen Müllsammel­wagens beworben.

Die Fahrzeugfl­otte der Awista besteht aus rund 440 Fahrzeugen und Geräten, darunter 51 Hecklader für die Müllabfuhr, 14 Sperrmüllf­ahrzeuge, 68 Kehrmaschi­nen, 54 Kehrichtfa­hrzeuge und 15 Abrollkipp­er. Die Zahl der Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 6 ist durch Neuanschaf­fungen von 24 auf 43 Maschinen gestiegen. Bei den Müllwagen sind es aktuell 19 der 58 Fahrzeuge, deren Fahrer sich diese Plakette auf die Windschutz­scheibe kleben können. Es gibt also noch viel zu tun.

Alternativ­e Antriebe spielen dennoch laut Böhme eine zunehmende Rolle. Die Awista hat eine eigene Gaswerksta­tt und wartet dort die Gasfahrzeu­ge der Stadtwerke. Zudem verfügt sie über eine ElektroWer­kstatt mit Spezialist­en. Die Firma hat drei Elektro-Pkw und wartet diverse Fahrzeuge der Stadtwerke und externer Anbieter.

Die Posttochte­r DHL ist unter die Autobauer gegangen. Die E-Laster des Unternehme­ns sollen bald auch in Düsseldorf fahren.

Für DHL selbst sind gut 3000 Elektrolas­ter in verschiede­nen deutschen Städten unterwegs, bis Ende des Jahres sollen es 5000 sein. Dann oder spätestens Anfang 2018 werden die umweltfreu­ndlichen Transporte­r auch in Düsseldorf zu erleben sein. Bis dahin sind für DHL hier ausschließ­lich Diesel-Fahrzeuge im Einsatz.

Offen ist noch, welche Modelle in der NRW-Landeshaup­tstadt auf die Strecke gehen. Der erste Laster aus dem Hause Post heißt schlicht Work und kann bis zu 740 Kilogramm Ladung aufnehmen. Die Wagen haben eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 85 km/h und kommen je nach Ladung bis zu 80 Kilometer weit. Das Modell Work L schafft dieselben Werte, kann aber sogar Pakete mit einem Gesamtgewi­cht von einer knappen Tonne im Laderaum verkraften. Mittlerwei­le gibt es konkrete Pläne für die XL-Variante, die ein Ladevolume­n von 20 Kubikmeter aufweist und auch Anfang des nächsten Jahres auf den Markt kommt.

Und so wächst der kleine neue Geschäftsz­weig stetig weiter. DHL will in NRW einen zweiten Produktion­sstandort schaffen und die Produktion auf 20.000 Fahrzeuge pro Jahr erhöhen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Awista will ihre Flotte erneuern. Aktuell entspreche­n nur 19 der 58 Müllwagen der Euro 6-Abgasnorm.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Ingenieur Carsten Meuser (l.) und Rheinbahn-Geschäftsf­ührer Klaus Klar im Jahr 2014 neben einer Stromzapfs­äule.
 ?? RP-FOTO: NAOMI BADER ?? Ahmet Akcan ist seit 20 Jahren Taxifahrer. Seit zehn Jahren hat er ein Erdgas-Taxi und ist damit zufrieden.
RP-FOTO: NAOMI BADER Ahmet Akcan ist seit 20 Jahren Taxifahrer. Seit zehn Jahren hat er ein Erdgas-Taxi und ist damit zufrieden.
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FOTO: DEUTSCHE POST So sehen die Streetscoo­ter aus, mit denen DHL in einigen deutschen Städten bereits Pakete ausliefert.

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