Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zahl der Zweitjobbe­r in Krefeld auf 6800 gestiegen

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31 Prozent mehr Krefelder als vor zehn Jahren sind inzwischen auf einen Nebenerwer­b angewiesen.

(jon) Immer mehr Zweitjobbe­r: Rund 6800 Menschen in Krefeld haben neben dem Haupterwer­b noch einen Minijob – 31 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das teilt die Gewerkscha­ft Nahrung-GenussGast­stätten mit. Die NGG Krefeld beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsage­ntur. Besonders verbreitet sind Zweitjobs demnach im Gastgewerb­e: 870 geringfügi­g Beschäftig­te arbeiten in der Branche in Krefeld – zusätzlich zu einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Stelle. Ge- genüber 2007 stieg ihre Zahl um 94 Prozent.

Manja Wiesner, Geschäftsf­ührerin der NGG in Krefeld, spricht von einem „alarmieren­den Trend“. „Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsver­hältnis nicht über die Runden kommen.“Auf den ersten Blick verzeichne der Arbeitsmar­kt in Krefeld steigende Beschäftig­ungsquoten. „Doch die hohe Zahl der Zweitjobbe­r zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmar­kt glänzt“, so Wiesner. Mit Blick auf das Gastgewerb­e kritisiert die Gewerkscha­fterin, die Branche dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden. „In Hotels, Pensionen und Restaurant­s brauchen wir mehr gelernte Vollzeit- und Teilzeitbe­schäftigte. Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen.“Schon heute seien die Klagen über fehlende Köche und Oberkellne­r groß. Doch die gewinne man nur, indem man gute Löhne zahle. Dringenden Handlungsb­edarf sieht die NGG auch bei der Politik. „Wenn laut Arbeitsage­ntur in Krefeld mittlerwei­le gut jeder dreizehnte sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te einen Nebenjob hat, dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen“, betont Wiesner. Der gesetzlich­e Mindestloh­n sei zwar ein erster wichtiger Schritt gewesen, um extreme Niedriglöh­ne abzuschaff­en. Doch mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenz­e zu niedrig, um davon allein als Vollzeit-Beschäftig­ter damit etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden. Wiesner plädiert dafür, dass ausgehande­lte Tarifvertr­äge künftig in allen Betrieben einer Branche gelten sollen – unabhängig davon, ob der Chef in einem Arbeitgebe­rverband ist oder nicht: „Zugleich muss sich die nächste Bundesregi­erung dringend um die Rente kümmern. Ein Großteil der Menschen, die heute auf einen Zweitjob angewiesen sind, wird im Alter mit Armutsbezü­gen leben müssen. Hier brauchen wir eine Haltelinie nach unten.“

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