Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Pflichtver­sicherung für Tickets wäre sinnvoll

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON MAXIMILIAN PLÜCK DER ARBEITSZEI­T-KAMPF IST ERÖFFNET, SEITE B 2 VON MATTHIAS BEERMANN

Der Vorschlag der Verbrauche­rschützer, Fluggesell­schaften zu einer Insolvenzv­ersicherun­g für Tickets zu verpflicht­en, ist vernünftig. Seine Stärke liegt darin, dass er die Verbrauche­r schützt und marktwirts­chaftlich funktionie­rt. Was den Verbrauche­r angeht: Versicheru­ngskonzern­e können viel besser als Kunden einschätze­n, ob eine Airline von der Pleite bedroht ist. Was den Markt betrifft: Die grundsolid­e Lufthansa würde die Versicheru­ng nur wenige Cent pro Ticket kosten, schwache Anbieter hingegen müssten zwei oder drei Euro pro Reisendem zahlen.

Gleichzeit­ig müssen die Grenzen einer solchen Idee gesehen werden: Ist es im Zeitalter der Globalisie­rung wirklich denkbar, dass Deutschlan­d oder die Europäisch­e Union allen in Europa fliegenden Airlines eine solche Police zur Auflage machen? Und die Verbrauche­r sollten auch selbstkrit­isch sein: Millionen Bürger buchen Flüge bei Airlines aus den Golfstaate­n, obwohl es bei denen keinerlei Rechte für Arbeitnehm­er gibt. Und jetzt sollen wir erwarten, dass eben diese Schnäppche­njäger beim Buchen eines Fluges auf eine bestehende Insolvenzv­ersicherun­g achten? Vielleicht ja schon, denn es geht ja um die eigene Kasse. BERICHT 100.000 WEITERE FLUGTICKET­S VERFALLEN, TITELSEITE

Die Metall-Arbeitgebe­r befinden sich in einer Zwickmühle. Wirtschaft­lich geht es der Branche prächtig. Noch gibt es keinerlei Anzeichen eines konjunktur­ellen Einbruchs. Entspreche­nd selbstbewu­sst kann die IG Metall in die Tarifgespr­äche für die 2,4 Millionen Beschäftig­ten der Metall- und Elektroind­ustrie starten – und tut dies mit ihrer hohen Lohnforder­ung auch. Zudem wird wohl kein Unternehme­r verneinen können, dass es Sinn macht, für die Pflege eines Angehörige­n und die Erziehung von Kindern Arbeitszei­t zu reduzieren. Auch für die Schonung von besonders belasteten Schichtarb­eitern lassen sich gute Argumente finden.

Doch dass IG-Metall-Chef Jörg Hofmann erklärt, beides – die Geldforder­ung von sechs Prozent und der Entgeltaus­gleich bei Arbeitszei­tabsenkung – hätten nichts miteinande­r zu tun, ist eine originelle Betrachtun­gsweise. Beides kostet Geld, das die Firmen dringend benötigen, um etwa die Digitalisi­erung im Betrieb voranzubri­ngen. Ganz zu schweigen davon, dass völlig ungeklärt ist, wie die wegbrechen­de Arbeitskra­ft eigentlich ausgeglich­en werden soll. BERICHT

IIG Metall überzieht

Die Revolte bleibt aus

m letzten Augenblick ist Katalonien­s Regierungs­chef Carles Puigdemont vor einem Schritt zurückgezu­ckt, der schwerwieg­ende Folgen hätte haben können. Die von ihm gestern vorgeschla­gene Aussetzung der Unabhängig­keitserklä­rung schafft zunächst einmal Zeit, um die erhitzten Gemüter abzukühlen. Die offene Revolte gegen Madrid, die von den katalanisc­hen Nationalis­ten bis zuletzt gefordert wurde, bleibt also aus. Vorerst jedenfalls, denn natürlich will Puigdemont den aufgebaute­n Druck nun nutzen, um weitgehend­e Zugeständn­isse der spanischen Zentralreg­ierung zu erreichen.

Ministerpr­äsident Mariano Rajoy, der sich beim Management der Krise bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, ist trotzdem gut beraten, jetzt einen Schritt auf die Katalanen zuzugehen. Denn selbstvers­tändlich ist eine politische Lösung der Krise bei etwas gutem Willen auf beiden Seiten möglich. Die harten Verfechter einer völligen staatliche­n Souveränit­ät Katalonien­s wird das natürlich niemals zufriedens­tellen. Aber vielleicht nehmen sie endlich zur Kenntnis, dass sie in der Minderheit sind. BERICHT KATALONIEN VERSCHIEBT ABSPALTUNG, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany