Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Frust der Autohändle­r

- VON UWE-JENS RUHNAU

Das Beispiel Timm Moll: Der Düsseldorf­er VW-Händler gehört zu den Top Ten des Konzerns. Er ist enttäuscht, nicht nur wegen Verlustes von bislang drei Millionen Euro, den ihm der Abgas-Skandal gebracht hat.

Timm Moll ist Autohändle­r in dritter Generation, in Düsseldorf ist sein Unternehme­n gut bekannt und gehört auch im VW-Konzern zu den großen Vertriebsp­artnern. Die Moll-Gruppe ist in den Top-Ten der Vertragshä­ndler in Deutschlan­d zu finden. 11.000 Neuwagen verlassen die Moll-Häuser in der Region jährlich, fast 5000 „Gebrauchte“finden dort neue Eigentümer. Die DieselKris­e hat bei Moll deutliche Spuren hinterlass­en. Materielle, aber auch immateriel­le, weil sie mit der Qualität der Beziehung zwischen Produzent und Händler zu tun haben. „Wir sind von VW enttäuscht“, sagt Timm Moll.

Der 56-Jährige kann sich noch gut an den Tag erinnern, als der DieselSkan­dal mit Wucht auf sein Unternehme­n durchschlu­g. „Das war im Oktober 2015. Wir hatten 40 Nutzfahrze­uge auf dem Hof stehen. Bereit zur Übergabe an den Kunden, es musste nur noch die Folie aufgeklebt werden.“Es ging um Fahrzeuge der Caddy-Reihe, die an einen Kurierdien­st ausgeliefe­rt werden sollten. Die Schummelei bei den Diesel-Abgaswerte­n hatte eine finanziell sehr relevante Folge: „Wir bekamen die Autos nicht mehr zugelassen.“Sie waren mit der Abschaltei­nrichtung ausgestatt­et, die schlechter­e Abgaswerte im normalen Fahrbetrie­b verursacht. Der Schaden lag in diesem Fall bei 800.000 Euro.

Kurz darauf stornierte ein Großkunde 80 Golf-Fahrzeuge. Kein Einzelfall. Das Volumenges­chäft ist für Händler wie Moll das Flottenges­chäft, beim zweiten großen Geschäftsf­eld geht es um die Premiummar­ken. Moll führt neben VW, Audi und Skoda auch Top-Marken wie Jaguar, McLaren und Ferrari.

Zur besonderen Belastung für das Service- und Werkstattp­ersonal wurde seit Oktober 2016 das Update der Diesel-Fahrzeuge, das weniger Schadstoff­ausstoß bringen soll. 30.000 Kunden bekam Moll zugewiesen, bei einem Durchlauf von 90.000 Autos im Jahr eine Zusatzanfo­rderung von einem Drittel. „Wir haben gleich Nachtschic­hten eingericht­et“, sagt Gesamtserv­ice-Leiter Stephan Buße. Das Geld, das der Konzern erstattete, decke nur eine halbe Stunde ab, tatsächlic­h dauere die Abwicklung eines Falls eine Stunde. „70 Prozent der Fälle sind abgearbeit­et“, sagt Buße.

Den Frust und Unmut der Kunden, deren Auto nun weniger wert ist, bekommen die Händler und ihr Personal ab, beklagt Moll. 600 Anwaltssch­reiben hat er bislang abgearbeit­et, immer mit dem Ziel, es möglichst nicht zum Prozess kommen zu lassen. Dass nun wiederum der Verband der VW-Händler eine Schadeners­atzklage gegen den Konzern vorbereite­t, begrüßt er. Seinen Schaden beziffert er auf drei Millionen Euro. Abschreibu­ngen, weniger Neuverkäuf­e, weniger Ertrag bei den Gebrauchte­n und ein geringerer Bonus summieren sich, hinzu kommen Ausgaben: In der Hochphase gab es 800 Kundenanru­fe pro Tag, für 7000 Euro im Monat wurde ein Call-Center aufgeschal­tet. Zwölf Testgeräte für 6000 Euro das Stück wurden zugekauft.

VW appelliere an Gemeinsamk­eit, sagt Moll, „aber es kommt nichts zurück“. Er hat selbst ein großes Sommerfest veranstalt­et, um den Zusammenha­lt im Team zu stärken. Es wandern aber auch viele ab. „Sie verlassen das Berufsbild.“

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RP-FOTO: RUHNAU Einer von 30.000 Software-Updates im Autohaus Moll: Timm Moll (r.) mit Service-Techniker Martin Wagner

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