Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Marilyn Monroe ohne Filter

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Dem Starfotogr­afen Milton Greene schenkte Marilyn Monroe größtes Vertrauen. So entstanden Bilder, die den Weltstar natürlich zeigen, nah an der Normalität. Das dokumentie­rt ein Buch mit rund 400 bislang unveröffen­tlichten Fotos.

LOS ANGELES Marilyn Monroe ungeschmin­kt am Frühstücks­tisch, die Haare verwuschel­t, das irritiert. Und fasziniert. Denn Hollywoods Schönheits­ikone ist auf Fotos normalerwe­ise der Inbegriff der Perfektion, überirdisc­h, entrückt. Nichts bleibt dem Zufall überlassen, selbst das scheinbar Beiläufige wirkt inszeniert. Nicht so auf den Bildern von Milton Greene – auf ihnen scheint Monroe ganz bei sich selbst zu sein, unverstell­t, fröhlich. Es ist fast, als schaue man einem ganz normalen Menschen zu, nicht einer zum Mythos verklärten Kunstfigur. Rund 400 Fotos von Greene, ein Großteil davon unveröffen­tlicht, zeigt der Bildband „Marilyn Monroe 50 Sessions“, der jetzt bei Knesebeck erschienen ist.

Greenes Sohn Joshua hat die Aufnahmen aus dem Archiv seines Vaters gerettet und restaurier­t. Als er zwei oder drei Jahre alt war, kümmerte sich Monroe bei ihren Aufenthalt­en in Greenes Haus um den kleinen Joshua. Er sei das Objekt ihrer Begierde gewesen, erzählte der heute 63-jährige Greene im Interview mit Spiegel online. Bis heute bewahrt der Fotograf eine Stoffkatze auf, die er von Monroe zum zweiten Geburtstag geschenkt bekommen hat. Die Schauspiel­erin lebte 1954 einige Monate bei den Greenes in Connecticu­t. Nach ihrer Trennung von Baseballst­ar Joe DiMaggio wollte sie fort aus Hollywood, hatte sich mit dem Studio 20th Century Fox überworfen. Sie war unzufriede­n damit, dass sie in Filmen auf die Rolle des Dummchens reduziert wurde, und wollte einen Imagewechs­el. Laut Greene zeigte sein Vater ihr Wege aus dem Dilemma, ermutigte sie, sich natürliche­r zu ge- ben. Rund 4000 Fotos soll Greene von Monroe gemacht haben, zudem stellte er sie Bekannten und anderen Künstlern vor, Marlon Brando zum Beispiel. Aus den Freunden Greene und Monroe wurden Geschäftsp­artner, die 1955 die Marilyn Monroe Production­s gründeten. „Bus Stop“war der erste Film, den sie gemeinsam auf den Markt brachten. Später zerbrach die Freundscha­ft, auch weil Monroes Ehemann Arthur Miller wohl eifersücht­ig auf den Fotografen war. Mit nur rund 100.000 Dollar gab sich Greene zufrieden, inklusive aller Bildrechte. So lassen sich aus dem Fundus heute Schätze bergen: Monroe als fröhliche Handleseri­n, verspielt mit Pekinesen im Arm oder lasziv räkelnd auf einem Stuhl. Greene war immer hautnah dabei.

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FOTOS: GREENE /KNESEBECK Wohl am Frühstücks­tisch entstand dieses Foto. Marilyn Monroe ist so zu sehen, wie sie sich selten präsentier­t: ungeschmin­kt und verstrubbe­lt.
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