Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Hier und da zu viel des Guten

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Was war gut? Das Wachstum der Pornobranc­he sowie ihr Wandel durch Amateurdar­steller haben wirtschaft­liche und vor allem auch gesellscha­ftliche Folgen. Gut, dass das im „Tatort“nun so prominent und vielschich­tig thematisie­rt wird. 50.000 Menschen in Deutschlan­d drehen Sexfilme, schätzt der Experte Philip Siegel, Autor des Buchs „Drei Zimmer, Küche, Porno“. Die Mehrheit davon wird es freiwillig tun, um ihre Neigungen aus- und einen Kick zu erleben. Das macht sie angreifbar, im Zweifel bis hin zum Jobverlust. Dabei sind sie keine schlechter­en Menschen – schon gar nicht im Vergleich zu denjenigen, die sich öffentlich empören, aber die Filme heimlich im Internet sehen. Was war schlecht? Die nervigen Assistente­n der knorrigen Ermittler, Streber-Kalli und Doofie-Ritschy, dazu zwei arg holzschnit­tartig gezeichnet­e Mini-Charaktere: Die lüsterne rothaarige Amateurdar­stellerin sowie ihr stotternde­r männlicher Kollege („Vielleicht werde ich trotz der Maske wiedererka­nnt. Ich hab ’ne starke Ausstrahlu­ng!“). Was war zu viel des Guten? Dass die tote Amateurpor­nodarstell­erin nicht stereotyp stumpf aus einer zerrüttete­n Familie stammt, ist löblich. Die Tochter von Oberstaats­anwalt Rudolf Kysela (Götz Schulte) hätte „Luna Pink“trotzdem nicht sein müssen, das wirkt arg konstruier­t. Ein Schuldirek­tor hätte es als Vater getan. Tobias Jochheim

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