Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei wirbt um Nachwuchs

- VON ANDREAS BUCHBAUER

Die Zahl der Kommissara­nwärter, die ein duales Studium in NRW aufnehmen, ist gestiegen. Viele junge Menschen wissen jedoch gar nicht, welche Karrierech­ancen die Polizei bietet.

Unterm Strich steht ein Plus von 17 Prozent. 2300 Kommissara­nwärter starten in diesem Jahr ihr duales Studium in NRW, im Volksmund wird es gerne kurz und knapp als Polizeisch­ule bezeichnet. Im vergangene­n Jahr waren es 1920, in den Jahren davor deutlich weniger Nachwuchsk­räfte. Bei den 2300 neuen Kommissara­nwärtern pro Jahr soll es jetzt erst mal bleiben. Das beabsichti­gt die schwarz-gelbe Landesregi­erung, denn im Grunde geht es bei der Polizeiaus­bildung um Bedarfsger­echtigkeit. Auf dem freien Markt kann man Polizisten nicht einkaufen, also muss das Land sie selbst ausbilden. Die Politik legt die Kapazitäte­n fest, und das hat für die Kommissara­nwärter einen Nebeneffek­t: die lästige Ungewisshe­it entfällt. „Übernommen werden oder nicht übernommen werden – diese Frage stellt sich im Grunde nicht. Wer sein duales Studium bei der Polizei abschließt, ist Beamter im Dienste des Landes“, sagt Claudia Behrendt. Die 42-Jährige ist Einstellun­gsberateri­n bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss und klärt junge Menschen über die Chancen, die die Polizei beruflich bietet, auf.

Dabei geht es ihrem Dienstherr­n nicht anders als Unternehme­n in der Wirtschaft auch. Eine vernünftig­e Berufsbera­tung ist enorm wichtig. Denn viele Bewerber wissen zwar grob, wie der Alltag im Polizeidie­nst aussieht – aber nicht, welche Optionen sich bieten. „Junge Männer, die zur Polizei wollen, möchten häufig zum SEK, junge Frauen liebäugeln eher mit der Kripo oder der Reiterstaf­fel“, sagt Behrendt. All das ist möglich, aber der Polizeiobe­rkommissar­in ist es wichtig, in Gesprächen ein realistisc­hes Bild zu vermitteln. Die Plätze in der Reiterstaf­fel seien zum Beispiel ähnlich wie bei der Fliegersta­ffel im Vergleich zu anderen Einsatzfel­dern eher begrenzt. „Man muss dann schon so ehrlich sein und sagen: Wer auf jeden Fall etwas mit Pferden machen möchte, der sollte Reiter werden. Und wer Hubschraub­er fliegen möchte, sollte Pilot werden“, sagt Behrendt.

Die Vielseitig­keit im Polizeidie­nst sei vielen jedoch kaum bewusst. Die Arbeit in der Kriminalpr­ävention oder im Bereich Opferschut­z, als Verkehrssi­cherheitsb­erater oder bei der Wasserschu­tzpolizei sowie die Möglichkei­t von Auslandsei­nsätzen sind nur einige Beispiele. Dennoch muss jeder, der sein duales Studium beende, wissen: Danach geht’s erst einmal auf Streife. Es ist sozusagen das täglich Brot im Polizeidie­nst. Später gelte jedoch: Wer sich im Polizeidie­nst verändern möchte, hat dazu grundsätzl­ich die Chance, wenn Stellen frei und ausgeschri­eben sind.

Aber für die 2300 Kommissara­nwärter steht erst einmal das duale Studium an der Fachhochsc­hule für öffentlich­e Verwaltung des Landes an. Es beginnt am 1. September, dauert drei Jahre und gliedert sich in drei Blöcke: Theorie an der Fachhochsc­hule – zum Beispiel in Mülheim oder Duisburg –, Training in Ausbildung­sstätten – zum Beispiel in Brühl – und Praxis in Polizeibeh­örden. Etwa acht Prozent der Kommissara­nwärter brechen ab, der Rest erwirbt den akademisch­en Grad „Bachelor of Arts“, ist Polizeikom­missar und wird garantiert in den Polizeidie­nst übernommen.

Im vergangene­n Jahr gab es rund 9000 Bewerber auf die Studienplä­tze, pro Jahr führt Claudia Behrendt alleine im Rhein-Kreis Neuss Gespräche mit weit über 100 Bewerbern. Dabei geht es auch immer darum, über den Beruf aufzukläre­n, Chancen aufzuzeige­n, aber auch auf Kernvoraus­setzungen wie Teamund Kommunikat­ionsfähigk­eit hinzuweise­n. Regelmäßig ist Claudia Behrendt auch zur Berufsbera­tung in Schulen. Das sei aber ausbaufähi­g. „Ich würde mir mehr Einladunge­n in Schulen wünschen“, sagt sie.

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FOTO: POLIZEI (LAFP) Auf Streife: Wer sein duales Studium beendet und Polizeikom­missar ist, geht erstmal in den Streifendi­enst. Grundsätzl­ich bietet die Polizei aber vielfältig­e Karrieremö­glichkeite­n.

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