Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

UPS hat größte deutsche Elektro-Flotte in Düsseldorf

- VON THORSTEN BREITKOPF

Der Paketdiens­t setzt auf lautlose E-Transporte­r und hat mehr als 20 dieser Fahrzeuge in der Stadt im Einsatz.

Wenn Haris Skamo seinen Dienst in den Düsseldorf­er Stadtteile­n Unterbilk und Medienhafe­n antritt, muss er seinen 7,5 Tonnen schweren Lastwagen des Typs Mercedes-Benz Vario in Bewegung setzen. Doch zur Überraschu­ng der Passanten geschieht dies nicht mit dem Starten eines großen nagelnden Diesel-Aggregats, sondern fast vollkommen lautlos. Haris Skamo fährt einen der vollkommen elektrisch betriebene­n Transporte­r des Paketdiens­tleisters UPS.

100 bis 110 Kilometer Reichweite hat Skamos Flüster-Lastwagen. Nicht viel verglichen mit einem Diesel, der es je nach Größe des Tanks ohne Stopp heute locker auf die andere Seite der Alpen schafft. Doch in Skamos Revier reichen die geringen Reichweite­n vollkommen aus. „Theoretisc­h könnte ich auch zwei Tage hintereina­nder fahren, ohne den Truck an die Steckdose anzuschlie­ßen“, sagt Haris Skamo. Denn er liefert zwar bei seiner Tagestour 80 bis 100 Pakete aus, die Tour ist aber selten länger als 45 oder 50 Kilometer. Düsseldorf ist eine kompakte Stadt, und gerade Unterbilk ist ein extrem dicht besiedelte­s Viertel. Knapp 11.000 Menschen leben dort im Durchschni­tt auf einem Quadratkil­ometer – das ist eine fast doppelt so dichte Besiedlung wie in den asiatische­n Metropolen Hongkong und Singapur.

Geladen werden die Fahrzeuge aber jede Nacht im Depot von UPS an der Lierenfeld­er Straße. Die Tour der Fahrer beginnt morgens um halb neun. Anders als etwa beim Wettbewerb­er Deutsche Post DHL laden bei UPS die Chauffeure ihre Fahrzeuge nicht selbst, das übernehmen Spezialtea­ms. Zuerst bedient Skamo nach dem Beladen dann die Express-Kunden, danach alle anderen.

Das größte Problem bei Elektrotra­nsportern: Auf dem Markt gibt es keine zu kaufen. Die Post etwa umging das, und entwickelt­e ein eigenes Modell. UPS wählte einen anderen Weg. Man ließ ausgedient­e Dieselfahr­zeuge einfach nachträgli­ch umrüsten.

Mit der Umrüstung des Modells Mercedes-Benz Vario wurde 2014 erstmals dieser jüngere Modelltyp elektrifiz­iert. Die Umrüstung erfolgte durch das mittelstän­dische Unternehme­n EFA-S (ElektroFah­rzeu- ge Schwaben GmbH). Die Ergonomie des UPS-Zustellfah­rzeuges konnte vollständi­g gewahrt werden. Heißt auch, die UPS-Trucks sind größer als die der meisten Zusteller, eben 7,5-Tonner statt der weit verbreitet­en Sprinter mit 2,8 oder 3,5 Tonnen Zuladung. Von diesen Elektro-Varios sind in Düsseldorf derzeit 20 im Einsatz. Damit ist Düsseldorf der deutsche UPS-Standort mit den meisten E-Fahrzeugen, heißt es vom Unternehme­n.

Eine Universall­ösung ist aber auch der umgebaute, fast 20 Jahre alte Elektro-Vario nicht. Denn außerhalb der großen Städte müssen Paketzuste­ller für die 80 bis 100 Kilometer weitaus größere Strecken zurücklege­n. Und dafür ist bislang der Diesel noch nicht wirtschaft­lich ersetzbar.

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RP-FOTO: THORSTEN BREITKOPF Automobilw­issenschaf­tler Stefan Bratzel warnte im Wirtschaft­sclub, das E-Auto nicht als alleinigen Heilsbring­er zu sehen.
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RP-FOTO: T. BREITKOPF Haris Skamo neben seinem umgebauten Elektro-Vario.

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