Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Jetzt schlägt die Stunde der Kartellwächter
Das war’s. Von der zweitgrößten deutschen Fluglinie bleibt nichts als ein gebrochenes Schokoherz. Es ist ein beschämender Tag für frühere Vorstände und Kontrolleure, die Air Berlin mit Größenwahn und Ignoranz in den Abgrund geflogen haben. Es ist ein bitterer Tag für Tausende Mitarbeiter und Hunderttausende Passagiere. Es ist ein guter Tag für die Lufthansa: Der Konzern, der 2015 mit Germanwings-Absturz, Dauerstreiks und drohendem Dax-Abstieg Schlagzeilen machte, fliegt wieder vorneweg. Er ist einen Konkurrenten los und kommt günstig an Slots und Maschinen.
Die Lufthansa hat zu Recht den Zuschlag bekommen. Andere konnten mit ihren teils windigen Angeboten nicht überzeugen. Nun schlägt die Stunde der Kartellwächter. Die Lufthansa macht es sich zu einfach, wenn sie auf den scharfen Wettbewerb in Europa verweist. Die Behörden werden prüfen, ob es zu Monopolen bei einzelnen Standorten und Strecken kommt. Entscheidend ist, wie es auf den „relevanten Märkten“aussieht, wie Ökonomen sagen. Die gründliche Prüfung ist umso wichtiger, als die Konsolidierung der Branche, die sich in eine ruinöse Billigflug-Konkurrenz gestürzt hatte, noch weiter geht. Air Berlin wird nicht die letzte Pleite sein. BERICHT EU PRÜFT AIR-BERLIN-DEAL, TITELSEITE
Israel als Vorwand
Dass die Unesco über die Jahre immer stärker zur Bühne nicht nur von scharfen Kritikern, sondern auch von erbitterten Feinden Israels geworden ist, muss man leider einräumen. In der Kulturorganisation der Vereinten Nationen hat sich zusehends eine anti-israelische Haltung verfestigt, die mit ihrem Auftrag, das Verständnis der Nationen untereinander zu befördern, nicht zu vereinbaren ist. Das hatte dazu geführt, dass die USA schon unter Barack Obama 2011 auf Distanz zur Unesco gingen und ihr den Geldhahn zudrehten.
Für Obamas Nachfolger Donald Trump war die Haltung der Unesco zu Israel jedoch wohl nur ein Vorwand. Der Rückzug aus der Weltorganisation passt in die Strategie der Trump-Regierung, die multilateraler Politik misstrauisch bis offen feindlich gegenübersteht. Die Aufkündigung des Pariser KlimaAbkommens passt ebenso in dieses Denkmuster wie die drohende Demontage des iranischen AtomDeals. Trump und seine Anhänger sind fest davon überzeugt, dass Amerika es im Alleingang am besten richten kann. Welch groteske Fehleinschätzung. BERICHT USA VERLASSEN KULTURORGANISATION, TITELSEITE
Opferlamm AfD
Der angebliche Grund für die Verschiebung des NRW-Parteitages der AfD klang so gut, dass man ihn fast glauben konnte: Die neue Partei könne für die Sicherheit der Bürger in Wiehl nicht garantieren, heißt es in der offiziellen Erklärung. Schließlich hätten auch der Bürgermeister der Stadt sowie SPD und Grüne zu Demonstrationen gegen den Parteitag aufgerufen, auch wenn der sie als „geschlossene Veranstaltung“doch „gar nichts“angehe. Nun ja, als Gewaltgefahr kann man Proteste von SPD und Grünen nicht gerade ansehen – kein Wunder, dass das Innenministerium die Lage bei einem Parteitag im Oberbergischen als doch beherrschbar einschätzte.
Umso bedauerlicher ist, dass die Verschiebung des Parteitags die AfD in NRW weiter nach rechts rücken lassen könnte. Die eher gemäßigte Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell haben die Partei verlassen. Auch viele andere eher bürgerliche Kräfte hören auf. Der Rest wird nicht mehr die Kraft zur Abgrenzung gegen den extremistischen Rand haben. So droht weitere Radikalisierung. BERICHT AFD SAGT LANDESPARTEITAG AB, TITELSEITE