Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Pflichtversicherung für Tickets wäre sinnvoll
Der Vorschlag der Verbraucherschützer, Fluggesellschaften zu einer Insolvenzversicherung für Tickets zu verpflichten, ist vernünftig. Seine Stärke liegt darin, dass er die Verbraucher schützt und marktwirtschaftlich funktioniert. Was den Verbraucher angeht: Versicherungskonzerne können viel besser als Kunden einschätzen, ob eine Airline von der Pleite bedroht ist. Was den Markt betrifft: Die grundsolide Lufthansa würde die Versicherung nur wenige Cent pro Ticket kosten, schwache Anbieter hingegen müssten zwei oder drei Euro pro Reisendem zahlen.
Gleichzeitig müssen die Grenzen einer solchen Idee gesehen werden: Ist es im Zeitalter der Globalisierung wirklich denkbar, dass Deutschland oder die Europäische Union allen in Europa fliegenden Airlines eine solche Police zur Auflage machen? Und die Verbraucher sollten auch selbstkritisch sein: Millionen Bürger buchen Flüge bei Airlines aus den Golfstaaten, obwohl es bei denen keinerlei Rechte für Arbeitnehmer gibt. Und jetzt sollen wir erwarten, dass eben diese Schnäppchenjäger beim Buchen eines Fluges auf eine bestehende Insolvenzversicherung achten? Vielleicht ja schon, denn es geht ja um die eigene Kasse. BERICHT 100.000 WEITERE FLUGTICKETS VERFALLEN, TITELSEITE
Die Metall-Arbeitgeber befinden sich in einer Zwickmühle. Wirtschaftlich geht es der Branche prächtig. Noch gibt es keinerlei Anzeichen eines konjunkturellen Einbruchs. Entsprechend selbstbewusst kann die IG Metall in die Tarifgespräche für die 2,4 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie starten – und tut dies mit ihrer hohen Lohnforderung auch. Zudem wird wohl kein Unternehmer verneinen können, dass es Sinn macht, für die Pflege eines Angehörigen und die Erziehung von Kindern Arbeitszeit zu reduzieren. Auch für die Schonung von besonders belasteten Schichtarbeitern lassen sich gute Argumente finden.
Doch dass IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärt, beides – die Geldforderung von sechs Prozent und der Entgeltausgleich bei Arbeitszeitabsenkung – hätten nichts miteinander zu tun, ist eine originelle Betrachtungsweise. Beides kostet Geld, das die Firmen dringend benötigen, um etwa die Digitalisierung im Betrieb voranzubringen. Ganz zu schweigen davon, dass völlig ungeklärt ist, wie die wegbrechende Arbeitskraft eigentlich ausgeglichen werden soll. BERICHT
IIG Metall überzieht
Die Revolte bleibt aus
m letzten Augenblick ist Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont vor einem Schritt zurückgezuckt, der schwerwiegende Folgen hätte haben können. Die von ihm gestern vorgeschlagene Aussetzung der Unabhängigkeitserklärung schafft zunächst einmal Zeit, um die erhitzten Gemüter abzukühlen. Die offene Revolte gegen Madrid, die von den katalanischen Nationalisten bis zuletzt gefordert wurde, bleibt also aus. Vorerst jedenfalls, denn natürlich will Puigdemont den aufgebauten Druck nun nutzen, um weitgehende Zugeständnisse der spanischen Zentralregierung zu erreichen.
Ministerpräsident Mariano Rajoy, der sich beim Management der Krise bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, ist trotzdem gut beraten, jetzt einen Schritt auf die Katalanen zuzugehen. Denn selbstverständlich ist eine politische Lösung der Krise bei etwas gutem Willen auf beiden Seiten möglich. Die harten Verfechter einer völligen staatlichen Souveränität Kataloniens wird das natürlich niemals zufriedenstellen. Aber vielleicht nehmen sie endlich zur Kenntnis, dass sie in der Minderheit sind. BERICHT KATALONIEN VERSCHIEBT ABSPALTUNG, TITELSEITE