Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Island fehlt ein Sieg zur ersten WM-Teilnahme
REYKJAVIK (dpa) Die Chance auf die erste WM-Teilnahme von Islands Fußball-Helden bringt sogar das Staatsoberhaupt aus der Fassung. „Ein großartiger Sieg für unsere Jungs. Noch ist nichts entschieden, aber wir haben unser Schicksal in den eigenen Händen“, schrieb Präsident Gudni Johannesson bei Facebook. Stürmer Jón Dadi Bödvarsson frohlockte nach dem überraschend deutlichen 3:0 (2:0) in der Türkei: „Es gibt nur noch ein Spiel, natürlich denkt man jetzt sofort an die Weltmeisterschaft.“
Im vergangenen Jahr mischten die Nordeuropäer schon die EM in Frankreich auf und stürmten sensationell bis ins Viertelfinale. Tausende Fans hatten mit ihren eingängigen „Huh“-Rufen und Choreografien in den Stadien der Grande Nation für Gänsehautmomente gesorgt – das könnte nun 2018 in Russland erneut passieren.
Denn die Isländer führen die Gruppe I vor dem abschließenden Spiel gegen den Kosovo heute in Reykjavik an. Kosovo konnte bisher noch keines seiner neun Spiele gewinnen, hat gerade mal einen Punkt auf dem Konto. Island hat schon deren 19, liegt zwei Zähler vor Kroatien und der Ukraine. „Das ist alles sehr aufregend. Es ist wichtig, dass wir uns jetzt möglichst gut erholen“, sagte Bödvarsson. „Alles hängt jetzt vom letzten Spiel ab. Wir glauben daran“, sagte Mittelfeldspieler Kári Arnason.
Wie viele Isländer dankte auch Staatschef und Edel-Fan Johannesson dem Finnen Pyry Soiri, der mit seinem Tor zum 1:1 dem Gruppenrivalen Kroatien in der 90. Minute jene zwei Punkte raubte, die Island zu Rang eins verhalfen und Kroatiens Coach Ante Cacic den Job kosteten. Torschütze Soiri berichtete, er habe zig freundliche Mitteilungen von unzähligen Isländern erhalten.
Die Tageszeitung „Morgunbladid“sah gegen die Türkei „eines von Islands besten Spielen überhaupt“, für „Fréttabladid“sei das Team nach den Treffern von Johann Gudmundsson (32. Minute), Birkir Bjarnason (39.) und Kari Arnason (49.) „ganz nah dran“an der WM. Während die Türkei (79,5 Millionen Einwohner) bei der Endrunde erneut fehlt, steht Island (rund 334.000 Einwohner) kurz vor der nächsten Überraschung. Der bislang größte Erfolg war der Sieg im EM-Achtelfinale gegen England (2:1).