Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
KULTURTIPPS
Kanadische Jazzer auf Europa-Tournee Klangskulpturen von Kelela Wiedersehen mit Charlie Brown
Konzert Das Quartett Badbadnotgood hat den besten Bandnamen überhaupt, und überdies spielen die vier Musiker aus Kanada einen überragenden und zumeist instrumentalen Fusion-Jazz. Man hört ihren Songs an, dass das nicht das Werk alter Musikschullehrer-Recken ist, sondern von jungen Leuten, die sich nicht nur mit den Vorvätern des Genres auskennen, sondern auch mit Zeitgenossen aus der Popkultur, zum Beispiel aus dem HipHop. Das konnte man etwa auf ihrem letzten Album hören, das „IV“hieß und im vergangenen Jahr erschien. Zugänglichen Jazz für Menschen, die das sonst nicht hören, spielten sie auf dieser Platte, und nun kommen die Musiker damit auf Europa-Tournee. Konzerte gibt es von Ludwigshafen bis Manchester, und am 6. November, ab 20 Uhr, sind sie im Kölner Bürgerhaus Stollwerck zu Gast. Karten für den Abend gibt es noch – telefonisch unter 0211 274000 und im Internet unter www.westticket.de kl Zukunftsmusik Es stimmt nicht, was einige Pessimisten sagen, es ist nicht wahr, dass sich nichts Neues in der populären Musik ereignet. Der Beweis ist das Album „Take Me Apart“von Kelela, der 34 Jahre alten R’n’B-Sängerin aus den USA. Man muss sich nur das Titelstück anhören, das sich in den ersten Sekunden darum bewirbt, nachträglich Aufnahme in die Tracklist von Janet Jacksons großartiger Platte „The Velvet Rope“aus dem Jahr 1997 zu finden. Die Bässe werden allmählich immer schwerer und unheimlicher, der Pulsschlag beschleunigt sich, Kelela singt mit sich selbst im Chor. Die Kälte der synthetischen Sounds kontrastiert mit dem beseelten Gesangs Kelelas, die Girlanden aus „Uhs“und „Ahs“flicht. Die Struktur bricht, Vers und Refrain sind nicht mehr zu trennen, und was da aus den Trümmern überwundener Schemata aufsteigt, ist ein neuer Sound, eine Selbstermächtigung. Die Eltern von Kelela kamen in den 1970er Jahren aus Äthiopien in die USA. Kelela gehört einer Generation von schwarzen Künstlerinnen an, deren Musik man mit dem Etikett „Future R’n’B“ausgezeichnet hat. FKA Twigs und Abra wären noch zu nennen, und gemeinsam ist ihnen, dass sie jene Phase überwinden wollen, in der Sammlung Bevor Charles M. Schulz starb, verfügte er, dass nach seinem Tod keine weiteren ComicStrips seiner Serie gezeichnet werden sollen. So kam es, dass am 13. Februar 2000 das letzte „Peanuts“-Comic erschien. Ein letzter Gruß von Schulz, man sieht Snoopy, wie er mit der Schreibmaschine die Zeilen des Meisters aufsetzt: „Leider bin ich nicht mehr in der Lage, die Arbeit fortzusetzen.“Am Tag zuvor war er gestorben. Ein neues Buch erinnert nun an das Schaffen des Zeichners, der Band versammelt alle „Peanuts“-Strips, die zwischen 1961 und 1970 in Sonntagszeitungen erschienen sind – diese Comic-Strips waren in Farbe. Das ist ein schönes Wiedersehen mit dem stets bedröppelten Charlie Brown, mit Lucy, Schroeder und dem Hund Snoopy, eine Übersicht auf mehr als 500 Seiten. Wer davon noch nicht genug hat oder mehr braucht, dem sei die „Peanuts“-Werkausgabe empfohlen, die seit zehn Jahren nach und nach erscheint. Umfang: 25 Bände. kl das Genre von Kolleginnen wie Mariah Carey unter weißen Pelzmänteln erstickt wurde. Kelela und Co knüpfen bei Aaliyah und TLC an, und sie errichten auf diesem Fundament ihre eigenen Klangskulpturen. Kelela spielt die Künstlichkeit ihrer Kompositionen gegen die Hingabe aus, mit der sie ihre Geschichten von Anziehung und Abstoßung erzählt. Sie schmeichelt und klagt, und die variantenreichen Arrangements reagieren unmittelbar auf die Temperaturschwankungen. Es gibt viele Schichten und Lagen in diesen Songs. Nie ist absehbar, wie ein Lied endet, wie es sich auffächern wird. Alle Spielarten des Zusammenseins zweier Menschen werden durchdekliniert. Manchmal lässt sich Kelela schartige und stark gebrochene Beats von Arca basteln, der auch Björk und Kanye West beliefert. „Take Me Apart“ist eine unerhörte und überwältigende digitale Fantasie. Sie handelt von der Beziehung zwischen Körpern in der Gegenwart. Philipp Holstein