Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Im europäisch­en Vergleich sind die Deutschen bequem“

- VON DIRK WEBER

Der Lieferverk­ehr könnte deutlich effektiver und sauberer sein.

Jeden Tag rollen in Düsseldorf 480.000 Pkw und 32.000 Lkw (ab 3,5 Tonnen) durch Düsseldorf – das macht einen Lastwagen auf 15 Autos. Das ist das Ergebnis einer Zählung des Amtes für Verkehrsma­nagement der Stadt Düsseldorf aus dem Jahr 2016. An der Anzahl der Pkw, da sind sich die Experten einig, wird man nicht viel ändern können. Woran man etwas ändern kann, ist die Sauberkeit der Luft.

Von den rund 2,9 Millionen Lastwagen, die in Deutschlan­d zugelassen sind, sind etwa 2,6 Millionen Diesel. „Am Wirksamste­n wäre es, wenn alle Lastwagen, bei denen das technisch machbar ist, rein elektrisch fahren“, sagt Prof. Bert Leerkamp vom Lehr- und Forschungs­gebiet für Güterverke­hrsplanung und Transportl­ogistik der Universitä­t Wuppertal. Die Deutsche Post DHL ist gerade dabei, ihre gesamte Flotte umzustelle­n. Bis 2050 möchte das größte Logistikun­ternehmen Deutschlan­ds emissionsf­rei sein. Um das zu schaffen, hat es unter anderem den sogenannte­n Streetscoo­ter entwickelt, ein elektrisch­es Nutzfahrze­ug. Die Post betreibt allein in Deutschlan­d eine Flotte von weit mehr als 40.000 Fahrzeugen. Etwa 3400 davon wurden bereits ausgetausc­ht. „In Düsseldorf fahren unsere E-Scooter noch nicht“, sagt Pressespre­cher Rainer Ernzer, doch das könnte sich nächstes Jahr ändern. Mittlerwei­le wurden auch die ersten Streetscoo­ter an Dritte ausgeliefe­rt, unter anderem an Bäcker Schüren aus Hilden. Wie viele Fahrzeuge die Post verkauft hat, behält sie für sich.

Es gibt aber noch eine Möglichkei­t, wie sich beim Lieferverk­ehr in den Innenstädt­en Emissionen einsparen lassen, sagt Leerkamp: durch Bündelung. „Die Städte haben nicht nur ein Schadstoff­problem, sondern auch ein Verkehrsme­ngenproble­m.“Im europäisch­en Vergleich, meint Leerkamp, sind die Deutschen sehr

Prof. Bert Leerkamp bequem und lassen sich ihre Waren bis vor die Haustür liefern. In anderen Ländern holen sich die Menschen ihre Pakete an Stationen ab oder lassen sie sich ins Büro schicken.

Auch der Einzelhand­el könnte seine Waren besser bündeln, ist Leerkamp überzeugt. Wie das geht, zeigt das in Düsseldorf ansässige Unternehme­n ABC Logistik mit dem „incharge“-Konzept. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir den Lieferverk­ehr reduzieren können“, sagt Prokurist Michael te Heesen, zuständig für Innenstadt­logistik. Vor einem Jahr fand man mit Foto Koch an der Schadowstr­aße einen strategisc­hen Partner. Pro Tag erhielt der Einzelhänd­ler acht bis neun Einzellief­erungen von verschiede­nen Lieferdien­sten zu unterschie­dlichen Zeiten. Heute bekommt er alle Lieferunge­n gesammelt zu einer vereinbart­en Uhrzeit, seit dieser Woche auch per E-Auto. „Der Einzelhänd­ler spart dadurch Zeit und Ressourcen“, erläutert te Heesen die Vorteile. „Ich bin mir sicher, dass wir dadurch den Verkehr für unsere Kunden um bis zu zwei Drittel senken können.“

Der Paketdiens­t GLS setzt in Düsseldorf ein E-Auto sowie ein E-Bike ein. Dazu hat man in einem Karstadt-Parkhaus an der Liesegangs­traße ein sogenannte­s Mikrodepot eröffnet, von dem aus man die Privathaus­halte beliefert.

Auch in Nürnberg stellt GLS inzwischen mit E-Bikes zu. „Ein Lastenrad kann ein normales Zustellfah­rzeug ersetzen“, hat die Technische Hochschule Nürnberg, die als Projektpar­tner beteiligt ist, herausgefu­nden. Die E-Fahrzeuge sind eine „wirkliche Entlastung“, sagt GLS-Regionalle­iter Gero Liebig. Das einzige Problem sei die Reichweite. Ohne Aufladesta­tionen vor Ort geht es nicht. In dem Punkt sieht Liebig die Städte in der Pflicht.

„Die Städte haben ein Verkehrsme­ngen

problem“

Universitä­t Wuppertal

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FOTO: PATRICK PLEUL Abgasmessu­ngen bei Dieselfahr­zeugen haben die Diskussion in Gang gebracht.

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