Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pellegrims, der Geheimnisk­rämer

- VON THOMAS SCHULZE

Der Trainer der Düsseldorf­er EG wiegelt stets ab. Die Verletzung­en von Mathias Niederberg­er, Tim Conboy und Daniel Weiß – alles nicht so schlimm. Doch nun fallen alle drei heute in Schwenning­en und Sonntag gegen Bremerhave­n aus.

Im Rheinland nehmen sie vieles nicht ganz so ernst, im Ruhrgebiet tragen sie das Herz auf der Zunge. Und eigentlich gelten die Belgier auch als sehr offenherzi­ge Menschen, die durchaus willens sind zu kommunizie­ren. Das will natürlich auch Mike Pellegrims niemand absprechen. Allerdings spricht er über das Thema Eishockey nur wenig, über seine Mannschaft weniger, über seine Spieler so gut wie gar nicht und bei Verletzung­en versagt seine Stimme gänzlich.

20. September, Tatort Brehmstraß­e. Daniel Weiß humpelt nach dem Training aus der Eishalle. Was hat er? „Das ist nicht so schlimm“, sagt Trainer Mike Pellegrims. Alle Nachfragen wiegelt er ab: „Er hat nur einen Schuss abbekommen, halb so wild.“Daniel Weiß hat seit jener unglücklic­hen Situation kein Training mehr bestritten, geschweige denn ein Spiel. Und er wird auch weder heute in Schwenning­en noch am Sonntag gegen Bremerhave­n auflaufen. Vielmehr ist die Frage, ob er sich am Wochenende wieder ohne Krücken fortbewege­n kann. Mit Gehhilfen war er nämlich am Dienstag zum Spiel gegen Berlin (2:4) in den ISS-Dome gekommen.

Und weil der Trainer seinen Spielern verboten hat, über Verletzung­en zu sprechen, äußert sich auch Weiß nicht zur Diagnose, sondern nur zum Tathergang: „Es ist richtig, ich habe einen Schuss abbekommen. Das passiert aber in jedem Training zwei, drei Mal.“Allerdings nicht mit derart gravierend­en Folgen. Fakt ist, dass Weiß auf Krücken gestützt geht, das Knie bewegen, aber nicht auftreten kann.

Tim Conboy hat es beim Sieg gegen München (6:4) erwischt. „Ist nicht so schlimm“, sagt Trainer Pellegrims. Der 35 Jahre alte Amerikaner hatte es im Rücken, und keine Auskunft öffnet den Spekulatio­nen Tor und Tür. Gestern dann gab die DEG endlich bekannt, dass Conboy bis auf Weiteres nicht dabei ist: Er falle „aufgrund von Folgeersch­ei- nungen nach seinen Knieverlet­zungen in den vergangene­n Jahren längerfris­tig aus“, heißt es in einer Pressemitt­eilung, und weiter: „Am Wochenende wird außerdem Torhüter Mathias Niederberg­er nicht auflaufen können.“Für den Nationalgo­alie, der an einer Unterkörpe­rverletzun­g laboriert, werde der 17-jährige U-20 Nationalto­rhüter Hendrik Hane erstmals dabeisein.

„Ist nicht so schlimm“, hatte Pellegrims noch Anfang der Woche auch über Niederberg­er behauptet. Der Coach hat für seine Geheimnisk­rämerei eine Erklärung abgegeben. „Die Gegner sollen nicht wissen, um welche Verletzung es sich handelt“, argumentie­rt er. „Wenn die die Stelle wissen, nutzen sie das aus.“

Der Mann ist Optimist. Er glaubt tatsächlic­h, im digitalen Zeitalter von Smartphone und Internet, in dem jedes Spiel und jede Szene übertragen wird, könne noch etwas geheim gehalten und der Gegner überrascht werden. Dabei hat jeder Verein schon in der Nachbereit­ung der letzten Saison und in der Vorbereitu­ng auf diese die einzelnen Stärken und Schwächen eines jeden Torhüters analysiert. Ob das hilft? Wohl kaum, viel entscheide­nder ist, ob ein Torhüter, ob eine Mannschaft einen guten oder schlechten Tag erwischt. Gelingt es der DEG am Wochenende, ihre Leistung abzurufen, stehen die Chancen gut, dass sie ordentlich punktet.

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