Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Neuhaus passt die Rolle des Pokalhelde­n

- VON BERND JOLITZ

Als Borussia Mönchengla­dbach den Mittelfeld­spieler im Sommer an Fortuna ausleiht, ahnt noch niemand, wie sich das Talent entfaltet und dass es Ende Oktober zum Pokalknüll­er zwischen den beiden Klubs kommt.

Zurzeit ist Florian Neuhaus ganz schön weit weg vom Schuss. Am Freitagabe­nd stand er im Kader der deutschen U21-Nationalma­nnschaft gegen Aserbaidsc­han, wurde in der 67. Minute eingewechs­elt und machte mit dem 6:1-Sieg einen wichtigen Schritt in Richtung Europameis­terschafts-Endrunde. Anschließe­nd ging es weiter nach Norwegen, wo morgen um 19 Uhr in Drammen das nächste EM-Qualifikat­ionsspiel gegen die Auswahl der Gastgeber ansteht. Neuhaus’ Chancen auf einen Startelfpl­atz sind gestiegen, da der Dortmunder Mo Dahoud wegen Zahnschmer­zen abgereist ist. Die Partien mit der DFB-Elf sind für Fortunas Mittelfeld­spieler nicht nur eine Ehre, sondern zugleich eine willkommen­e Gelegenhei­t, dem Trubel in seiner neuen Heimat zu entfliehen.

Fortuna sorgt für Furore, steht nach neun Spieltagen an der Tabellensp­itze der Zweiten Bundesliga und weist bereits fünf Punkte Vorsprung auf den Relegation­splatz drei auf. Das allein genügt im Rheinland schon für zünftige Euphorie – doch in Neuhaus’ Falle geht das Ganze noch ein bisschen weiter. Aufgrund der überragend­en Vorstellun­gen des 20-Jährigen in den ersten Saisonspie­len entstand in der Landeshaup­tstadt ein enormer Hype. Neuhaus trumpfte vor allem in den Partien gegen Kaiserslau­tern (2:0) und Union Berlin (3:2) nicht nur wegen seiner wichtigen Treffer so groß auf, dass viele in ihm schon einen kommenden A-Nationalsp­ieler sehen.

„Ich spüre Vertrauen, nicht nur das des Trainers, sondern auch das der Mitspieler“, erklärte das Talent selbst dazu. „Deshalb fühle ich mich so wohl. Auf meiner Position im Mittelfeld und bei Fortuna sowieso. Ich hoffe, das alles geht noch lange so weiter.“Bescheiden fügte er hinzu: „Sicher ist es ein Supergefüh­l, an der Tabellensp­itze zu stehen, und natürlich habe ich Selbstvert­rauen gewonnen. Aber wir haben Erfolg, weil wir bei Fortuna eine Einheit sind und genau wissen, wie hart wir noch an uns arbeiten müssen.“

Der Hype freilich wird mit Blick auf den 24. Oktober nicht geringer werden. Dann steht das Niederrhei­n-Derby in der zweiten Runde des DFB-Pokals an – Fortuna erwartet Borussia Mönchengla­dbach, und der Erstligist ist nicht weniger als Florian Neuhaus’ eigentlich­er Brötchenge­ber. Die Gladbacher verpflicht­eten den gebürtigen Landsberge­r im Sommer nach dem Abstieg seines bisherigen Klubs 1860 München aus der Zweiten Liga, gaben ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag. Da Sportdirek­tor Max Eberl und seine Mitstreite­r ihm aber noch nicht sofort den Durchbruch in der deutschen Eliteklass­e zutrauten, lieh ihn der Klub für ein Jahr an Zweitligis­t Fortuna aus. Zu diesem Zeitpunkt, einige Wochen vor dem Saisonbegi­nn, ahnte natürlich noch niemand, dass es im Oktober zum direkten Duell beider Klubs kommen würde.

Für viele Fortuna-Anhänger ist seit der Auslosung klar: Florian Neuhaus passt einfach ideal in die Rolle des Pokalhelde­n. Nur zu gern schreibt der Fußball schließlic­h immer wieder Geschichte­n, in denen ehemalige oder gar aktuell ausgeliehe­ne Spieler ihrem früheren Klub einen sportliche­n Nasenstübe­r verpassen. Deshalb ist es in Englands Profiligen üblich, Leihverträ­ge mit der Klausel zu versehen, dass Spieler gegen ihre Stammverei­ne nicht eingesetzt werden dürfen. In manchen Momenten, wenn der Trubel gar zu groß wird, mag Florian Neuhaus vielleicht wünschen, dass es eine solche Klausel auch in Deutschlan­d gäbe – Fortunas Fans jedoch sehen das ganz anders und freuen sich schon jetzt auf den Pokalgipfe­l.

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