Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Schauspiel aus Zirkus und Oper

- VON JUDITH POHL FOTO: MANUELA GIUSTO

Die italienisc­he No Gravity Dance Company eröffnet mit ihrem Stück „Aria“das Düsseldorf Festival.

Eine schwarze Bühne, grün-blaue Lichtstrei­fen erhellen das Dunkel wie Sonnenstra­hlen, die durch Wolkenberg­e brechen. In der Mitte der Bühne schwebt ein Artist gute zwei bis drei Meter über dem Boden in einem Barock-Kostüm, das ihn wie eine putzige Hummel wirken lässt. So tänzelt und schaukelt er zu der Musik des Flötisten, der am rechten Rand der Bühne hockt. Dabei gerät das Wesen in gefährlich­e Schieflage­n, die fast zum Überschlag führen. Doch von Gefahr ist keine Spur. Heiterkeit und Freude im Publikum. Spitzbübis­ch steckt der Artist mit seinem Charme die Zuschauer an und entlockt das eine oder andere Lachen.

Der Tanz der Hummel ist eine der 13 Szenen aus dem neuen Stück „Aria“der italienisc­hen No Gravity Dance Company. Mit ihrem vom Stil des Barocks inspiriert­en Stück geben sie den Auftakt des Düsseldorf Festivals. Bis 2. Oktober präsentier­en sich außergewöh­nliche Produktion­en aus Musik, Theater und Tanz im Festivalze­lt am Burgplatz und in der gesamten Stadt.

Es ist der erste Auftritt der Kompanie auf einer deutschen Bühne. Ein überzeugen­der. Ohne große Mühe gelingt es der Gruppe mit ihrer Akrobatik, den eleganten Tänzen, ihrem operngleic­hen Gesang zur Musik von Monteverdi, Vivaldi und Pergolesi und beeindruck­enden Lichteffek­ten das Publikum in den Bann zu ziehen.

Innerhalb von fünf Minuten verwandeln sie die Bühne in einen Raum der Schwerelos­igkeit. Ein schwarzer, durchlässi­ger Vorhang vor der Bühne verschleie­rt dabei die Tricks der Artisten. Die Varietékün­stler gleiten durch die Luft: von rechts nach links, von unten nach oben und umgekehrt. Sie nutzen tatsächlic­h den gesamten Bühnenraum – bis unter die Decke.

Wie verlorene Seelen umschwärme­n die Artisten in einer Szene ein in Seenot geratenes Schiff. Schnelle, düstere Musik und hektische, aber starke Bewegungen künden vom Ernst der Lage. Das unausweich­li- che Ende, der Untergang des Schiffs, bahnt sich in einer beinahe unerträgli­chen Spannung an.

Eine andere Szene zeigt fünf Artisten in langen weißen Kleidern. Die in der Mitte stehende Artistin scheint älter als die anderen zu sein, die rechts und links neben ihr stehen. Es könnte sich um eine herrische Mutter handlen, deren Kinder nach ihrem Willen tanzen. Auf den ersten Blick scheinen sie einfach auf Stelzen zu stehen. Schnell zeigt sich jedoch, dass sie weit über dem Boden schweben, den ihre Kleider berühren. Die jüngeren Artisten verändern während der Performanc­e ihre Position sie sinken zu Boden, so scheinen sie regelmäßig zu schrumpfen und dann wieder zu wachsen.

Auch wenn der Gesang denen, die des Italienisc­hen nicht mächtig sind, unverständ­lich bleibt, die 13 Szenen zuweilen rätselhaft erscheinen und der dünne Vorhang vor der Bühne manches wie projiziert wirken lässt, ist die Schau der No Gravity Dance Company aufs Höchste beeindruck­end.

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Die Artisten der No Gravity Dance Company im Theaterzel­t auf dem Burgplatz.

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