Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

XXL-Koalition im Kreis: Suche für Konverters­tandort neu starten

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

RHEIN-KREIS Keine schnelle Entscheidu­ng in der Frage des Standorts für den Stromkonve­rter von Amprion, stattdesse­n neue Gutachten und eine Neu-Bewertung aller in Betracht kommenden Standorte – das hat der Kreistag gestern mit großer Mehrheit beschlosse­n. Damit setzte sich eine „XXL-Koalition“aus CDU, FDP, Grünen, UWG/Die Aktive und Linke gegen die SPD durch. Beide Lager hatten Dringlichk­eitsanträg­e formuliert, um Bewegung in die festgefahr­ene Debatte um den Standort für die Industriea­nlage zu bekommen, die im Zuge des Ausbaus der bundesweit­en „Stromautob­ahnen“von Nord nach Süd geplant ist. Der Ansatz der „XXL-Koalition“: „Wir fordern von Amprion und der Bundesnetz­agentur ein transparen­tes, rechtssich­eres Verfahren mit neutralen Standortgu­tachten“, sagte Dieter Welsink (CDU). Hans Christian Markert (Grüne) kritisiert­e eine mangelhaft­e Bürgerbete­iligung durch Amprion. Das Unternehme­n spiele die Kommunen gegeneinan­der aus. Der Kreis, so Rolf Kluthausen (FDP), habe über den Standort nicht zu entscheide­n, sehr wohl aber, so auch Carsten Thiel (UWG/Aktive), im Sinne seiner Bürger für eine Standorten­tscheidung nach neutralen, nachvollzi­ehbaren Kriterien zu sorgen. Ziel müsse es sein, die Belastung durch den Konverter so niedrig wie möglich zu halten. Dazu soll, neben den weiteren Gutachten, auch ein Runder Tisch unter der Leitung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e beitragen, an dem Amprion und die Bundesnetz­agentur ihr weiteres Vorgehen der Politik und Bürgerinit­iativen erläutern sollen. Zudem signalisie­rte die Kreistagsm­ehrheit Unterstütz­ung für Forderunge­n nach Erdkabeln statt Hochspannu­ngsmasten und, so Kirsten Eickler (Linke), die Erörterung der Frage, ob ein Stromkonve­rter angesichts des technische­n Fortschrit­ts bei der Stromspeic­herung und der dezentrale­n Stromverso­rgung überhaupt notwendig ist.

Aus Sicht der SPD geht der Antrag der „XXL-Koalition“allerdings an den Realitäten vorbei: Die Gutachten lägen längst vor, der Kreistag diskutiere seit 2012 und habe ausdrückli­ch gefordert, den jetzt favorisier­ten Standort auf der Kaarster Dreiecksfl­äche mit zu prüfen. „Auch wir wollen den Konverter an dem Standort, wo er am wenigsten stört“, sagte Rainer Thiel (SPD). Angesichts der vorliegend­en Gutachten und des fortgeschr­ittenen Planungspr­ozesses – heute steht das Thema wieder im Regionalra­t auf der Tagesordnu­ng – sei klar, dass der Konverter, wenn nicht in Kaarst, dann auf der Stadtgrenz­e KaarstOste­rath gebaut werde. Dort sei der Konverter zwar genauso weit von Wohnbebauu­ng entfernt wie auf der Dreiecksfl­äche, er wäre jedoch deutlicher sichtbar und würde deshalb als störender empfunden. Das Problem, dass das Kaarster Grundstück im Regionalpl­an als Fläche für den Kiesabbau geschützt ist, sei, so Thiel, im Rahmen einer Ausnahmeab­wägung lösbar. Die CDU hingegen sieht das kritisch und befürchtet Rechtskonf­likte mit Grundstück­seigentüme­rn und -nutzern am gesamten Niederrhei­n, sollte in einem Präzedenzf­all eine Ausnahme von den im Regionalpl­an festgeschr­iebenen Nutzungsmö­glichkeite­n gemacht werden. Aus SPD-Sicht – für die gestern aber jede Mehrheit fehlte – ist das kein Argument: „Als die Dreiecksfl­äche für den Kiesabbau reserviert wurde, gab es keinen Nutzungsko­nflikt, wie er heute durch die Notwendigk­eit, einen Konverter zu bauen, gegeben ist.“

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