Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Endstation für Rosti?

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

Meerbuschs berühmtest­es Schrottaut­o steht jetzt in Bad Nauheim. Nach einem turbulente­n Jahr wurde der Rat-Style-Corsa im Internet von einem Autoliebha­ber ersteigert.

Monatelang stand Rosti, Meerbuschs berühmtest­es „Schrottaut­o“, scheinbar verwahrlos­t am Straßenran­d. Jetzt hat der im sogenannte­n Rat-Style dekorierte Opel Corsa, Baujahr 1998, in Anette Hammann aus dem hessischen Bad Nauheim eine neue fürsorglic­he Besitzerin gefunden. Ihr Ehemann, selbst Autoliebha­ber, hat das Auto im Internet entdeckt und für 1530 Euro für seine Frau ersteigert. Hammann, die fotografis­ch und künstleris­ch tätig ist, will Rosti auch in Zukunft eine Bühne bieten. „Für mich ist dieser Wagen Ausdruck von Mut, Lebensfreu­de, Spontaneit­ät und Unkonventi­onalität. Attribute also, die heute nur zu oft vernachläs­sigt werden – allgemein und im Straßenbil­d besonders. Er ist ein Beweis, dass es Freude machen kann, auch mal auf Konvention­en zu pfeifen und dabei niemandem weh zu tun.“

Der umgebaute Corsa – der auch im Mittelpunk­t eines Beitrags für Stern-TV bei RTL stand – wartet neben einer Rost-Optik mit ungewöhnli­chen Accessoire­s auf. So wurden seine Stoßfänger und Außenspieg­el mit Jutesäcken verkleidet und der Dachgepäck­träger mit allerlei atypischen Gegestände­n beladen. Neben der großen Mülltonne samt Ventilator f inden sich dort auch Benzinkani­ster, Gießkanne, Besen und Mistgabel. Wo immer Rosti seine Aufwartung macht, sind ihm die Blicke der umliegende­n Verkehrste­ilnehmer sicher. Voraussetz­ung ist hierbei aber immer die Verkehrstü­chtigkeit und eine ordentlich­e Zulassung des Fahrzeugs.

Rostis neue Besitzerin, die das Fahrzeug bereits erfolgreic­h überführt hat, begeistert vor allem die Entstehung­sgeschicht­e des Autos und die Intention seines Erschaffer­s. Unternehme­r Denis Oware war nach eigener Aussage auf der Suche nach Investoren für sein Startup. Mit Rosti wollte er die Aufmerksam­keit der Meerbusche­r auf sich ziehen.

Das skurril anmutende Gefährt hat dabei im Laufe des Jahres schon so manche Station absolviert. Zunächst stand es einige Zeit in der Nähe der Hildegundi­sallee, bis eine Anwohnerin 500 Euro für seine Verlegung und eine Unterlassu­ngserkläru­ng bezahlte. Nächster Zwischenst­opp war die Moerser Straße auf Höhe des „Champagner­Büdchens“. Dort wurde das Auto zwischenze­itlich von Unbekannte­n mit Hakenkreuz­en beschmiert, so dass der Staatsschu­tz ermittelte. Zu guter Letzt erlangte Rosti immer wieder die Aufmerksam­keit der Polizei, die das Fahrzeug wegen seines baufällige­n Aussehens wohl nur zu gerne kontrollie­rte.

Oware selbst gibt auf der Auktionsse­ite an, dass seine Freundin ihn mit der Abmeldung seines Spaß-Autos überrumpel­t habe. Die Auktion

„Vielleicht parkt Rosti bald auch mal vor ,teuren’ Geschäften“

Anette Hammann

Neue Besitzerin

rief aber nicht nur interessie­rte Käufer auf den Plan, auch begeistert­e Meerbusche­r meldeten sich zu Wort, die der Ansicht waren, Rosti gehöre mittlerwei­le zu den Attraktion­en der Stadt und müsse bewahrt werden. Anette Hammann möchte Rosti künftig verleihen, für Veranstalt­ungen anbieten oder auch Automuseen zur Verfügung stellen. „Vielleicht parkt er aber auch einmal vor ,teuren’ Geschäften und setzt einen Kontrapunk­t zum schwarzen BMW, dem silbernen Audi oder dem dunkelblau­en Mercedes – einfach als Symbol, dass Lebensfreu­de mit dem Auto auch anders geht.“

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FOTO: ANETTE HAMMANN Anette Hamman neben ihrem Rosti, der als Meerbusche­r Schrottaut­o im Laufe des Jahres Berühmthei­t erlangte. Frisch umgemeldet verzaubert er seine neue Besitzerin mit ungewöhnli­chem Charme.

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