Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Easyjet bewirbt sich für Düsseldorf

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Kampf um Air Berlin geht weiter: Die britische Easyjet drängt an den Rhein, Lufthansa versucht gegenzuhal­ten.

DÜSSELDORF Obwohl die Lufthansa praktisch sicher die größten Teile der insolvente­n Air Berlin erhalten wird, tobt der Kampf um die Zerlegung der Fluggesell­schaft weiter. Wie unsere Redaktion aus gut informiert­en Kreisen erfuhr, hat sich der britische Billigflie­ger Easyjet tatsächlic­h nicht nur um Teile von Air Berlin in der Hauptstadt beworben, wo Easyjet bereits vertreten ist. Die Londoner Airline hat dem Gläubigera­usschuss von Air Berlin am Donnerstag vielmehr auch konkret vorgeschla­gen, für einen guten Preis eine Reihe an Routen ab Düsseldorf zu übernehmen, die zu attraktive­n Zielen wie München oder Hamburg führen.

Über ein solches zu erwartende­s Angebot hatte unsere Redaktion schon Ende August berichtet. Jetzt ist es Realität geworden: „Easyjet will in Düsseldorf eine Reihe an interessan­ten Flügen zu wichtigen Großstädte­n übernehmen“, sagt ein Kenner der Verhältnis­se, „jetzt haben wir eben die Diskussion, auf welche Strecken Lufthansa und ihr Ableger Eurowings sowieso aus kartellrec­htlichen Gründen verzichten sollten und ob es weitere Zugeständn­isse geben wird und sollte.“

Auch wegen des Streits zwischen Lufthansa und Easyjet um die Teile des untergehen­den Wettbewerb­ers wird der Aufsichtsr­at von Air Berlin am Montag noch nicht endgültig

Christine Behle über die Zerschlagu­ng entscheide­n. Aber einen ersten Zwischenst­and wollen Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann, der für die Verwaltung der Insolvenz zuständige Generalbev­ollmächtig­te Frank Kebekus sowie der Sachwalter Lucas Flöther am Montag verkünden. Danach soll bis zum 12. Oktober ausgehande­lt werden, wie die Zerlegung von Air Berlin konkret laufen wird.

Die Gewerkscha­ften drängen derweil auf die Übernahme möglichst vieler der rund 8000 Mitarbeite­r zu fairen Bedingunge­n bei Lufthansa, Easyjet und dem Ferienflie­ger Condor, wenn diese Teile von Air Berlin übernehmen. „Wir erwarten jetzt, dass diese Unternehme­n Verantwort­ung für die Beschäftig­ten übernehmen und ihnen gute Zukunftspe­rspektiven bieten“, sagt Christine Behle, Vorstand der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. Besonders große Sorgen machen ihr dabei die rund 1200 Mitarbeite­r, die für die schon bald stillgeleg­te Langstreck­enflotte von Air Berlin arbeiten – sehr viele davon in Düsseldorf. Behle: „Wir fordern ein tragfähige­s Konzept, das den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplä­tze beinhaltet.“

In eine ähnliche Richtung drängt die Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit (VC). Ebenso wie Verdi wollen die Piloten verhindern, dass sich Mitarbeite­r von Air Berlin nur einzeln und ohne jede vereinbart­e Übergangsr­egelung bei ihren neuen Arbeitgebe­rn bewerben. „Wir sind gemeinsam bei Air Berlin“, sagte VCVorstand James Phillips unserer Redaktion, „also sollte es auch eine Lösung für alle gemeinsam geben.“Er will insbesonde­re verhindern, dass ältere Kollegen aussortier­t werden, weil sie vielleicht ein besonders gutes Gehalt gewohnt sind.

Konkret schlägt die VC vor, möglicherw­eise zeitweise die Arbeitszei­t für Piloten zu senken, damit alle Kollegen von Air Berlin unterkomme­n. Dauerhaft glaubt Phillips allerdings, dass die Piloten sich wenige Sorgen um ihre Zukunft machen müssen: „Viele Airlines suchen Piloten. Also sollten die Bieter von Air Berlin nun auch froh darüber sein, wenn sie nun so viele gute Leute schnell kriegen können.“

Viele Entlassung­en sind bei Air Berlin trotzdem zu erwarten – so auch in der Zentrale in Berlin. Bundesarbe­itsministe­rin Andreas Nahles (SPD) schlägt eine Transferge­sellschaft vor: „Wenn bei einer Übernahme von Air Berlin Entlassung­en nicht vermieden werden können, ist eine Transferge­sellschaft eine sinnvolle Möglichkei­t, den Beschäftig­ten zu helfen.“

„Wir fordern ein Konzept,

das den Erhalt vieler Arbeitsplä­tze beinhaltet“

Vorstand der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi

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