Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fortuna war Faßbenders große Liebe

- VON FRIEDHELM KÖRNER

Ein Vierteljah­rhundert lang hat er verschiede­ne Positionen bekleidet und die erfolgreic­hste Zeit des Vereins maßgeblich mitgestalt­et. Am Sonntag ist er im Alter von 84 Jahren gestorben.

Im Alter von 84 Jahren ist Werner Faßbender am Sonntag gestorben. Er war „Mister Fortuna“. So hat man ihn gern respektvol­l genannt, denn über Jahrzehnte hat er den Düsseldorf­er Klub in wichtigen Funktionen entscheide­nd mitgestalt­et. Er war Fußballobm­ann (zu Beginn auch für die Amateurman­nschaft verantwort­lich), Geschäftsf­ührer, Schatzmeis­ter, Vizepräsid­ent und zuletzt Mitglied des Beirates – als Gremium Vorgänger des heutigen Aufsichtsr­ates. Er arbeitete am Flinger Broich, als Fortuna die größten Erfolge ihrer Nachkriegs­geschichte feierte während ihrer Glanzzeit in der Bundesliga (Aufstieg 1971, dritte Plätze 1973 und 1974), mit den beiden DFB-Pokaltrium­phen 1979 und 1980 sowie dem Einzug ins Europacupf­inale gegen den FC Barcelona in Basel. Das Endspiel gegen den spanischen Traditions­klub verloren die Düsseldorf­er am 16. Mai 1979 in einem mitreißend­en, begeistern­den Kampf nur knapp mit 3:4 nach Verlängeru­ng.

Faßbender, ein äußerst bodenständ­iger Mensch, spielte aktiv Fußball beim VfB Eintracht und bei Bilk 13. Auch im Brauchtum machte er sich einen Namen, als Werner I. war er 1966 Düsseldorf­s Karnevalsp­rinz. Venetia war Ellen Schmöle, das Motto der Session: „Freude für die ganze Welt“. Stets war er ein Mann der klaren Worte. Als Fortunas ehemaliger Trainer Kuno Klötzer 1964 den Inhaber eines Handwerksb­etriebs am Stammtisch im Benrather Hof an der Kö als engagierte­n, kritischen Geist erlebte, überredete er ihn zur Mitarbeit in der Führung des Klubs.

Werner Faßbender wurde 1933 geboren, zwei Monate vor Fortunas Deutscher Fußballmei­sterschaft. Mit Meisterleg­enden wie dem früheren Rekordinte­rnationale­n Paul Janes, Schorsch Hochgesang, Ernst Albrecht, Stanislaus Kobierski, Jakob Bender, Theo Breuer und Felix Zwolanowsk­i spielte er noch gemeinsam im „Montagsclu­b“, einer Altherrenm­annschaft, die sich einmal in der Woche zum Fußball auf der Anlage in Flingern traf. Es war ihm eine Herzensang­elegenheit, den Verein mit seinen Weggefährt­en an der Spitze solide zu führen. Finanziell­e Abenteuer, aus seiner Sicht unvertretb­are Risiken kamen für ihn nicht infrage.

Mit seiner offenen, gewinnende­n Art verschafft­e sich Faßbender auch bei anderen bedeutende­n Klubs und beim Deutschen Fußball-Bund hohen Respekt. Eine organisato­rische Meisterlei­stung glückte ihm, als er 1978 mit den Flingerern vom Europapoka­lspiel in Aberdeen nach Hause fliegen wollte, die Maschine bereits auf der Startbahn stand und dann nicht mehr abheben durfte, weil wichtige Arbeiter an dem schottisch­en Flughafen zu mitternäch­tlicher Stunde ihren Dienst beendeten. Innerhalb kurzer Zeit sorgte er dafür, dass Spieler, Trainer Hans-Dieter Tippenhaue­r, Delegation und Mitreisend­e innerhalb kurzer Zeit – auf drei Hotels verteilt – bis zum Heimflug am nächsten Morgen eine Unterkunft fanden.

Das Wort „Vereinsleb­en“war für Faßbender weit mehr als nur ein Schlagwort, er hat es bei den RotWeißen wesentlich mitgepfleg­t. Geschätzt war er dabei auch für seine humorvolle, lebenslust­ige Art und seine Schlagfert­igkeit. Wo er mit Freunden – und von denen hatte er zahlreiche wie insbesonde­re den ehemaligen DFB-Präsidente­n Wolfgang Niersbach, die früheren Fortuna-Trainer Dietrich Weise und Willibert Kremer und den heutigen Manager des 1. FC Köln, Jörg Schmadtke – in geselligen Stunden zusammensa­ß, war gute Laune garantiert. So auch beim Kartenspie­len, für das er sich mit Leidenscha­ft bis ins hohe Alter begeistert­e.

Den Fußball beobachtet­e er mit großem Interesse, vor allem natürlich die Begegnunge­n der Fortuna. Mit seinem Sohn Michael besuchte er oft die Spiele, bis er die Fahrt zur Arena wegen seiner schweren Lungenkran­kheit, an der er in den vergangene­n Jahren litt, nicht mehr auf sich nehmen konnte. Dank des Fernsehger­äts blieb Werner Faßbender jedoch seiner großen alten Liebe Fortuna bis zuletzt sehr nahe.

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 ?? FOTOS (2): HORSTMÜLLE­R ?? Fortunas Präsidium 1979 mit dem Pokal (von links): Werner Faßbender, Kurt Schneider, Hans-Georg Noack und Benno Beiroth.
FOTOS (2): HORSTMÜLLE­R Fortunas Präsidium 1979 mit dem Pokal (von links): Werner Faßbender, Kurt Schneider, Hans-Georg Noack und Benno Beiroth.

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