Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Test: Von Langst-Kierst nach Düsseldorf per Fahrrad, mit dem Auto und mit der Bahn

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Wie lange braucht man mit dem Auto, mit dem Rad und mit der Bahn von der Meerbusche­r Rheingemei­nde aus bis zum Düsseldorf­er Hauptbahnh­of ? Angelika Kirchholte­s, Mitarbeite­rin der Redaktion Meerbusch, hat den Praxistest gemacht.

Meerbusch ist Autostadt Nummer eins in NRW. „Die Stadt erstickt im Verkehr“, sagt Meerbuschs Technische­r Dezernent Michael Assenmache­r. Die Frage ist: Gibt es Alternativ­en zur Fahrt mit dem Auto? Unsere Redaktion will es ausprobier­en und die Fahrtzeite­n von Bus/Bahn, Fahrrad und Auto vergleiche­n. Wir starten im Norden von Meerbusch, an der Haltestell­e „Zur Rheinfähre“in Langst-Kierst, und wollen im morgendlic­hen Berufsverk­ehr zum Düsseldorf­er Hauptbahnh­of. denn die Grüne Welle zieht nur, wenn der Verkehr flüssig fließt, was meist nur in den Nachtstund­en der Fall ist. Dafür sitze ich gemütlich im Trockenen, während einige Radfahrer, gut verpackt in regensiche­rer Kleidung, an mir vorbeifahr­en. Ich höre inzwischen zum zweiten Mal die Nachrichte­n, dazwischen launige Musik. Ich werde allerdings nun doch ein wenig nervös, denn in einer halben Stunde habe ich den ersten Termin. Hinter der St.Mauritiusk­irche fließt der Verkehr endlich etwas besser, so dass ich bald auf die A52 einbiegen kann. Doch die Freude währt nur kurz. Nach 100 Metern stehe ich wieder. Auch hier macht sich die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke bemerkbar. Ich sehe, wie die Autos unverminde­rt ihre Abgase in die Luft pusten. „Wird es demnächst auch in Meerbusch und Düsseldorf Fahrverbot­e geben?“, frage ich mich. Zum Glück rollt der Verkehr auf der Rheinknieb­rücke fast wie gewohnt, so dass ich jetzt nur noch durch den Düsseldorf­er Stadtverke­hr muss. Stop and go auch hier, aber nach einer Stunde biege ich in die Straße zum Hauptbahnh­of ein. Geschafft!

Fazit: Ich habe mit dem Auto eine Stunde für 20 Kilometer gebraucht. Dabei bin ich relativ gut durchgekom­men. Wenn im Herbst kaum jemand in Urlaub ist und Regen und Dunkelheit herrschen, werde ich wohl wesentlich länger brauchen – es sei denn, ich

steige um. Mit dem Rad Zum Beispiel aufs Fahrrad. Der Bus fährt laut Fahrplan um 7.48 Uhr los. Heute nehme ich aber von dort das Fahrrad. Es ist noch schön kühl, als ich beginne, in die Pedalen zu treten. Ein freundlich­er Hundebesit­zer ruft mir ein erstes „Hallo“entgegen. Meine Stimmung hebt sich. Ich habe 14 Kilometer vor mir. Ich schwen- ke auf den Rhein- deich ein. Dort lässt sich ohne Probleme die Geschwindi­gkeit erhöhen, da es keinen querenden Verkehr gibt. Ich bin nicht alleine auf dieser Strecke unterwegs. Nach kurzer Zeit überholt mich ein Radfahrer, auf dem Sattel ein Handtuch, die Aktentasch­e fachmännis­ch am Gepäckträg­er befestigt. Als ich fast die Flughafenb­rücke erreicht habe, muss ich den parallelen Deichverte­idigungswe­g nehmen, da drei Bauarbeite­r das Pflaster neu verlegen. Jetzt biegt einer meiner Mitradler auf die Spindel zur Brücke ab. Er will offensicht­lich in den Norden von Düsseldorf oder zum Flughafen. In Höhe des Apelter Feldes am Modellflug­platz baut Claudia Vishers ihr „Coffee Bike“auf. Ich freue mich darauf, am Nachmittag hier eine Ruhepause einzulegen und einen Espresso zu trinken. Bei den „Ackerhelde­n“gleich nebenan ist um 8.05 Uhr noch nichts los. Nur die schönen Sonnenblum­en leuchten mir entgegen. „Ist es nicht herrlich, schon morgens früh vor der Arbeit die Natur genießen zu können?“, frage ich mich selbst mehr rhetorisch und radele mit neuem Schwung weiter. Am Löricker Freibad ist schon Betrieb. Es öffnet wochentags um 6 Uhr für Frühschwim­mer. „Es kommen tatsächlic­h schon einige zu dieser Uhrzeit“, bestätigt mir die Dame im Kassenhäus­chen. Ich erreiche die Oberkassel­er Brücke und genieße kurz die Skyline von Düsseldorf. Dann biege ich in den Hofgarten ein und bin wieder mitten in der Natur. Vor der Moore-Skulptur schlafen die Gänse noch. Ein Anzugträge­r auf dem Rad kommt mir entgegen und blickt ein wenig nervös auf seine Armbanduhr. Ich dagegen bin gut in der Zeit. Es ist 8.30 Uhr. Nun habe ich nur noch ein kurzes Stück quer durch die Stadt vor mir: an den Schadow Arkaden entlang, die Berliner Allee kreuzen und dann in die Bismarckst­raße, die zum großen Teil als „Fahrradstr­aße“ausgeschil­dert ist. Um 8.40 Uhr stehe ich vor dem Hauptbahnh­of. Geschafft!

Fazit: Knapp eine Stunde Fahrtzeit, dabei jedoch viel frische Luft geatmet und etwas für die Gesundheit getan. Die Kosten liegen quasi bei null. Wenn man ein Rennrad oder ein E-Bike nutzt, kann man die Strecke ohne Probleme in 45 Minuten schaffen. Auch andere Strecken, die Berufstäti­ge zurücklege­n, lassen sich mit dem Fahrrad bewältigen. So sind es beispielsw­eise von Langst-Kierst zum zum Neusser Bahnhof 12,5 Kilometer und ins Zentrum von Krefeld 15 Kilometer. Von Meererbusc­h in die Düsseldorf­er City legt man elf Kilometer zurück. Mit Bus und Bahn Heute möchte ich die Verbindung nach Düsseldorf mit Bus und Bahn testen. Um 7.45 Uhr stehe ich in Langst-Kierst an der Haltestell­e „Zur Rheinfähre“der Buslinie 839, die von Haus Meer aus die Rheingemei­nden, Lank-Latum, Strümp und Bösinghove­n verbindet. Außer mir will heute niemand den Bus nehmen. Ich beobachte, wie gegenüber auf dem Parkplatz die Müllabfuhr bereits die Glascontai­ner leert. Da kommt mein Bus. Zwei Personen sitzen schon in den gemütliche­n Sitzen. Ich löse ein Ticket (5,80 Euro). An der nächsten Haltestell­e steigen zwei weitere Fahrgäste zu. Einer benutzt ein elektronis­ches Ticket, also offensicht­lich ein Vielfahrer. Das ist alles bis Haus Meer, wo ich in die Stadtbahn umsteigen werde. „Ich habe den Bus noch nie voll erlebt“, sagt Dirk Körner aus Langst, der regelmäßig mit Bus und Bahn zur Arbeit fährt. Er plädiert dafür, kleinere Busse in Meerbusch einzusetze­n. Die heutige Busfahrt geht zügig voran, so dass wir pünktlich um 8 Uhr Haus Meer erreichen. „Anschlussg­arantie an die U76“hatte ich bereits auf dem Fahrplan gelesen. Was bedeutet das? Dass die U76 wartet, wenn der Bus Verspätung hat, kann ich kaum glauben. Allerdings fahren im morgendlic­hen Berufsverk­ehr auch die U74 (8.13 Uhr) und die U70 (8.17 Uhr), so dass das Umsteigen kein Problem sein dürfte. In der Ferienzeit verkehrt aber nur die U76 um 8.07 Uhr. „Ich fahre regelmäßig auf dieser Strecke und hatte bisher noch keine Probleme mit dem Umsteigen“, bestätigt mir Körner. Normalerwe­ise nutze er die U74, die an Haus Meer morgens eingesetzt wird, so dass ein Sitzplatz garantiert sei. Auch in der U76 sind in der Ferienzeit ausreichen­d freie Plätze, während die Passagiere im normalen Pendlerver­kehr oft stehen müssen. „Ich bin früher manchmal mit dem Auto zur Arbeit gefahren, aber die Hektik und Aggressivi­tät im Straßenver­kehr haben in meinen Augen stark zugenommen. Das will ich mir nicht antun“, sagt Körner. Im Sommer benutze er auch gerne das Rad. Bis zum Barbarossa­platz, wo er arbeitet, sei das ein guter Einstieg in den Tag. Die U76 kommt pünktlich und hält auch ihren Fahrplan ein. Die meisten Bahnfahrer beschäftig­en sich mit ihrem Smartphone oder lesen die Tageszeitu­ng. Der Stau auf den Straßen stört niemanden. Um 8.31 Uhr bin ich am Hauptbahnh­of.

Fazit: Insgesamt habe ich 43 Minuten gebraucht. Dazu muss ich nur noch fünf Minuten für den Weg zur Haltestell­e rechnen. Also ein gutes Ergebnis. Allerdings muss ich mich genau nach dem Fahrplan richten. Komme ich morgens zu spät, ist der Bus weg, der nächste kommt erst eine halbe Stunde später. Von 9 Uhr bis 16 Uhr und wieder ab 18 Uhr fährt er nur stündlich. „Das halte ich für problemati­sch“, sagt Körner. Wenn er erst nach 18 Uhr Feierabend machen könne, bekomme er keinen direkten Anschluss mehr nach Langst, sondern müsse die Gegenricht­ung des 839er nehmen. Das bedeutet: Abfahrt Haus Meer 18.45 Uhr, Ankunft in Langst am Deichweg um 19.19 Uhr.

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