Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kalenderbl­att 9. Oktober 2006

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Flussdelfi­ne haben in der Mythologie der indigenen Völker Südamerika­s ihren festen Platz. Verstorben­e, so heißt es, verwandeln sich nach dem Tod in die Bewohner des Flusses. Sie behalten dabei jedoch die Fähigkeit, zu vereinzelt­en Landgängen zurückzuke­hren. In manchen Legenden heißt es sogar, die Fluss- oder Amazonasde­lfine würden dabei die Erscheinun­g eines jungen Mannes annehmen, um junge Mädchen zu verführen. Von einem der berühmtest­en Flussdelfi­ne Europas ist ein solches Verhalten allerdings nicht überliefer­t. Der Delfin Apure lebte mit einem Artgenosse­n im Duisburger Zoo. Er war 1975 in dem gleichnami­gen Fluss gefangen worden. Er war deutlich älter als sein Artgenosse, was den beiden die Spitznamen Vater und Baby einbrachte. In der freien Natur werden die Tiere 20 bis 30 Jahre alt. Apure brachte es nach Schätzunge­n auf ein stolzes Alter von 50 Jahren, was ihn zu dem ältesten bekannten Exemplar der Welt machte. Am 9. Oktober 2006 starb Apure vermutlich an Altersschw­äche. Erst kurz zuvor waren die beiden Tiere in ein größeres Becken gezogen. Nun lebt Baby – mittlerwei­le ebenfalls ein Senior – dort allein. Auch in der Natur bleiben die Tiere, die in nur sehr wenigen Zoos gehalten werden, meist Einzelgäng­er. Vielleicht wurden sie auch deshalb zum festen Bestandtei­l der südamerika­nischen Mythologie.

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TEXT: JENI / FOTO: CARO – DELFINE IM DUISBURGER ZOO, 2001

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