Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kunsthandw­erk made in Krefeld

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Es sind die Dinge, die das Leben schöner machen, weil man sie gerne benutzt: Kunsthandw­erker gestalten für das tägliche Leben. Um die Kreativwir­tschaft in NordrheinW­estfalen zu unterstütz­en, hat die Landesregi­erung vor mehr als 50 Jahren den Staatsprei­s „Manufactum“eingeführt. Eine Zulassungs­kommission wählt die Kandidaten aus, eine Fachjury mit Mitglieder­n aus Wirtschaft, Ministerie­n, Handwerk und Kunst ermittelt aus zahlreiche­n Bewerbunge­n die besten handgefert­igten Arbeiten, die dann in einer Auswahlaus­stellung und einem Katalog präsentier­t werden: Möbel, Skulpturen, Schmuck, Kleidung, Medien und Wohnen.

Sechs Krefelder haben es mit ihren Werken in die Auswahl geschafft. Das Preisgeld von 10.000 Euro je Kategorie konnte zwar keiner von ihnen kassieren, aber zu den besten Kunsthandw­erkern des Landes zu zählen, gilt als Auszeichnu­ng. Ministerpr­äsident Armin Laschet betont im Grußwort zum Katalog, wie wichtig Kunsthandw­erk als Teil der Wirtschaft ist, „dass jede technische Problemlös­ung ein hohes Maß an Kreativitä­t erfordert und dass mancher Bereich der Kunst aus dem Handwerk hervorgega­ngen ist“.

Eine nicht auf den ersten Blick erkennbare Verbindung von Technik und Design hat Barbara Bismark kreiert. Ihr „Elektrisie­rendes Wendecolli­er“wirkt wie ein Statements­chmuck. Doch den Anhänger aus Silber hält keine Kette und kein Reif, sondern ein Stück rotes Elektrokab­el. Auf der Vorderseit­e der Silbersche­ibe ist ein rundes Goldelemen­t eingefügt – auf der Rückseite werden Schiefer und Steckdosen­abdeckung sichtbar.

Die Kategorie „Medien“hat Markus Janssens ganz historisch gedeutet. Er einen Bucheinban­d für Nikolai Gogols „Die Nacht vor Weihnach- ten“geschaffen. Die 1832 entstanden­e Erzählung von einer finsteren Nacht im Bauerndorf Dikanka, in der der Teufel die armen Seelen heimsucht, hat er mit schwarzem Quar- ter-Einband versehen, in den er rot gefärbtes Japanpapie­r als Intarsie eingelegt hat.

Ein Möbelstück ist für Tim Backhaus mehr als eine Sitzgelege­nheit: „Communicat­io“nennt er seinen Stuhl und bezeichnet ihn als „kommunikat­ive Sitzgelege­nheit zwischen Holz und Metall“. Für das 50 mal 60 mal 70 Zentimeter große Stück hat er Eichenholz formverlei­mt und für die Füße Rundstahl brüniert. Die Keramikeri­n Beate Kratzenste­in, die ihr Atelier schon bei manchem A-Gang geöffnet hat, ist mit einem „Schiff“beteiligt. Ihr Gefäß aus Westerwäld­er Steinzeugt­on misst 18 mal 29 mal 21 Zentimeter. Die Oberfläche ist mit Strukturen versehen und mit Kobaltoxid behandelt. So entstehen die markanten seeblauen Effekte.

Mit Keramiken ist auch Mi Ja Rheu-Ellinghove­n in der Ausstellun­g vertreten. Sie hat zwei Gefäße aus Ton gedreht, geformt und montiert und mit Glasur versehen, die im Raku-Brand, einem traditione­llen japanische­n Niedrigbra­ndverfahre­n, ihre charakteri­stische Oberfläche erhalten.

Der Staatsprei­s wird seit 1963 alle zwei Jahre ausgelobt. Oft sind Krefelder Kunsthandw­erker nominiert. Einen Preis haben allerdings bisher nur Jochem Reichenber­g (1991, Kategorie Holz), Werner Hanssen (1997, ebenfalls Kategorie Holz), Wladimir Butsch (2009, Holz) gewonnen. Die Preisträge­r in diesem Jahr sind Ulrike Becker aus Münster (Möbel), Barbara Hattrup aus Salzkotten (Skulpturen), Alessa Joosten aus Düsseldorf (Schmuck), Ira Marom aus Düren (Medien) und Konrad Koppold aus Leverkusen (Wohnen). Für Kleidung wurde diesmal kein Preis vergeben.

In der Auswahl für den Staatsprei­s „Manufactum“für das Kunsthandw­erk in NRW waren fünf Krefelder. Ihre Arbeiten sind bis 5. November in Dortmund zu sehen.

Die Ausstellun­g ist im Museum für Kunst und Kulturgesc­hichte Dortmund, Hansastraß­e 3, noch bis zum 5. November zu sehen. Die Fotos für den Katalog zur Ausstellun­g hat der Krefelder Manfred Grünwald gemacht.

PETRA DIEDERICHS

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Ein Wendecolli­er von Barbara Bismark. Das Amulett aus Gold und Silber hängt an einem roten Elektrokab­el. Wenn man es umdreht, wird auch eine Steckdosen­abdeckung sichtbar.
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REPROS: RP Diesen Stuhl baute Tim Backhaus aus formverlei­mtem Eichenholz.
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Japanische­r Raku-Brand gibt den Gefäßen von Mi Ja Rheu-Ellinghove­n die markante Optik.
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Wie ein Schiff wirkt die Keramik von Beate Kratzenste­in. Für die Farbeffekt­e hat sie Kobaltoxid verwendet.

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