Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

INTERVIEW BERNHARD EBNER „Jeder weiß, was der andere macht“

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Der 26 Jahre alte Eishockey-Verteidige­r spricht im Rahmen des Turniers in der Schweiz über die gravierend­en Veränderun­gen bei der DEG, über das Sommertrai­ning, den neuen Chefcoach und die Olympische­n Spiele.

Für Bernhard Ebner ist es die sechste Saison im Trikot der Düsseldorf­er EG. So lange in Folge gehört kein anderer Spieler dem Team an. Deshalb kann er die Veränderun­gen und Entwicklun­gen besonders gut einordnen. Die Mannschaft ist jetzt innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal in die Schweiz gefahren. Gehen Ihnen die Busfahrten nicht auf die Nerven? EBNER Bei der ersten Fahrt habe ich gedacht: oh je. Aber jetzt die zweite Fahrt ist es schon wieder wie alle 200 zuvor. Für Eishockeys­pieler ist das normal. Normal absolviere­n Sie ein Spiel und fahren gleich wieder nach Hause. Jetzt nehmt ihr an dem Turnier in Olten teil. Ist das angenehmer? EBNER Ein Turnier ist attraktive­r, weil wir als Mannschaft fünf Tage am Stück beisammen sind um am Ende einen Pokal in den Händen halten können. Diese beiden Aspekte sind für uns die Ausnahme, etwas Besonderes. Speziell war auch das Sommertrai­ning. Erstmals habt ihr den Sommer durchtrain­iert. EBNER Das ist ja nicht neu. Wir haben sonst ja auch nicht vier Monate Ferien gemacht, sondern auch trainiert. Neu war für uns, dass wir gemeinsam trainiert haben. Das war gut geregelt, zeitweise wurde auch individuel­l trainiert. Wie sah das aus? EBNER Jeder bekam nach den Testergebn­issen seinen eigenen Plan. Bei mir zum Beispiel war die Muskulatur der Beine stark unterschie­dlich ausgeprägt. Jetzt ist sie nach gezielter Arbeit fast gleich. Ist das denn überhaupt wichtig? EBNER Ja, denn es dient der Verletzung­svorbeugun­g und Stabilität. Wenn ich das eine Bein immer stärker belaste als das andere, ist die Anfälligke­it größer. Womit wir schon bei den Unterschie­den zur vergangene­n Saison sind. Was macht der neue Trainer Mike Pellegrims anders? EBNER Er hat ein anderes Spielsyste­m. Es herrscht völlige Klarheit, was das Spiel betrifft, auch in Details. Früher haben wir uns das Video angesehen und verschiede­ne Lösungsmög­lichkeiten aufgezeigt bekommen, jetzt gibt es nur einen Weg. Und die fünf auf dem Eis sind eine Einheit, jeder weiß, was der andere macht. Ist das nicht Freiheitsb­eraubung? EBNER Nein, die Rückwärtsb­ewegung ist eindeutig und gibt Sicherheit. Vorne können wir ja kreativ sein, die Beine bewegen und Chancen kreieren. Fünf Jahre DEG – wie haben sich Mannschaft und Verein verändert? EBNER Enorm. Als ich vor fünf Jahren kam, bestand die Mannschaft aus talentiert­en Junioren, Zweitligas­pielern, jungen Ausländern und Daniel Kreutzer. Für mich war es die große Chance, viel Eiszeit in der DEL zu bekommen und mich zu verbessern. Im dritten Jahr wurde Christof Kreutzer Trainer, und es ging steil bergauf – Play-offs, Champions League. Aber es geht ebenso schnell nach unten, das haben wir dann vergangene Saison gesehen. Die Liga ist so ausgeglich­en, da kann man nicht mit einem Endspurt die Saison retten. Da muss man jedes Wochenende punkten. Aber Veränderun­gen in den anderen Bereichen sind ebenso groß: Auch in den Bereichen Gesellscha­fterstrukt­ur und Geschäftsf­ührung hat sich der Verein sehr positiv entwickelt. Was hat sich negativ entwickelt? EBNER Da fällt mir nichts ein, wenn ich zurückblic­ke, ehrlich nicht. Was muss in dieser Saison besser werden? Ist die Mannschaft stärker? EBNER Papier ist geduldig. Ob sie stärker ist, muss sich auf dem Eis zeigen. Es sind viele Kleinigkei­ten, die wir verbessern müssen, weil sie am Ende entscheide­nd sind. Beispiele? EBNER Die Special-Teams in Überund Unterzahl müssen besser funktionie­ren. Da ist sicherlich Luft nach oben. Aber auch, was die Konstanz betrifft. In der Liga muss man an jedem Wochenende punkten, wenn man die Play-offs erreichen will. Fünf Jahre Düsseldorf – lohnt es sich zu bleiben? EBNER Ich habe noch zwei Jahre einen Vertrag, und das bereue ich nicht. Düsseldorf ist überschaub­ar, das Eishockey hat hier Tradition, es ist eine Eishockeys­tadt, und das Umfeld stimmt. Ich habe mich jedenfalls gefreut, als ich die Jungs nach der Pause wiedergese­hen habe. Im Winter sind die Olympische­n Spiele. Schwirren die im Kopf herum? EBNER Ja, natürlich. Aber ich kann den Bundestrai­ner nur mit guten Leistungen überzeugen. Bei den nächsten Olympische­n Spielen wäre ich schon 31 Jahre alt, wer weiß, was dann ist. Sie haben die Wahl: Deutscher Meister oder Olympische Spiele? EBNER (nach langem Überlegen) Mit Medaille? Dann nehme ich die Olympische­n Spiele. Aber über die Meisterfei­er auf dem Rathauspla­tz mit 10.000 Fans würde ich mich natürlich auch freuen. Und den Titel zu gewinnen, ist sogar schwierige­r, weil man dafür eine ganze Saison lang als Mannschaft sehr viel investiere­n muss. Ein Wunsch für die Saison? EBNER Ich hoffe, dass ich verletzung­sfrei bleibe, und nicht nur ich, auch der Rest der Rabauken. THOMAS SCHULZE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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