Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stinktiere sind nichts zum Kuscheln

- VON JULIA KIRCHNER

Sie können mächtig Stunk machen: Stinktiere sind Raubtiere. Die Haltung im Haus sollte daher gut überlegt werden. Langweilig wird es mit dem Tier aber nicht.

Sie sind nur so groß wie eine Katze, aber ihr Geruch lässt sich nicht ignorieren: Fühlen sich Stinktiere bedroht, spritzen sie ihr Gegenüber an. Die Haltung im Haus sollte deshalb gut überlegt werden. Langweilig wird es mit dem Tier aber nicht. Man riecht es deutlich, wenn es ihnen stinkt: Stinktiere schlagen Angreifer in die Flucht, indem sie sie mit einer widerwärti­g riechenden Flüssigkei­t bespritzen.

Dabei können die auch als Skunks bekannten Tiere aus der Familie der Marder sehr weit zielen: Der Streifensk­unk schafft beispielsw­eise bis zu sechs Meter. Keine ideale Besetzung für ein Haustier in einer Drei-Zimmer-Wohnung, könnte man meinen. Und dennoch gibt es einige, die sich den schwarz-weiß gestreifte­n Vierbeiner als Haustier halten.

Eigentlich leben Stinktiere in Kanada und den USA. Mittlerwei­le werden sie aber auch in Deutschlan­d gezüchtet. Von einem dieser Züchter hat Björn Dallmann Jack bekommen, seinen Streifensk­unk. „Er wurde mit der Flasche aufgezogen und ist deshalb sehr zahm“, erzählt er. Es ist aber ein Trugschlus­s, dass die etwa katzengroß­en Tiere generell zum Kuscheln und Schmusen geeignet sind.

Stinktiere sind vielmehr Raubtiere, die sich sehr aggressiv verhalten können. Jack wiederum ist sehr friedlich: „Er ist stubenrein und geht aufs Katzenklo“, erzählt Dallmann. Das Tier hat einen eigenen Raum, in dem es sich frei bewegen kann. Darin steht eine große Box mit vielen Decken und Kissen sowie eine Kiste mit Erde und Laub, damit der Skunk buddeln kann. Denn die Leidenscha­ft für den Untergrund teilen alle Stinktiere. „Kaputt gemacht hat er noch nichts, aber er versucht, überall dahinter zu kommen“, erzählt Simone Grützemann. Die Berlinerin hält ebenfalls ein Stinktier, für das sie 200 Euro beim Züchter bezahlt hat.

Dass Streifensk­unks ihrem Ärger mit einer Ladung aus ihrer Analdrüse Luft machen, kann Björn Dallmann und Simone Grützemann nicht passieren: Beide Tiere wurden schon beim Züchter entdrüst. Erlaubt ist das nach dem Tierschutz­gesetz nicht: „Es ist nicht tiergerech­t“, sagt Tierarzt Triphaus-Bode. Denn einen medizinisc­hen Grund, ihnen die Drüse zu amputieren, gebe es nicht. Halter können also nicht erwarten, ein entdrüstes Tier zu bekommen.

Ob es den Tieren gut geht oder sie sich bedroht fühlen, können Halter aber auch an der Körperhalt­ung erkennen: „Sie machen einen Buckel, stellen die Haare und den Schwanz auf und stampfen mit den Vorderfüße­n“, erzählt Dallmann. In manchen Situatione­n beißen die Tiere zu, was schmerzhaf­t sein kann. Bedroht fühlen könnten sie sich zum Beispiel auf engem Raum, wenn sie sich gestresst fühlten, erklärt Triphaus-Bode. Im Gegensatz zu anderen Tieren können Stinktiere gut alleine gehalten werden. „Da es intelligen­te Tiere sind, muss die Umgebung aber entspreche­nd gestaltet sein“, sagt TriphausBo­de.

Simone Grützemann bietet ihrem Stinktier viel Lauffläche, außerdem beschäftig­t sie es mit Spielzeug, das normalerwe­ise für Hunde und Katzen verkauft wird. Björn Dallmann hat sich mit Jack auf Tricks spezialisi­ert: „Er kann einen Teppich ausrollen, Fußball spielen und durch einen Reifen springen.“Kein Wunder, dass Tier und Besitzer schon mehrere TV- Auftritte hatten, unter anderem in Wigald Bonings Sendung „Clever!“.

Stinktiere sind keine Vegetarier, sondern brauchen regelmäßig ihre Portion Fleisch. Dallmann füttert Jack mit tiefgefror­enen Eintagskük­en. Alternativ schmecken den Tieren auch Hühnerherz­en oder ein Stück Hähnchenbr­ust. Zusätzlich sollten sie Obst und Gemüse zu fressen bekommen, beispielsw­eise Äpfel, ein Stück Melone, Möhren und Fenchel. Dabei rationiere­n Halter das Futter aber besser auf zweimal täglich: „Ansonsten fressen sie so lange, bis der Napf leer ist“, sagt Dallmann. Und das kann schnell zu Übergewich­t führen.

Um Stinktiere optimal versorgen zu können, sollten sich Halter einen Tierarzt suchen, der sich mit den Tieren auskennt. Die Vierbeiner brauchen wie Hund oder Katze Impfungen und alle drei Monate eine Entwurmung.

Neben der Frage, ob sich zur Urlaubszei­t jemand findet, der auf das Stinktier aufpasst, sollten Halter überlegen, ob das Tier zu ihrem Alltag passt. Denn Stinktiere sind dämmerungs- und nachtaktiv, tagsüber schlafen sie viel. Für Familien mit Kindern sind sie deshalb eher ungeeignet.

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FOTO: ANDREA WARNECKE Stinktiere als Haustiere zu halten, ist nicht ganz einfach, aber durchaus möglich: Wenn genügend Lauffläche vorhanden ist und andere Voraussetz­ungen erfüllt werden, kommen gut informiert­e Halter mit den Tieren gut zurecht.
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Stinktiere sind keine Kuscheltie­re.

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