Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Wir sollten alle Maßnahmen ausschöpfen“
Düsseldorfs Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke lädt zur Diskussion ein.
Sie sind seit einem Jahr im Amt. Ist der Luftreinhalteplan und die sich mit ihm abzeichnende Mobilitätswende ihre größte Herausforderung? CORNELIA ZUSCHKE Die Mobilitätswende ist ein unabdingbarer Aspekt der aktuellen Herausforderung der Stadtentwicklung, des Städtebaus und des Funktionierens unserer Städte, insbesondere der stark wachsenden. Sie ist auch die notwendige Resonanz auf veränderte Lebensentwürfe und Lebensbedingungen. Das Besondere dabei ist die individuelle Sicht vieler Menschen auf dieses Thema und die starken Beziehungen, die sich zwischen allen Aspekten von Mobilität ergeben, also nichts, was wir planen und umsetzen, bleibt ohne Folgen für alle und die Mobilität. Außerdem erfolgt die notwendige Wende bei laufendem Betrieb, das ist die allergrößte Herausforderung, und zwar für alle. Wir brauchen Ziele, aber um diese zu erreichen, braucht es realitätsbezogene Etappen. Was erwartet die Düsseldorfer?. ZUSCHKE Wir Planer wollen neue Maßnahmen planen und umsetzen, die auf mehr Nachhaltigkeit setzen. Von Lieferverkehren, Ampelanpassungen, Digitalisierung über ÖPNV-Maßnahmen bis zu Radwegen und Abstellanlagen. Wir sollten alle Maßnahmen ausschöpfen, die schnell greifen. Und wir sollten die Dieselthematik nicht nur als kommunales Problem sehen. Dann kommen wir vielleicht schnell genug voran. Bund, Land und Stadt sind gemeinsam in der Verantwortung für eine Förderkulisse für Verkehrsinfrastruktur, die wir dringend brauchen, um Infrastruktur wie Bus und Bahn, Radwege und die Stadt der kurzen Wege, aber auch die Umrüstung von Flotten oder Implementierung nachhaltiger Transportsysteme nachhaltig aufzubauen. Wir sollten auch endlich die Fahrzeughersteller in die Pflicht nehmen und nicht die Autobesitzer allein lassen. Am 11. Oktober laden wir vom Planungs- und Mobilitätsdezernat ein zu einer Auftaktveranstaltung zu Thema Fortschreibung Mobilität 2030, ab 15 Uhr im Messegelände. Kommen Sie alle und diskutieren, was bearbeitet werden soll. Was ist jetzt noch wichtig? ZUSCHKE Dass wir Test- und Experimentierszenarien zulassen, um Maßnahmen sofort mit der Realität zu koppeln und im Rahmen von Beteiligung auf Folgen abzuschätzen oder schnell ändern, ohne neu zu planen. Wir müssen ab sofort auch mit allen Protagonisten für Verkehrsvermeidung und Verkehrsveränderung zusammenarbeiten, um konzeptionell zu planen und parallel unmittelbar bereits zu handeln. Der Fortschritt steht schon vor der Tür, die Infrastruktur muss sich beeilen. Wie kann man Stadt- und Mobilitätsplanung zusammenbringen? ZUSCHKE Man kann nicht nur, man muss. Und zwar, indem man beide Konzepte, also Mobilitätskonzept und Stadtentwicklungskonzept, gemeinsam und nicht jedes für sich angeht – so, wie wir das jetzt tun wollen. Indem man die Beteiligungen auf beide Konzepte lenkt und indem man in jede bauliche Entwicklung und räumliche Planung das Thema Mobilität im Sinne von „jetzt bewältigen und für die Zukunft besser lösen“einspielt und die gefundenen Lösungen über Städtebauliche Verträge sichert. Indem man Straßen nicht als nur als Funktionsund Resträume betrachtet, sondern sie als öffentlichen Raum für alle weiter denkt und reine Funktionsszenarien mit Aufenthaltsqualität und Sicherheit für alle koppelt. Indem wir begreifen, dass mehr Funktionen im gleichen Raumgefüge besser sortiert werden müssen, und indem zu jeder Planung im Städtebau auch ein Konzept zur Bewältigung des Verkehrs gehört. Sie schlagen ein Konjunkturpaket Mobiltätswende vor. ZUSCHKE In früheren Konjunkturprojekten wie Bildung, Hochschulen oder Flüchtlinge haben wir schnelle und unkomplizierte Bedingungen gehabt und viel geschafft. Das wäre ein Ansatz, um einen richtigen Schritt voranzukommen, statt sich von einer Förderkulisse zur nächsten zu hangeln. Toll wäre auch, endlich die Verfahren für ÖPNVMaßnahmen zu modernisieren und besser auf die Situation vor Ort einzugehen, die Förderquoten zu erreichen und den Ausbau für ÖPNV wirklich schnell voranzubringen, als mit dem quälend langsamen und – vor allem – alles wichtige vor Ort auslassenden Verfahren wie bisher.
JÖRG MEHL STELLTE DIE FRAGEN