Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
ANALYSE Apple
hat seinen Apfel, Mercedes Benz den Stern. Für den Sozialismus ist das Gesicht von Che Guevara von unschätzbarem Wert. Heute vor 50 Jahren starb der wohl berühmteste Guerillero der Welt.
in jenen kubanischen Bevölkerungsschichten großes Ansehen, die nach der Befreiung von der Batista-Diktatur aus ihren sklavenähnlichen Lebensbedingungen befreit wurden. Die Landbevölkerung bildet bis heute das Rückgrat der Kommunistischen Partei, der einzig zugelassenen auf Kuba.
Der Mythos Che ist begründet in dem einen, unverwechselbaren Foto. Jenem Bild, das Guevara mit wehenden Haaren und entschlossenem Blick zeigt. Geschossen hat es Alberto Korda am 5. März 1960 während einer Rede Fidel Castros in Havanna. Einige Jahre später hat der irische Grafiker Jim Fitzpatrick es als Schwarz-Weiß-Rot-Motiv verfremdet. So fand es sich zunächst auf Postern und Fahnen und wurde später zum Logo der Studentenbewegung der 1968er, ein Symbol des Protests.
„Was dann folgte, ist ein geradezu musterhaftes Beispiel der Diffusionsund Adoptionstheorie“, sagt Dieter Tscheulin von der Universität Freiburg, der den Aufstieg Ches zur Medienikone untersuchte. Nach dieser werden neue Ideen oder Produkte von einer Minderheit aufgegriffen, den „Innovatoren“. Anschließend erfolge eine Übernahme des Kaufverhaltens durch „Imitatoren“. „Je mehr Personen ein Verhalten übernommen haben, desto stärker wird der Übernahmedruck auf die, die das noch nicht getan haben“, erklärt Tscheulin.
Che Guevaras Konterfei findet sich millionenfach auf Kleidung und Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens. „Oft werden sie ohne Kenntnis der Hintergründe als chic empfunden und auch von Leuten gekauft, die mit Che Guevaras revolutionären Ideen wenig verbinden“, sagt Tscheulin. Guevaras Porträt rangiere unter den zehn meistverkauften T-Shirt-Motiven. „Unbeantwortet bleibt die Frage, ob sich Che Guevara über den Popularitätsgrad freuen würde – oder ob er unglücklich wäre, dass der Hype um Produkte mit seinem Bild nicht seinem Anspruch genüge: den ,Neuen Menschen‘ weniger mit materiellen Anreizen als mit Moral, Selbstdisziplin und gegebenenfalls auch mit gewaltsamen Mitteln zu schaffen“, sagt Tscheulin.