Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
CDU und SPD verlieren im gesamten Stadtgebiet
Dort, wo die FDP im Kreis ihre besten Ergebnisse einfährt, bleibt die AfD unter der Acht-Prozent-Marke.
Am „Tag danach“fällt die Wahlanalyse bei den großen Parteien eindeutig aus. Seit Sonntag weiß die CDU: Wer siegt, ist nicht unbedingt Gewinner. Die Christdemokraten bleiben zwar stärkste Partei in allen acht Städten und Gemeinden des Rhein-Kreises und bringen ihre beiden Direktkandidaten Hermann Gröhe (Wahlkreis Neuss I) und Ansgar Heveling (Krefeld I / Neuss II) sicher durch. Am Ende der Wahl-Party bleibt aber ein fahler Beigeschmack. Denn Fakt ist: Sowohl CDU als auch SPD haben in allen 24 Meerbuscher Wahlbezirken verloren. Unterm Strich sind es 10,7 Prozent bei der CDU und 5,2 Prozent bei den Sozialdemokraten. Entsprechend schockiert zeigten sich die Parteivorsitzenden am Wahlabend. „In den nächsten Wochen wird es unsere Aufgabe sein, zu schauen, woran es gelegen hat“, sagt SPDChefin Nicole Niederdellmann-Siemes – und meint damit vor allem die Abwanderung ehemaliger Wähler der großen Volksparteien an den rechten Rand.
Klarer Gewinner der Bundestagswahl sind die AfD, die ihr Ergebnis in Meerbusch um 2,8 Prozent auf 6,5 Prozent der Zweitstimmen erhöhte, und die FDP. Ihr Ergebnis von 2013 konnte die vor vier Jahren aus dem Bundestag „geschmissene“Partei am Sonntag in Meerbusch um 12,6 Prozent auf glorreiche 23 Prozent der Zweitstimmen steigern. FDPHochburg war und ist Meerbuschs „Villen-Wahlbezirk“Meererbusch. 36,5 Prozent machten dort ihr Kreuzchen bei den Liberalen. Das Stadt-Ergebnis der FDP ist aber auch insgesamt das beste im Kreis. Die AfD holte im Wahlbezirk Lötterfeld mit 9,6 Prozent ihr bestes Ergebnis, schnitt in Meerbusch im Vergleich zu den anderen Kreiskommunen aber am schlechtesten ab. Ein Zufall? Vielleicht.
Der Blick auf die Nachbarkommunen zeigt: Dort, wo die FDP ihre besten Ergebnisse einfuhr – in Kaarst (19,3 Prozent), Korschenbroich (18,2) und Meerbusch –, blieb die AfD überall unter der AchtProzent-Marke. Eine Begründung fällt einen Tag nach der Wahl schwer. Die Tatsache an sich könnte aber ein Hinweis sein – darauf, dass Bürger aus einem vorwiegend bürgerlichen Milieu, die von der großen Koalition die Nase voll hatten und vier Jahre lang nur Oppositionstöne von der linken Seite des politischen Spektrums hörten, sich eher der liberalen FDP als der AfD zugewandt haben. Sicher ist: Erstmals werden sechs Fraktionen im Deutschen Bundestag sitzen und diese sechs Parteien überspringen auch im Rhein-Kreis (nahezu) überall die Fünf-Prozent-Hürde; von wenigen Ausnahmen bei den Grünen und Linken abgesehen. Während Ansgar Heveling (CDU) sein Direktmandat verteidigen kannt, schafft es Nicole Specker auch über die Landesliste der SPD nicht in den Bundestag. Diese zieht bis Platz 17, Speckers Name taucht erst bei 28 auf.
Der Omm-Faktor
Am Nachmittag musste Helmut zu einem Termin fahren. Entgegen seiner Gewohnheit hatte er noch genug Zeit. Zum Glück. Denn mit der Ausfahrt vom Parkplatz wurde es zunächst nichts. Im Treppenhaus hatte er einen Handwerker mit Waschmaschine auf der Sackkarre gesehen. Und Sekunden später kam ein Kollege in Arbeitskluft. Erst als die Männer in irgendeiner Wohnung verschwunden waren, wurde Helmut klar, dass der Lastwagen der Männer mitten vor der Einfahrt stand. Also war Warten angesagt. Und das dauerte. Helmut sagte sich, dass Aufregen nichts bringt. Nach knapp zehn Minuten kam der SackkarrenFahrer. Den Hinweis, künftig doch Einfahrten frei zu lassen, konterte der Mann schnippisch : „Wir sind ja fertig!“– Ommmm, ruhig bleiben.
-dts