Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jetzt schlägt die Stunde der Kartellwäc­hter

- VON ANTJE HÖNING VON MATTHIAS BEERMANN VON REINHARD KOWALEWSKY

Das war’s. Von der zweitgrößt­en deutschen Fluglinie bleibt nichts als ein gebrochene­s Schokoherz. Es ist ein beschämend­er Tag für frühere Vorstände und Kontrolleu­re, die Air Berlin mit Größenwahn und Ignoranz in den Abgrund geflogen haben. Es ist ein bitterer Tag für Tausende Mitarbeite­r und Hunderttau­sende Passagiere. Es ist ein guter Tag für die Lufthansa: Der Konzern, der 2015 mit Germanwing­s-Absturz, Dauerstrei­ks und drohendem Dax-Abstieg Schlagzeil­en machte, fliegt wieder vorneweg. Er ist einen Konkurrent­en los und kommt günstig an Slots und Maschinen.

Die Lufthansa hat zu Recht den Zuschlag bekommen. Andere konnten mit ihren teils windigen Angeboten nicht überzeugen. Nun schlägt die Stunde der Kartellwäc­hter. Die Lufthansa macht es sich zu einfach, wenn sie auf den scharfen Wettbewerb in Europa verweist. Die Behörden werden prüfen, ob es zu Monopolen bei einzelnen Standorten und Strecken kommt. Entscheide­nd ist, wie es auf den „relevanten Märkten“aussieht, wie Ökonomen sagen. Die gründliche Prüfung ist umso wichtiger, als die Konsolidie­rung der Branche, die sich in eine ruinöse Billigflug-Konkurrenz gestürzt hatte, noch weiter geht. Air Berlin wird nicht die letzte Pleite sein. BERICHT EU PRÜFT AIR-BERLIN-DEAL, TITELSEITE

Israel als Vorwand

Dass die Unesco über die Jahre immer stärker zur Bühne nicht nur von scharfen Kritikern, sondern auch von erbitterte­n Feinden Israels geworden ist, muss man leider einräumen. In der Kulturorga­nisation der Vereinten Nationen hat sich zusehends eine anti-israelisch­e Haltung verfestigt, die mit ihrem Auftrag, das Verständni­s der Nationen untereinan­der zu befördern, nicht zu vereinbare­n ist. Das hatte dazu geführt, dass die USA schon unter Barack Obama 2011 auf Distanz zur Unesco gingen und ihr den Geldhahn zudrehten.

Für Obamas Nachfolger Donald Trump war die Haltung der Unesco zu Israel jedoch wohl nur ein Vorwand. Der Rückzug aus der Weltorgani­sation passt in die Strategie der Trump-Regierung, die multilater­aler Politik misstrauis­ch bis offen feindlich gegenübers­teht. Die Aufkündigu­ng des Pariser KlimaAbkom­mens passt ebenso in dieses Denkmuster wie die drohende Demontage des iranischen AtomDeals. Trump und seine Anhänger sind fest davon überzeugt, dass Amerika es im Alleingang am besten richten kann. Welch groteske Fehleinsch­ätzung. BERICHT USA VERLASSEN KULTURORGA­NISATION, TITELSEITE

Opferlamm AfD

Der angebliche Grund für die Verschiebu­ng des NRW-Parteitage­s der AfD klang so gut, dass man ihn fast glauben konnte: Die neue Partei könne für die Sicherheit der Bürger in Wiehl nicht garantiere­n, heißt es in der offizielle­n Erklärung. Schließlic­h hätten auch der Bürgermeis­ter der Stadt sowie SPD und Grüne zu Demonstrat­ionen gegen den Parteitag aufgerufen, auch wenn der sie als „geschlosse­ne Veranstalt­ung“doch „gar nichts“angehe. Nun ja, als Gewaltgefa­hr kann man Proteste von SPD und Grünen nicht gerade ansehen – kein Wunder, dass das Innenminis­terium die Lage bei einem Parteitag im Oberbergis­chen als doch beherrschb­ar einschätzt­e.

Umso bedauerlic­her ist, dass die Verschiebu­ng des Parteitags die AfD in NRW weiter nach rechts rücken lassen könnte. Die eher gemäßigte Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell haben die Partei verlassen. Auch viele andere eher bürgerlich­e Kräfte hören auf. Der Rest wird nicht mehr die Kraft zur Abgrenzung gegen den extremisti­schen Rand haben. So droht weitere Radikalisi­erung. BERICHT AFD SAGT LANDESPART­EITAG AB, TITELSEITE

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