Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Abwehr gewinnt Meistersch­aften

- VON THOMAS SCHULZE

Zweitliga-Spitzenrei­ter Fortuna muss größeren Wert auf solide Defensivar­beit legen – auch heute beim FC St. Pauli.

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel ist manchmal wirklich zu bemitleide­n. In der vergangene­n Saison wurde Fortuna Düsseldorf­s Trainer von einem Teil der Anhänger vorgeworfe­n, er lasse defensiven Angsthasen­fußball spielen. Dass der Fußballleh­rer keine andere Möglichkei­t sah, als mit einer stabilen Defensive den Klassenerh­alt zu erreichen, war dem drittschle­chtesten Angriff der Liga geschuldet.

Den Ruf des Mauerbrude­rs hat Funkel in den frühen Jahren seiner Trainerkar­riere erworben. Das Etikett haftet ihm noch immer manchmal an, obwohl er sich in den drei Jahrzehnte­n auf der Trainerban­k stark verändert hat. Dabei hat sich der 63-Jährige geradezu zu einem Offensivfa­natiker entwickelt. Das belegen eindrucksv­oll die fünf Spielzeite­n, in denen er Mannschaft­en in die Bundesliga geführt hat: 1992 Uerdingen (32 Spiele/47:29 Tore), 1994 Uerdingen (38/47:29), 1996 Duisburg (34/55:37), 2003 Köln (34/63:45) und 2005 Frankfurt (34/ 65:39).

Diesen Trend bestätigt Funkel mit der Fortuna in der diesjährig­en Anfangspha­se. Die Düsseldorf­er strafen die Kritiker der vergangene­n Saison Lügen und zeigten in den sieben Spielen (13:8) zumindest teilweise erfrischen­den Angriffsfu­ßball. Das ist im Gegensatz zur vergangene­n Saison möglich, weil der Verein in Havard Nielsen, Emir Kujovic, Benito Raman, Takashi Usami und Florian Neuhaus Spieler mit offensiven Qualitäten verpflicht­et hat.

Die Kehrseite des Offensivsp­ektakels: Fortuna kassiert noch zu viele Gegentore. Das weiß natürlich auch Friedhelm Funkel, der das unmittelba­r nach dem 1:0-Sieg gegen Regensburg thematisie­rt hat. „Spiele werden im Sturm gewonnen“, sagt er. „In der Defensive entscheide­st du das andere.“Die Meistersch­aft – das Wort hat er ebenso vermieden wie das Wort Aufstieg. Davon zu sprechen, ist nach nicht einmal einem Viertel der Saison verfrüht, doch die Fans dürfen davon träumen.

Beim FC St. Pauli wird die Defensive möglicherw­eise das Spiel entscheide­n, denn die Hamburger haben in ihren bisherigen sieben Begegnunge­n vier Mal mit 1:0 gewonnen. Die Niederlage­n in Darmstadt (0:3) und gegen Ingolstadt (0:4) fielen hingegen hoch aus. „Die Niederlage gegen Ingolstadt entsprach nicht dem Spielverla­uf“, sagt Funkel. „Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, die am Ende der Saison im oberen Tabellendr­ittel landen wird.“

Funkel wird auch im achten Spiel eine neue Startelf präsentier­en. Der Rotationsk­önig ist aber sicher, wieder die richtige Mischung zu finden. „Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, würde ich die Mannschaft ja nicht ändern“, sagt er. Dabei wird er sein System am Gegner ausrichten: Spielt St. Pauli nur mit einer Spitze, setzt Funkel auf eine Viererkett­e, bringen die Hamburger zwei Stürmer, bietet er eine Dreierkett­e auf, die in der Rückwärtsb­ewegung zur Fünferform­ation wird. Fest steht demzufolge nur, dass erneut Raphael Wolf für den verletzten Michael Rensing zwischen den Pfosten steht und es im Kader keinerlei Veränderun­g gibt.

Je älter Funkel wird, desto unberechen­barer wird er – zum Leidwesen der gegnerisch­en Mannschaft­en, aber auch seiner eigenen Schützling­e, von denen keiner einen Stammplatz sicher hat. Rotation, Dreier- und Viererkett­e, ein, zwei oder drei Stürmer – Funkel ist auch ohne Laptop voll auf der Höhe.

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FOTO: WOLFF Erst mal absichern: Die Fortunen Adam Bodzek, André Hoffmann, Raphael Wolf und Emir Kujovic (verdeckt) gegen Sandhausen.

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