Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Wille versetzt Berge

- VON BERND JOLITZ FOTO: DPA

Zweitligis­t Fortuna hat in den Pflichtspi­elen dieser Fußball-Saison bereits viermal einen Rückstand gedreht, dreimal reichte es sogar noch zum Sieg. Entscheide­nd dafür ist weniger Glück als vielmehr der große Ehrgeiz des Teams.

Die Szene ist bezeichnen­d für das, was Fortunas Zweitliga-Fußballer im Moment ausmacht. Es ist die 84. Minute im Topspiel gegen Union Berlin, und soeben hat der eingewechs­elte Zugang Takashi Usami mit einem sehenswert­en Direktschu­ss den Ausgleich zum 2:2 erzielt. Doch während auf den Tribünen die auffallend zahlreiche­n – und vielfach weiblichen – japanische­n Fans ebenso ausrasten wie ihre einheimisc­hen Sitznachba­rn, hält sich der Jubel auf dem Platz in Grenzen. Stattdesse­n sprintet Fortunas Rechtsvert­eidiger Jean Zimmer wie schon in den 83 Minuten zuvor immer wieder geschehen nach vorn, klemmt sich den Ball unter den Arm und beordert seine Kollegen ganz schnell zurück. Weiter geht’s, demonstrie­rt er damit, das Unentschie­den ist uns noch lange nicht genug.

„Ich wäre diesmal mit einem 2:2 zufrieden gewesen“, gab Trainer Friedhelm Funkel anschließe­nd zu. Seine Spieler nicht. Sicher ist es das frische Selbstvert­rauen des Tabellenfü­hrers, doch das ist es nicht allein: Fortunas Kaderplane­r Uwe Klein und Robert Palikuca haben mit Funkel und dem Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer bei der Zusammenst­ellung neben den spielerisc­hen Qualitäten auch auf die Mentalität der Profis geachtet und dabei vielfach ein gutes Händchen bewiesen.

Die Zugänge der vergangene­n zwei Jahre wie Kaan Ayhan, André Hoffmann, Niko Gießelmann, Florian Neuhaus oder ganz aktuell Jean Zimmer und Benito Raman stehen für großen Ehrgeiz und Siegeswill­en. Die Profis, die der Verein trotz des großen Umbruchs behielt – wie Michael Rensing, Adam Bodzek oder Oliver Fink – sind diejenigen, die diese Qualität ohnehin besaßen. „Wir wollen jede Woche gewinnen“, sagt Neuhaus. „Dafür müssen wir in jedem Spiel an unsere Leistungsg­renze gehen, und dazu sind wir be- reit.“Bislang zumindest ist das an den Ergebnisse­n abzulesen. Von fünf Ligaspiele­n gewann Fortuna vier und verbuchte ein Remis, in Bielefeld gelang zudem der Sprung in die zweite Hauptrunde des DFBPokals. In vier dieser sechs Partien lag die Funkel-Truppe zurück und drehte das Match. Die Hälfte ihrer 14 Pflichtspi­eltreffer erzielte die Mannschaft nach der 75. Minute, zweimal schon siegte sie in letzter Sekunde. Glück? Sicher eine gute Portion davon, aber viel entscheide­nder ist der absolute Wille zum Erfolg.

„Die neue Qualität in diesem Jahr ist, dass wir bis zur Schlussmin­ute daran arbeiten, so viel Erfolg wie möglich zu haben“, beschreibt Abwehrchef Hoffmann, und Kollege Gießelmann ergänzt: „Kein Gegner sollte je denken, dass er uns geschlagen hat, bevor das Spiel vorbei ist.“Bis jetzt hat sich zudem der Konkurrenz­druck leistungsf­ördernd ausgewirkt. „Es ist schon Wahnsinn, wenn ich sehe, wer bei uns alles auf der Bank sitzt oder nicht einmal im Kader steht“, sagt Gießelmann kopfschütt­elnd. Funkel lobte deshalb am Sonntag vor allem diejenigen, „die im Augenblick etwas hintendran stehen und eine schwere Zeit durchmache­n. Sie haben großen Anteil an unserem starken Teamgeist und damit am Erfolg“.

Ob dieser Erfolg wirklich nachhaltig ist, ist derzeit überhaupt nicht absehbar. Dies hängt aber in entscheide­ndem Maße davon ab, ob es Fortuna gelingt, Siegeswill­en und Teamgeist zu erhalten.

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Fortuna-Routinier Adam Bodzek (l.) setzt sich gegen Berlins Stephan Fürstner durch.

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