Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was tut die Rheinbahn, um den Verkehr zu entlasten?

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Das Verkehrsun­ternehmen arbeitet an Alternativ­en zum Auto. Demnächst soll ein Schnellbus Osterath über die A44 mit dem Freiligrat­hplatz verbinden. Auch eine neue Rheinbrück­e wird geplant.

Georg Schumacher, Leiter Unternehme­nskommunik­ation der Rheinbahn, hat eine klare Meinung: „Autos haben seit 1945 Vorfahrt. Das muss sich ändern“, sagt er – und steht damit nicht alleine da. Seit der Autoverkeh­r die Straßen verstopft, hat ein Umdenken eingesetzt. Busse, Bahnen, das Fahrrad – viele Kommunen, so auch Meerbusch, wollen inzwischen die Alternativ­en zum Auto stärken. Doch sind diese Alternativ­en attraktiv? Was tut beispielsw­eise die Rheinbahn, die den öffentlich­en Nahverkehr in Meerbusch abwickelt, um mehr Menschen zu befördern?

Da wäre einmal der Ticketprei­s. „Wenn jemand ein Monats-Abo hat, sind wir unschlagba­r“, sagt Reinhardt Rötgerkamp, Leiter Vertrieb der Rheinbahn. Die Fahrtkoste­n für Bus und Bahn betrügen nur ein Zehntel der echten Autokosten. Die Rheinbahn habe für jedes Bedürfnis ein Angebot: vom „Ticket 2000“für Vielfahrer bis zum Firmentick­et, das Unternehme­n für ihre Mitarbeite­r günstig erwerben können. Aber auch bei den Einzeltick­ets gibt es eine größere Auswahl, die den Normalprei­s senkt.

So kann man mit dem Tagesticke­t (für ein bis fünf Personen) für wenig Geld einen Tag lang durch ein Tarifgebie­t fahren. Wer lieber abends unterwegs ist, kann mit dem „Happy Hour“-Ticket seit dem 1. Januar für 2,99 Euro ab 18 Uhr beliebig oft unterwegs sein. Neu ist auch das 10erTicket, das günstiger als das 4er-Ticket ist, das man am Automaten ziehen kann. Das 10er-Ticket, das in der Preisstufe A 22 Euro kostet, kann man jedoch nur über die Rheinbahn-App digital kaufen.

Die App bietet inzwischen auch den Vorteil, dass man nicht mit der Kreditkart­e zahlen muss. Der Betrag wird jetzt mit der Handyrechn­ung abgebucht. „Jedes Abo macht Sinn“, sagt Rötgerkamp. „Durch die vielen verschiede­nen Angebote ist unser System gerechter, als wenn es einen Einheitspr­eis gäbe“, ergänzt Schumacher. Er gibt auch zu bedenken, dass bei günstigere­n Preisen die Kommunen tiefer in die Tasche greifen müssten. Derzeit finanziert sich die Rheinbahn zu 80 Prozent über die Ticketprei­se und zu 20 Prozent durch die Kommunen.

Probleme bereitet einigen Bahnfahrer­n aber die Mitnahme von Fahrrädern. Ist die Bahn voll, kann sie kaum Räder transporti­eren. Doch so mancher möchte gerne eine Strecke zur Arbeit mit dem Rad zurücklege­n und die andere mit der Bahn. Oder den Restweg mit dem Rad zurücklege­n. Gibt es hierfür eine Lösung?

Die Rheinbahne­xperten plädieren für das Bike-Sharing, also Leihfahrrä­der an den Haltestell­en, wie es sie zum Beispiel in Düsseldorf gibt. „Wer lieber sein eigenes Fahrrad nutzt, sollte vielleicht über ein Klapprad nachdenken“, sagt Röt- gerkamp. Noch bis zum 31. Oktober bietet die Rheinbahn ihren Abonnenten ein Faltrad mit einem Preisnachl­ass an. Außerdem werde das Faltrad als Gepäckstüc­k behandelt und man brauche kein Zusatztick­et ziehen, heißt es. Wer lieber mit dem Auto weiterfähr­t oder es zwischendu­rch benötigt, könne in Düsseldorf eines von mehreren Carsharing-Angeboten nutzen. In Meerbusch gibt es ein Carsharing-Fahrzeug auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz.

Aber auch der Fahrplan und die Linienführ­ung der Busse und Bahnen sind für manche mögliche Nutzer ein Hindernis beim Umsteigen auf den öffentlich­en Nahverkehr. Die Rheinbahn arbeitet jedoch an weiteren Linien, die sie in Absprache mit den Kommunen realisiert. So wird es ab 2018 eine neue Schnellbus-Linie SB52 geben, die von Osterath über die A44 zum Frei- ligrathpla­tz führt und auch Haltestell­en in Strümp und am Rande von Lank hat. Sie wird im Berufsverk­ehr alle 20 Minuten, sonst alle 30 Minuten verkehren. „Wir wollen damit Pendler, die im Düsseldorf­er Norden arbeiten, ansprechen“, sagt Schumacher.

Als einen Quantenspr­ung sieht er die geplante neue Rheinbrück­e an, die am Areal Böhler vorbei durch Niederlöri­ck auf eine Rampe, dann über den Rhein und zur Messe verlaufen soll und für Stadtbahne­n, Fußgänger und Radfahrer eine neue Verbindung schaffen würde. Wann sie kommen wird, ist allerdings noch offen. Die Experten wünschen sich auch mehr Busspuren, damit die Busse nicht im normalen Verkehr stecken bleiben, und Vorrang an den Ampelschal­tungen, um Busse und Bahnen flotter zu machen. Mehr Züge auf die Schiene zu setzen, sei zwar möglich, aber es gebe eine natürliche Begrenzung durch die Tunnel, heißt es.

Auch am Thema E-Mobilität arbeite die Rheinbahn, sagt Schumacher. Allerdings sehe er das Problem, dass ja auch der Strom erzeugt werden müsse – und das geschehe immer noch häufig in Atomoder Kohlekraft­werken. Er präferiert moderne Dieselbuss­e mit Einspritzt­echnik, die kaum noch Feinstaub ausstoßen. Die Rheinbahn werde auch E-Busse auf ihre Tauglichke­it im Alltagsver­kehr prüfen.

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