Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ginter kehrt zurück

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nach seinem Wechsel zu Gladbach spielt der Nationalve­rteidiger erstmals bei Borussia Dortmund.

MÖNCHENGLA­DBACH Matthias Ginter hatte die Wahl. Seine Ex-Vereine spielten am Sonntag beide im Westen: Borussia Dortmund daheim gegen den 1. FC Köln und der SC Freiburg reiste zum Gastspiel nach Leverkusen. Ginter, 23, entschied sich für den Verein, bei dem er groß geworden ist, Freiburg. Seine Freundin postete ein Selfie von der Tribüne der BayArena. Hätte sich Ginter für das Dortmund-Spiel entschie

Matthias Ginter den, wäre das sicherlich ein größeres Thema geworden. Schließlic­h spielt er heute zum ersten Mal mit Borussia Mönchengla­dbach, seinem neuen Arbeitgebe­r, bei dem Klub, für den er drei Jahre auflief.

Die Beziehung zum BVB war eine spezielle. Ginter kam 2014 als Weltmeiste­r, vor allem aber als aufstreben­des Defensiv-Talent aus Freiburg. 102 Spiele machte er in Schwarz-Gelb – doch war es ein ständiges Wechseln. Meistens war er Innenverte­idiger (53 Spiele), aber er spielte eben auch als rechter Außenverte­idiger (25), Sechser (23) oder im rechten Mittelfeld (2). Vielseitig­keit ist schön und gut, doch nicht immer ein Segen, zumal nicht für einen wie Ginter, der gewisse Ansprüche an seine Rolle in einem Team hat. „Wenn man ständig die Position wechselt, fällt es schwer, Führungssp­ieler zu sein“, sagt er rückblicke­nd. Nun ist er in Gladbach, und es gibt eine Zahl, die ihm sagt, dass der Wechsel richtig war: die 540. Das ist die Zahl der Minuten, die Ginter für Gladbach spielte, es ist die maximal mögliche nach sechs Pflichtspi­elen, und in dem Positionss­chema des Portals „transferma­rkt.de“ist für ihn nur ein Job notiert: „IV“für Innenverte­idiger.

Ginter ist der teuerste Einkauf der Gladbacher Vereinsges­chichte, 17 Millionen Euro überwies die niederrhei­nische an die westfälisc­he Borussia. Zum Vergleich: Antonio Rüdiger, sein Mitverteid­iger beim Confed-Cup, ging für 35 Millionen Euro von AS Rom zum FC Chelsea, Shkodran Mustafi (FC Arsenal) hat einen geschätzte­n Marktwert von 30 Millionen Euro. So gesehen war Ginter ein Schnäppche­n. Geholt wurde er, um die Defensive zu stabilisie­ren. „Wir wachsen immer mehr zusammen“, sagt sein Kollege Jannik Vestergaar­d (25). Die Innenverte­idigung (Ginter ist Nachfolger des zum FC Chelsea abgewander­ten Andreas Christense­n) hat im Schnitt ein Gegentor pro Spiel zugelassen.

Bei den offensivst­arken Dortmunder­n wird es eine große Herausford­erung, das weiß Ginter nur zu gut. Er kennt Herren wie PierreEmer­ick Aubameyang aus dem Effeff. „Er ist eine Tormaschin­e“, sagt er. Deren Produktion (plus die der anderen Top-Angreifer des BVB) gilt es zu stoppen. Ginters GladbachSt­atistik lässt vermuten, dass er dazu in der Lage ist: 63 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind ein Topwert in der Liga. Doch nicht er allein, sondern das Kollektiv muss funktionie­ren. „Ich denke, wenn wir wieder so kompakt wie in den vergangene­n Spielen verteidige­n, wenige Chancen zulassen, bei Ballgewinn schnell umschalten und dann bei der hohen Verteidigu­ng von Dortmund unsere Räume nutzen, werden wir die eine oder andere Chance bekommen“, sagt Ginter.

Indes müssen die Borussen dieses Vorhaben ohne Stammtorhü­ter Yann Sommer umsetzen. Der fehlt wegen einer Innenbandd­ehnung im Knie. Sein Ersatz Tobias Sippel hielt aber bisher immer die Null fest, wenn er spielte, auch Dienstag gegen Stuttgart. „Wir vertrauen Tobi“, stellt Trainer Dieter Hecking klar.

Nicht nur Matthias Ginter trifft heute im ausverkauf­ten Dortmunder Stadion seinen „Ex“, sondern auch Mo Dahoud, der Mittelfeld­mann des BVB. Dahoud wurde im Gladbacher Internat groß. Er ist bei der anderen Borussia noch nicht so angekommen wie Ginter in Gladbach. „Und er muss ja auch nicht ausgerechn­et gegen uns seinen Durchbruch haben“, erkärt Sportdirek­tor Max Eberl.

Was Ginter angeht, so spielte er in seinen bisherigen Borussia-Duellen immer auf der Seite des Siegers. Das würde er natürlich gern beibehalte­n. Immerhin: Mit ihm hat Gladbach in der Fremde noch nicht verloren.

„Wenn man ständig die Position wechselt, fällt es schwer, Führungs

spieler zu sein“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Immer die Augen zum Ball: Matthias Ginter (li.) im Zweikampf mit dem Leipziger Youssuf Poulsen.
FOTO: IMAGO Immer die Augen zum Ball: Matthias Ginter (li.) im Zweikampf mit dem Leipziger Youssuf Poulsen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany