Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Premiere in 500 Jahren Reformatio­n

- VON ANGELA RIETDORF

Am 1. und 2. September gibt es erstmals eine gemeinsame Synode der vier evangelisc­hen Kirchenkre­ise Krefeld-Viersen, Aachen, Jülich und Gladbach-Neuss, die sich zu einem Kleeblatt zusammenge­schlossen haben.

Die Veranstalt­ung selbst ist die Botschaft. Zum ersten Mal in 500 Jahren gibt es eine gemeinsame Synode der vier evangelisc­hen Kirchenkre­ise Krefeld-Viersen, Aachen, Jülich und Gladbach-Neuss. Mit dabei sind außerdem als stimmberec­htigte Delegierte Vertreter von Partnerkir­chen – aus den Nachbarlän­dern

Martina Wasserloos-Strunk Belgien oder den Niederland­en, aber auch aus Namibia, Marokko, Tansania oder Indonesien. Es geht darum, sich auszutausc­hen, Unterschie­de zu erkennen, aber auch Gemeinscha­ft zu suchen statt Trennendes zu betonen. Dazu passt die Unterzeich­nung des Ökumenisch­en Briefs durch den rheinische­n Präses Rekowski und den Aachener Bischof Dieser am Samstagmor­gen im Rahmen der Reformatio­nssynode.

Dass sich der legendäre Thesenansc­hlag Martin Luthers, mit dem die Reformatio­n begann, in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, dürften inzwischen die meisten mitbekomme­n haben. Im Fokus vieler Veranstalt­ungen steht deshalb nicht von ungefähr die Figur des Reformator­s. Aber in den vier Kirchenkre­isen Aachen, Gladbach-Neuss, Jülich und Krefeld-Viersen, die sich zum Kleeblatt zusammenge­schlossen haben, wollte man andere Wege gehen. „Wir wollten etwas machen, das richtig evangelisc­h ist“, sagt Marti- na Wasserloos-Strunk, Leiterin der Philippus-Akademie des Kirchenkre­ises Gladbach-Neuss, „und eine Synode ist richtig evangelisc­h.“Synoden sind so etwas wie die Parlamente der evangelisc­hen Christen in Deutschlan­d. Es gibt sie auf Kreis, auf Landes- und auf Bundeseben­e. „Wir möchten präsentier­en, wie Beschlüsse gefasst werden, wollen voneinande­r lernen und aufeinande­r hören“, sagt Wasserloos-Strunk, die Vorsitzend­e der Reformatio­nssynode, die am 1. und 2. September in der Rheydter Hauptkirch­e tagt. Neue Wege geht die Synode nicht nur in der Zusammenar­beit der vier Kirchenkre­ise, sondern auch in der Einbindung der Partner- und Nachbarkir­chen, beispielsw­eise aus Indonesien oder Marokko, wo sich Christen in einer Minderheit­ssituation befinden. „Die Kirchen dort erleben einerseits einen steigenden Druck, sind auf der anderen Seite aber besonders aktiv wie die kleine, finanziell nicht gut ausgestatt­ete, aber hochengagi­erte Kirche in Marokko, die sich um Flüchtling­e kümmert“, sagt Wasserloos-Strunk. Alle teilnehmen­den Kirchen haben sich im Vorfeld mit dem Motto der Synode „Gottes Wort kehrt nicht wieder leer zu ihm zurück“auseinande­rgesetzt und aus ihren unterschie­dlichen Erfahrunge­n heraus verschiede­ne Zugänge gefunden. Darüber werden die 250 Synodalen am Freitag und Samstag nächster Woche diskutiere­n und, wenn möglich, zu einer gemeinsame­n Schlusserk­lärung finden. „Wir wollen Gottes Wort neu in unsere Zeit hineinspre­chen“, sagt Dietrich Denker, Superinten­dent des Kirchenkre­ises Gladbach-Neuss. Auch bei den gemeinsame­n Gottesdien­sten und Andachten werden die unterschie­dlichen Perspektiv­en der Kirchen des Nordens und des Südens, aber auch die gemeinsame christlich­e Basis zum Ausdruck kommen: die Predigt beim Eröffnungs­gottesdien­st hält ein Delegierte­r aus Indonesien, die Predigt der Morgenanda­cht eine Pastorin aus Marokko, die des Abschlussg­ottesdiens­tes die Vorsitzend­e der Synode aus Rheydt.

Die Feierlichk­eiten des Kleeblatts zum 500. Jahrestag der Reformatio­n enden nicht mit der Synode. Am 10. September folgt ein Fest der Begegnung im Brückenpar­k in Jülich, das von den vier Kirchenkre­isen gemeinsam vorbereite­t wird. Es bietet ein buntes Programm mit allem, was heute Kirche ist und sein kann, ist interrelig­iös und interkonfe­ssionell. „Zu einer Geburtstag­sfeier lädt man seine Freunde ein und freut sich über alle, die mitfeiern“, sagt Superinten­dent Dietrich Denker.

„Wir wollten etwas machen, das richtig

evangelisc­h ist“

Leiterin der Philippus-Akademie

 ?? RP-ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Präses Manfred Rekowski besuchte die Lutherkirc­he, links Pfarrer Burkhard Kamphausen.
RP-ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ Präses Manfred Rekowski besuchte die Lutherkirc­he, links Pfarrer Burkhard Kamphausen.

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