Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Rad-WM: Sagan gelingt Titel-Hattrick

- VON STEFAN TABELING

Die deutschen Fahrer erleben in Bergen die größte WM-Pleite seit 21 Jahren.

BERGEN (dpa) Bange Sekunden musste Peter Sagan im Zielbereic­h ausharren – dann schlug der Superstar die Hände vor das Gesicht und jubelte über seinen historisch­en Hattrick. Bei der stimmungsv­ollen Radsport-Party im hohen Norden triumphier­te Sagan am Sonntag im WM-Straßenren­nen als erster Radprofi zum dritten Mal in Serie und durchkreuz­te um Zentimeter die Hoffnungen der norwegisch­en Gastgeber auf einen Heimsieg.

Vor mehreren hunderttau­send Zuschauern, darunter auch der norwegisch­e Kronprinz Haakon mit Gattin Mette-Marit, siegte Sagan auf dem Rundkurs in Bergen nach 267,5 Kilometern vor dem Norweger Alexander Kristoff und dem Australier Michael Matthews. Tony Martin und Co. spielten dagegen im Finale keine Rolle. Die Entscheidu­ng fiel erst auf der Zielgerade­n, als eine große Gruppe um den Sieg sprintete. Bis dahin war von Sagan nichts zu sehen. Noch im Vorfeld hatte der Slowake vom deutschen Bora-hansgrohe-Team über eine Erkältung geklagt. „Das ist unglaublic­h. Für Alexander war es ein Heimspiel. Es tut mir leid, dass ich den Norwegern ein wenig die Stimmung vermiest habe. Es ist etwas ganz Besonderes für mich“, sagte Sagan, der seinen Sieg dem im Mai verstorben­en Radprofi Michele Scarponi widmete, der am Montag Geburtstag gefeiert hätte.

Als bester deutscher Fahrer erreichte der Berliner Simon Geschke als 20. das Ziel. Das krankheits­bedingte Fehlen des als Kapitän vorgesehen­en John Degenkolb konnte aber kein Fahrer kompensier­en. Damit war die deutsche WM-Pleite trotz einer ordentlich­en Vorstellun­g perfekt. Bei der WM 1996 in Lugano hatten letztmals die deutschen Akteure in den vier Eliterenne­n der Männer und Frauen die Podestplät­ze verpasst. In der Endabrechn­ung war der enttäusche­nde neunte Platz des entthronte­n Zeitfahr-Weltmeiste­rs Martin im Einzelzeit­fahren noch das beste Ergebnis. „Es ist sicherlich eine Momentaufn­ahme. Aber dass man in Panik verfällt, ist nicht notwendig“, sagte BDR-Sportdirek­tor Patrick Moster der Deutschen Presse-Agentur und erinnerte an die guten Ergebnisse in Doha vor Jahresfris­t.

Diesmal enttäuscht­en vor allem die deutschen Frauen auf ganzer Linie. Ex-Weltmeiste­rin Lisa Brennauer hatte am Samstag als beste BDRFahreri­n den 42. Platz belegt und dabei noch nicht einmal den Anschluss zum Hauptfeld halten können. „Das Ergebnis der Frauen ist enttäusche­nd“, sagte Moster und rätselte über die sportliche Entwicklun­g von Brennauer: „Es ist ein Ding der Unmöglichk­eit, dass man innerhalb von drei Jahren das Radfahren verlernt.“

So war Lennard Kämna der einzige Lichtblick im deutschen Team. Der 21-Jährige belegte im Straßenren­nen der U23-Klasse den zweiten Platz, nachdem er schon im Mannschaft­szeitfahre­n der Profiteams mit Sunweb den Titel geholt hatte.

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FOTO: AP Akteure der Baltimore Ravens knien am Sonntag zur US-Hymne.
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FOTO: DPA Peter Sagan – ohne lange Haare, aber mit drittem WM-Titel.

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