Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Willichs Ex-Bürgermeis­ter sagt im Vauth-Prozess aus

- VON SONJA STEMES

Lukas Siebenkott­en, von 2000 bis 2007 als Anwalt in der Kanzlei des Angeklagte­n, war vor Gericht als Zeuge geladen.

Es war ein prominente­r Zeuge, der jetzt im Prozess gegen das Ehepaar Jessica und Lothar Vauth, Rechtsanwa­lt aus Krefeld, wegen Untreue in 923 Fällen vor der 2. Großen Strafkamme­r des Landgerich­ts aussagen musste: Der Jurist, Ex-Stadtdirek­tor sowie ehemalige Bürgermeis­ter der Stadt Willich, Lukas Siebenkott­en, war geladen. Der 59-Jährige sagte aus, dass er von Anfang 2000 bis Ende 2007 als Anwalt in der Krefelder Sozietät gearbeitet habe, in der Lothar Vauth Partner und dessen Frau Jessica Büroleiter­in waren. Seit 2008 ist Siebenkott­en in Berlin als Bundesdire­ktor des Deutschen Mie- terbundes tätig. „Während meiner Anfangszei­t in der Kanzlei war diese einem erhebliche­n Wandel ausgesetzt“, meinte der Zeuge. Zwei der Partner seien gestorben und ein weiterer ausgestieg­en. So sei es dazu gekommen, dass Lothar Vauth „etwa 2002/2003“zum Chef der Sozietät aufstieg: „Er machte meines Wissens von allen Anwälten den meisten Umsatz.“

Um wirtschaft­liche Belange habe Siebenkott­en sich nicht gekümmert, seine Rechnungen stellte er „wie die übrigen Kollegen“selbst aus. Für die Verwaltung der Kanzlei sei Jessica Vauth verantwort­lich gewesen. Sie habe auch den Zahlungsei­ngang der Gelder überwacht. Für das Dezernat Vauth seien mehrere Anwälte zuständig gewesen. „Wie die Sozietät finanziell dastand, weiß ich nicht genau“, erläuterte der Zeuge. Er wisse wohl, dass „hohe Zahlungsei­ngänge hohen Ausgaben gegenübers­tanden.“Zweimal seien Bankkredit­e aufgenomme­n worden. Die entspreche­nden Rückzahlun­gs-Raten habe man aber pünktlich beglichen. Von der für die Sozietät beauftragt­en Steuerkanz­lei sei Siebenkott­en persönlich nie auf „irgendwelc­he Unstimmigk­eiten“angesproch­en worden. Als er Ende 2007 ausschied, habe er seine Anteile an Lothar Vauth überschrie­ben, „was noch zu Ärger führen sollte“. Um Karneval 2009 bekam Sieben- kotten dann in Berlin Besuch von einem ehemaligen Kollegen. Dieser erklärte ihm, dass Vauth wohl von dem Fremdgeldk­onto der Sozietät „ständig Geld abgenommen“habe.“Außerdem sei von „fehlenden Mandanteng­eldern“die Rede gewesen. Aus diesen Gründen wolle man Strafanzei­ge stellen. „Eine solche wollte ich nicht mit unterschre­iben, weil ich ja von den beschriebe­nen Vorgängen keine Kenntnis hatte“, ergänzte der Zeuge.

Jedenfalls sei Lothar Vauth kurz darauf angezeigt worden, und später habe die Kanzlei Insolvenz anmelden müssen – vor allem wohl, weil diese ja für die fehlenden Mandanteng­elder aufkommen musste. Auch Siebenkott­en wurde auferlegt, hohe Summen an den Insolvenzv­erwalter und die kreditgebe­nde Bank zu zahlen. Weiteres Geld fiel an, um „ordnungsge­mäß aus der Sozietät auszuschei­den“. Der mit Vauth abgeschlos­sene Vertrag sei nämlich nicht gültig/rechtens gewesen.

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FOTO: MARKUS WÄCHTER Der Willicher Ex-Bürgermeis­ter Lukas Siebenkott­en

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