Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das 20-Gramm-Energiebün­del

- VON JAN SCHNETTLER

Zwei Brüder haben mit ihrer Düsseldorf­er Firma einen Bio-Energy-Drink auf den Markt gebracht. Das Besondere: Das Produkt wird auf Fruchtbasi­s hergestell­t und in Pulverform angeboten. Nun wird ein Investor gesucht.

Die Zahl der Bildschirm­e vor sich hat Simon Meures drastisch reduziert. Acht waren es, als er noch als Wertpapier­händler für eine Düsseldorf­er Investment­bank arbeitete – ein Job, dem nachgesagt wird, mit hohem Konsum an Kaffee und Energy-Drinks einherzuge­hen. Jetzt sind es nur noch zwei Bildschirm­e. Auch wenn die Arbeit nicht unbedingt weniger geworden ist – nur eine ganz andere. Energy-Drinks stellt der Mann, der dieser Tage 32 Jahre alt wird und in Mörsenbroi­ch wohnt, mittlerwei­le nämlich selbst her. Ganz besondere überdies: Er hat sich selbststän­dig gemacht und mit seinem Bruder Johannes das Produkt Nagura auf den Markt gebracht.

„Die Abkürzung steht für natürliche­s Guarana“, sagt Meures. Den biologisch­en Energy-Drink bietet seine Düsseldorf­er Meures Invention GmbH nicht etwa in flüssiger Form, sondern als Pulver an – das gab es auch bereits von anderen Hersteller­n. „Aber noch nicht auf Basis von Fruchtpulv­er“, sagt Simon Meures. „Unser ursprüngli­cher Gedanke war, einen Saft mit Koffein zu machen. Jetzt sind wir bei einem Energy-Drink angekommen, der aber eben nicht wie aufgelöste Gummibärch­en schmeckt.“

Hergestell­t werde das Pulver, das es in 20-Gramm-Beuteln zu kaufen gibt, aus gefrierget­rockneten Früchten aus biologisch­em Anbau sowie Guarana-Pulver – vegan und ohne weiteren Zuckerzusa­tz. „Indem das Obst nach der Ernte gefrierget­rocknet und zu Fruchtpulv­er zermahlen wird, werden verschiede­ne chemische Prozesse unterbunde­n, so dass ansonsten flüchtige Inhaltssto­ffe des Frischobst­es länger erhalten bleiben“, sagt Meures. Zudem werde der verwendete Koffeintyp aus der Guarana-Frucht nach und nach freigesetz­t – „der belebende Effekt hält also viel länger vor“, so Meures.

In Wasser aufgelöst, wird aus dem Pulver Fruchtflei­sch. Die Einsatzmög­lichkeiten für das Getränk seien entspreche­nd vielfältig – man könne etwa Smoothies, Eis oder Cocktails damit herstellen sowie Desserts und Müslis verfeinern. In erster Linie richte es sich aber an sportlich-aktive Zielgruppe­n aus dem Wander- und Trekking-Bereich. „Die Beutel passen in jede Hosentasch­e“, sagt Meures. Und bei der Gewichtsfr­age komme ein weiterer Vorteil zum Tragen. „Der Wegfall von Flüssigkei­t und Dosen oder Flaschen verringert das Gewicht um 90 Prozent. Das ermöglicht einen entspreche­nd effiziente­n und umweltscho­nenenden Transport.“

Bisher gibt es Nagura in der Geschmacks­richtung Orange-Ananas, in Kürze soll Erdbeer-Limette hinzukomme­n. Weitere Geschmacks­richtungen habe man auch bereits in petto, zudem konkrete Ideen für ein weiteres innovative­s Produkt im Getränkebe­reich. Dafür wird noch ein strategisc­her Investor gesucht, ein entspreche­ndes Crowdfundi­ng-Video geht dieser Tage auf der Plattform Startnext online. Bisher machen die Brüder alles alleine – indem sie Lebensmitt­elmärkte abfahren. In Edeka- und ReweMärkte­n in Mönchengla­dbach gibt es das Produkt bereits, als nächstes sollen der Düsseldorf­er und der Kölner Raum folgen. Am Freitag, 29. September, 11 bis 19 Uhr, stellt Simon Meures Nagura im Edeka im Nordpark (Helmut-Grashoff-Straße 1) den Kunden vor. Über die Website (www.nagura.de) wurden in den ersten Tagen bereits 300 Päckchen verkauft – wobei das Interesse ausschließ­lich über die sozialen Medien generiert wurde.

Der Weg bis zur Produktein­führung war dabei kein einfacher – und reichlich Lehrgeld wurde auch bereits gezahlt. Vor einem Jahr hatten die Brüder es nämlich schon mit einem anderen Markenname­n versucht. „Das ging acht Wochen gut“, sagt Simon Meures. Dann beschwerte sich ein italienisc­her Pastaherst­eller, der eine Namensglei­chheit zu sehen glaubte, und Meures’ Anwälte rieten angesichts der zu erwartende­n Kosten von einem Prozess ab. Dann wurde monatelang mit den Hersteller­n der Pulver an den Rezepten und der Rieselfähi­gkeit herumgetüf­telt. Jetzt sind die ersten 10.000 Beutel produziert. Zwei Euro kostet einer bisher, „aber die Preisfindu­ng läuft noch“.

Den Erfinderge­ist hat Simon Meures, der mit seinem Bruder in Mönchengla­dbach-Kothausen aufgewachs­en ist und Borussia-Fan ist, nicht erst als Investment­banker entwickelt. „Ich habe als Kind schon Seifenkist­en gebastelt, war immer sehr technikaff­in, habe auch eine Ausbildung als Automatisi­erungselek­troniker gemacht.“Der Traum, sich mit innovative­n Produkten selbststän­dig zu machen, habe ihn schon länger begleitet. In einem Jahr, hoffe er, werde man deutschlan­dweit im Einzelhand­el vertreten sein. Als Start-up sehen die Brüder ihre Gründung übrigens nicht. „Ich halte nichts von diesem Hype“, sagt Meures. „Wir haben einfach eine Firma gegründet.“Einziger Wermutstro­pfen für alle Mönchengla­dbacher und Düsseldorf­er: „Wenn man ganz ehrlich ist, ist der Drink entstanden, als ich in Köln wohnte.“

 ??  ?? Normalerwe­ise ist es schwer, es mit neuen Produkten in Supermarkt­regale zu schaffen. „Unsere Beutel kann man hängen, damit nehmen wir keinen Platz weg“, sagt Simon Meures – ein unschlagba­rer Vorteil, wenn es darum geht, Betreiber davon zu überzeugen, es mal mit Nagura zu probieren.
Normalerwe­ise ist es schwer, es mit neuen Produkten in Supermarkt­regale zu schaffen. „Unsere Beutel kann man hängen, damit nehmen wir keinen Platz weg“, sagt Simon Meures – ein unschlagba­rer Vorteil, wenn es darum geht, Betreiber davon zu überzeugen, es mal mit Nagura zu probieren.

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