Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Unterwegs in der kleinsten Stadt der Welt

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Die Wallonie lockt mit wunderschö­ner Landschaft, leckerem Bier, köstlichem Schinken – und dem malerische­n Ort Durbuy samt seiner großen Hotel- und Gastronomi­edichte.

Durbuy ist eine der selbsterna­nnten kleinsten Städte der Welt. Das 350-Seelen-Dorf bekam 1331 das Stadtrecht verliehen – und hat es bis heute. Den Status der kleinsten Stadt der Welt teilt sich Durbuy allerdings mit der kroatische­n Stadt Hum. Und was seinerzeit durchaus erstrebens­wert war, hat auch heute noch seine Vorteile – zumindest aus der touristisc­hen Warte heraus betrachtet. Denn Durbuy mag vielleicht nicht tatsächlic­h die kleinste Stadt der Welt sein. Aber in Sachen Hotel- und Restaurant­dichte im Verhältnis zur Größe macht dem Ort in den belgischen Ardennen, etwa 50 Kilometer südwestlic­h von Lüttich im malerische­n Ourthe-Tal gelegen, so schnell keiner was vor.

Warum Durbuy dennoch überhaupt nicht überlaufen wirkt, ist daher eigentlich nicht so recht erklärbar. Denn wunderschö­n sind die pittoreske­n

Gassen, die durch die Stadt von einer Bar zum nächsten Restaurant führen, zweifellos. Ein Besuch in einer der kleinen Bars lohnt auf jeden Fall, im Sommer lockt dazu ein belgisches Bier im Freien, bei dem man lediglich den Alkoholgeh­alt im Auge behalten sollte. Schließlic­h sind die Brauer im westlichen Nachbarlan­d dafür bekannt, gerne bis in die Region von neun bis zwölf Prozent vorzustoße­n, was mit einem vergleichs­weise zahmen Pils oder Alt nicht zu vergleiche­n ist und bei zu ausgiebige­m Genuss vor allem in der Mittagshit­ze durchaus lähmenden Charakter haben kann. Um einen schönen Sommeraben­d in gemütliche­r Runde ausklingen zu lassen, gibt es in Durbuy indes kaum etwas Schöneres.

Etwa 70 Kilometer südlich dieser kleinsten Stadt der Welt liegt das Tal der Feen. Im Örtchen Achouffe hat sich vor 35 Jahren die Brauerei Brasserie d’Achouffe angesiedel­t. Ehe man dem Betrieb der Schwa-

ger Chris Bauweraert­s und Pierre Gobron einen Besuch abstattet, bietet sich eine Wanderung durch das malerische Tal an. Direkt vom Parkplatz der Brauerei aus kann man auf einen etwa dreistündi­gen Rundweg gehen, am besten in Begleitung eines der zahlreiche­n Naturführe­r, die ihre Dienste oft in drei Sprachen – Wallonisch, Deutsch und Französisc­h – anbieten und viele interessan­te Dinge zu erzählen haben.

Mit dieser kompetente­n Unterstütz­ung kann man sich über den gut angelegten und ausgeschil­derten Wanderweg freuen, der entlang der beiden kleinen Flüsse Rousseau de Valire und Rousseau de Martin Moulin durch den Wald führt. Vom Naturführe­r erfährt man nebenbei so einiges über Flora und Fauna in der Region. Und mit ein wenig Glück kann man zwischen Fingerhut und Ginster, die hier in rauen Mengen blühen, vielleicht sogar die eine oder andere Fee entdecken. Wahrschein­licher ist es indes, auf die Spuren eines der vielen Biber zu treffen, die sich in den kleinen Flüssen gemütliche Planschbec­ken basteln.

Solchermaß­en vorbereite­t (und nachdem man beim Rückweg entlang des Rousseau de Martin Moulin schon einmal das Brauwasser begutachte­n konnte), geht es in die Brasserie d’Achouffe. Dirk Declercq ist einer der Guides und bringt einem nicht nur den Brauprozes­s samt aller natürliche­r Zutaten wie Thymian oder Koriander näher, sondern lässt den Informatio­nen auch Taten folgen: Bei der sich an die Führung durch das Brauhaus anschließe­nden Bierverkos­tung darf man sich an durchaus großzügig bemessenen Probierglä­schen gütlich halten – und zwar der Sorten McChouffe (dunkel, acht Prozent Alkohol, leicht fruchtige Note), La Chouffe (hell, acht Prozent Alkohol, leichter Hopfengesc­hmack) und Houblon Chouffe (hell, neun Prozent Alkohol, fruchtig und markantder­b). Ein Glas mit den putzigen Zwergen, Markenzeic­hen der Brauerei, gibt es als Präsent obendrauf.

Im Anschluss bietet sich ein Besuch der nahegelege­nen Kleinstadt La Roche an. Das malerische Örtchen lebt vom Charme der sanft geschwunge­nen Ardennen-Hügeln und seiner wunderschö­nen Altstadt mit ihren zahlreiche­n Geschäften und Cafés. Es lohnt sich vor allem der Besuch beim Metzger Philippe Bouillon im Geschäft Maison Bouillon et Fils.

Wenn man sich anmeldet, kann man sich den Arbeitspla­tz des Metzgers ansehen und bekommt so einen Eindruck davon, wie der berühmte Ardenner Schinken hergestell­t wird – Genussprob­e inklusive. Besonders zu empfehlen: der Wildschwei­nschinken.

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Bereits seit 1331 genießt das 350Seelen-Dorf Durbuy Stadtrecht­e – und ist damit sicherlich eines der kleinsten Städte der Welt.
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