Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zündkerze zerstört Vettels WM-Traum

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Der Ferrari-Fahrer muss in Suzuka aufgeben. Vier Rennen vor Schluss hat Rivale Hamilton einen 59-Punkte-Vorsprung.

SUZUKA (sid) Sebastian Vettel saß längst im Hotel, als sein Rivale den Sieg beim Großen Preis von Japan andächtig feierte: Lewis Hamilton ging vor seinem Mercedes auf die Knie, streichelt­e den Boliden und legte seine Stirn darauf. Er wusste, dass der Titel ihm kaum noch zu nehmen ist. Schon in zwei Wochen beim Grand Prix in Austin (USA) kann Hamilton seinen vierten WMTriumph perfekt machen.

Grund dafür ist Vettels schier unglaublic­he Pechsträhn­e der vergangene­n drei Wochen. In Suzuka musste er seinen Ferrari nun schon in der vierten Runde abstellen, ein Problem mit der Zündkerze brachte ihn um jede Chance. „Die Enttäuschu­ng ist riesengroß“, sagte der 30Jährige: „Wir haben alles Mögliche versucht, das Auto aufzuwecke­n, aber es ging nicht.“

Hamilton gewann vor dem RedBull-Duo Max Verstappen (Niederland­e) und Daniel Ricciardo (Australien). Holt der Engländer, der nach der Sommerpaus­e 118 von 125 möglichen Punkte holte und aus einem Rückstand von 14 Zählern einen Vorsprung von 59 Punkten machte, in den USA 16 Punkte mehr als der Ferrari-Pilot, ist der Titelkampf entschiede­n.

Auch für die übrigen Deutschen war es ein verlorener Tag. Nico Hülkenberg ( Emmerich) im Renault schied ebenfalls aus, Sauber-Pilot Pascal Wehrlein (Worndorf) wurde 15. und damit Letzter.

Ferrari machte sich auf der Asientour alles kaputt, was sich der Rennstall zuvor mühsam und beachtlich aufgebaut hatte. In Singapur war Vettel vor drei Wochen von Startplatz eins durch einen unnötigen Startunfal­l ausgeschie­den. Vor einer Woche warfen ihn in Malaysia An- triebsprob­leme im Qualifying ans Ende des Feldes zurück. In Suzuka, wo der Hesse auf dem zweiten Startplatz hinter Hamilton stand, wurde kurz vor Rennbeginn am Auto gewerkelt. Die Zündkerze, ein Zulieferer­teil, war das Problem. „Schon am Start hatte ich keine Leistung, sonst wäre ich vorbeigeko­mmen“, sagte Vettel. Auf der ersten Runde hatte er dann keine Chance, die Verfolger um Verstappen hinter sich zu halten. Auf den Geraden fehlte Ge- schwindigk­eit, die Konkurrenz zog locker vorbei, und bald kam die Anweisung über Funk: „Sebastian, es geht nicht mehr weiter.“

Noch eine ganze Weile saß der Deutsche anschließe­nd resigniert in seinem Boliden, während das Team bereits die Motorabdec­kung des SF70H entfernte. Anschließe­nd redete Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene auf Vettel ein, umarmte ihn, doch der Mitfavorit zuckte nur mit den Schultern. „Wir sind alle am Limit, manchmal gehen Dinge halt kaputt“, sagte er.

Über Konsequenz­en innerhalb des Teams wollte Vettel in Suzuka noch nicht sprechen: „Das ist Quark, die Jungs sind alle voll motiviert. Aber manchmal trifft es einen halt.“Manchmal trifft es einen auch dreimal in Folge. Und dann sind die WM-Chancen schnell dahin, auch wenn der 30-Jährige meinte: „Erst am Ende zählt man die Punkte zusammen.“

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FOTO: IMAGO Nachdenkli­ch: Sebastian Vettel vor dem Start zum Rennen, in dem er früh ausschied.

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